Wie Weißensee zu seinem Wappen kam
Erst der Berliner Senat verlieh es 1992 offiziell

Dieses Wappen verlieh der Senat dem Bezirk vor zirka 25 Jahren offiziell.  | Foto: Sammlung der Weißenseer Heimatfreunde
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von Bernd Wähner

Weißensee ist heute zwar ein Ortsteil von Pankow. Aber der einst eigenständige Bezirk hatte auch ein eigenständiges Wappen.

Das wird heute zwar nicht mehr offiziell für den Bezirk verwendet, aber als Ortsteilwappen allemal. Man findet es zum Beispiel noch an einigen Stellen im ehemaligen Rathaus Weißensee an der Berliner Allee. Und eingefleischte Weißensee-Fans verwendet es natürlich auch noch im privaten Bereich.

Auch wenn es Weißensee bereits seit mindestens 705 Jahren gibt: Die einstige Dorfgemeinde hatte bis Anfang des 20. Jahrhunderts gar kein Wappen. Für Siegel wurden einfach Schriftzüge der Verantwortlichen verwendet. Später waren es zwei miteinander durch eine Schleife verbundene Lorbeerzweige. Das änderte sich 1905, als Alt-Weißensee und Neu-Weißensee zu einer Einheitsgemeinde fusionierten. Pfarrer Alexander Giertz hatte aus diesem Anlass eine umfangreiche Chronik von Weißensee verfasst. Er nutzte diese Gelegenheit, um auch ein Wappen vorzuschlagen. Als Mann der Kirche nahm er dazu als Vorlage Gegenstände, die mit der Alten Pfarrkirche an der Berliner Allee im Zusammenhang standen: Richtrad und Richtschwert aus der Legende um die Heilige Katharina.

Diesen Wappenvorschlag nahm die Gemeindevertretung zwar entgegen, fasste aber nie einen Beschluss dazu. 1912 landete der Wappenvorschlag zunächst in der Schublade. Der damalige Gemeindebaurat Carl James Bühring hatte einen eigenen Wappenentwurf vorgelegt. Dieser Entwurf ging von weltlichen Gegebenheiten aus. Er zeigte zwei Menschen, die die alte Gemeinde Weißensee und Neu-Weißensee versinnbildlichen sollten. Gemeinsam schreiten sie über den (Weißen) See und tragen einen großen Schlüssel. Mit diesem sollte die Zukunft Weißensees als eigenständige Stadt geöffnet werden.

Der Volksmund sah in diesem Wappen aber einen anderen Inhalt: Die feine Dame Vorort (Neu-Weißensee) schleppt das bis aufs letzte Hemd entkleidete Dorf (Alt-Weißensee) mit sich herum. Trotz dieser kritischen Bemerkungen stimmte die Gemeindevertretung diesem Wappen zu. Trotzdem kam es kaum zum Einsatz. Das lag vermutlich daran, dass man Weißensee das angestrebte Stadtrecht verweigerte. Stattdessen wurde der Ort 1920 nach Berlin eingemeindet. Damit erledigte sich auch das Wappen Bührings. Im neu entstandenen Berliner Bezirk Weißensee erinnerte man sich aber des Entwurfs von Alexander Giertz. Und so wurde fortan das Richtrad-und-Richtschwert-Wappen für den Bezirk verwendet, ohne irgendwelche amtliche Bestätigung. Dieses Wappen überstand Weimarer Republik, NS- und DDR-Zeit, auch wenn es manch Weißenseer als „Marterwappen“ bezeichnete.

Erstmals amtlich bestätigt wurde dieses Wappen für Weißensee erst 1992 durch den Berliner Senat. Bis zum Herbst 2009 konnte es offiziell weiter verwendet werden. Aber dann verlieh der Senat dem Bezirk Pankow, zu dem Weißensee seit 2001 gehört, ein neues Wappen, das vor zehn Jahren vom Heraldiker Jörg Mantzsch entwickelt wurde.

Das Pankower Bezirkswappen besteht aus drei Hauptelementen: einem Tor, einem Wagenrad und Hopfenblättern mit Frucht. Jedes dieser Elemente hat in der Heraldik eine bestimmte Symbolik. Das Tor steht als Symbol für Gastfreundschaft und Weltoffenheit in Pankow. Dass drei Toröffnungen zu sehen sind, hat einen historischen Bezug. Sie sollen die drei historischen Handelsstraßen Schönhauser Allee, Prenzlauer Allee und Greifswalder Straße symbolisieren, zwischen denen und um die herum sich die Ortsteile des heutigen Bezirks bildeten.

Das Wagenrad wurde aus dem Weißenseer Wappen übernommen, aber etwas abgewandelt. Es steht als Zeichen für Handel, Dienstleistung und Geschäftsleben in Pankow. Der Hopfen als Kletterpflanze symbolisiert in der Heraldik das Wachstum, sodass sich Pankow mit diesem Symbol im Wappen als Wachstumsbezirk präsentiert. Zugleich erinnert der Hopfen an die Brauereigeschichte im Bezirk. Schließlich gab es in den Pankower Ortsteilen in Hoch-Zeiten 37 Brauereien.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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