100 Jahre Groß-Berlin
Wohnen statt regieren: Das erste Weißenseer Rathaus wurde an der Albertinenstraße errichtet
Von wo aus wurde der neugegründete Bezirk Weißensee 1920 eigentlich regiert?
Weil es mit seinem Klinkermauerwerk sehr historisch aussieht, wird häufig vermutet, dass das Rathaus in der Berliner Allee 252-260 bereits ewig Weißenseer „Regierungssitz“ ist. Nur eingefleischte Weißensee-Kenner wissen, dass sich das Rathaus nach Gründung des Stadtbezirks Weißensee 1920 an der Albertinenstraße befand. Heute ist es kaum noch als solches zu erkennen, weil es inzwischen zu einem Wohnhaus umgebaut wurde.
Um die Wende zum vorigen Jahrhundert wuchs Weißensee stetig. Die Gemeindevertreter hatten deshalb den Wunsch, ein richtiges Rathaus für die immer größer werdende Kommune zu bauen. Und das wurde dann auf dem Grundstück Albertinenstraße 6-8 errichtet und 1903 eingeweiht. Für den nach der Eingemeindung gegründeten Stadtbezirk Weißensee blieb das Rathaus in seiner Funktion erhalten. Nach 1945 wurde in diesem sowie in umliegenden Gebäuden allerdings eine Polizeidienststelle eingerichtet.
Das Rathaus wurde im Herbst 1945 für einige Zeit in das sogenannte Askanierhaus an der Ecke Berliner und Liebermannstraße verlegt. Doch auch in diesem Haus konnte die Bezirksverwaltung nicht bleiben. Die Sowjetischen Aktiengesellschaft (SAG) brauchte das Gebäude für seine Verwaltung. Und ab 1953 war dort eine Dienststelle des Ministeriums für Staatssicherheit untergebracht, und zwar der Personen- und Objektschutz.
Der Rat des Stadtbezirks wurde indes in einen Teil der heutigen Grundschule am Weißensee an der Ecke Park- und Amalienstraße verlegt. Am 2. November 1990 wurde dann wieder das Askanierhaus zum Rathaus Weißensee. Und noch heute wird es von der Pankower Bezirksverwaltung genutzt, während das „alte Rathaus“ inzwischen nur noch ein Wohnhaus ist.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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