Der Neue vom „Nudelholz“
Wirt Toni Burkert gibt mit einer großzügigen Spende seinen Einstand
Die Fußball-Weltmeisterschaft war zwar für die deutsche Nationalmannschaft ein Desaster, aber die jungen Fußballspieler des Weißenseer Fußball-Clubs können trotzdem noch von der WM profitieren.
Toni Burkert von der Weißenseer Gaststätte „Zum Nudelholz“ überreichte Vertretern der Jugendabteilung des Vereins vor wenigen Tagen den Erlös einer ungewöhnlichen Spendenaktion. An jedem WM-Spieltag organisierte er ein kleines Tippspiel auf Spendenbasis. Dabei kam eine beträchtliche Summe zusammen. Und Ernst Konrad von der benachbarten Hausverwaltung, der in diesem Jahr 25-jähriges Firmenjubiläum feiert, rundete das Ganze auf 1000 Euro auf. So konnten Burkert und Konrad jungen Spielern der 2. F- und der 2. E-Jugendmannschaft einen ganzen Fächer Euro-Scheine überreichen. Das Geld fließt in die Jugendarbeit des Vereins.
Mit seinen 14 Jugendmannschaften in allen Altersklassen zählt der Weißenseer FC zu den Fußballvereinen des Bezirks, die in der Nachwuchsarbeit besonders engagiert sind. Zugleich ist der Verein einer der traditionsreichsten. Gegründet wurde er im September 1900. Heimspielstätte ist das Stadion Buschallee an der Hansastraße.
Ebenso traditionsreich wie der Fußballverein, ist die Kiezgaststätte „Zum Nudelholz“, in der sich die erwachsenen Spieler oft nach dem Training oder Spiel treffen. Betrieben wird sie seit Mai dieses Jahres von Yvonne Neumann und ihrer Familie. Ihr Mann, Toni Burkert, hat die gastronomische Leitung übernommen. „Wir sind eine richtige Kiezgaststätte mit Berliner Küche“, sagt der Wirt. „Bei uns gibt es echte Hausmannskost. Es schmeckt wie bei Muttern.“
Anfang des vorigen Jahrhunderts befand sich auf dem Grundstück an der Falkenberger Straße 37a/38 noch die Gärtnerei Deetz. Aber 1909 eröffnete ein Fritz Dittrich in einem Ladengeschäft, das nur aus dem heutigen Tresenraum bestand, die erste Gaststätte im damaligen Dorf Neu-Weißensee. In den zurückliegenden fast 110 Jahren wechselten mehrmals die Inhaber. Der bekannteste Wirt, Heinz-Joachim Wocher, übernahm sie vor 50 Jahren. Aus dieser Zeit erzählen manche alten Stammgäste noch heute Anekdoten. Wocher legte zum Beispiel bei Regen immer Pappe im Eingangsbereich aus, auf der jeder Gast sich die Füße abtreten musste. Wer das nicht tat oder wer beim Hereinkommen nicht freundlich in die Runde grüßte, der bekam von ihm auch kein Bier. Außerdem bewegte sich Wocher nur sehr wenig hinter seinem Tresen, sodass man ihn scherzhaft ‚den Toten‘ nannte.
Rose Konrad, die Frau von Ernst Konrad, übernahm 1986 die Gaststätte. Die Wirtin haben noch heute viele Gäste in guter Erinnerung. Ihr Vorgänger erweiterte das Lokal bereits so, dass dort auch große Familienfeiern in einem separaten Saal stattfinden konnten. Der Rat des Stadtbezirks Weißensee verlieh der Restauration daraufhin das Prädikat der Speisegaststätte Preisstufe II. Die Inhaberin benannte sie schließlich in „Zum Nudelholz“ um.
Seit Mai leitet nun Toni Burkert das Lokal. „Ich bin quasi zu meinen Wurzeln zurückgekehrt“, sagt er. „Denn ich bin in Weißensee zur Welt gekommen, ging hier zur Schule, habe dann aber zum Beispiel im Reinhard’s, in einer Gaststätte am Hackeschen Markt, im Sony-Center und anderen Restaurants gearbeitet. Nun bin ich in der ursprünglichsten Weißenseer Gaststätte gelandet. Und das genieße ich. Hier ist das nicht so anonym. Man kennt sich und man versteht sich.“
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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