Ars cinema musste in das Frei-Zeit-Haus umziehen
Begründet wurde die Kündigung damit, dass das Dach wärmeisoliert werden soll. Wegen der anstehenden Bauarbeiten müssten die Räume leer gezogen sein. Eine Rückkehroption für den Verein gibt es allerdings nicht. "Dabei gab es 1996 sogar einen Beschluss des Gasag-Vorstandes, dass wir die Räume nutzen dürfen", sagt der Vorsitzende des Vereins ars cinema, Rainer Hässelbarth. Aber bei der Gasag drehte sich über die Jahre das Personalkarussell. Vom alten Vorstand ist keiner mehr da, und der neue fühlt sich an diesen Beschluss nach so vielen Jahren offenbar nicht mehr gebunden, wie Hässelbarth feststellen musste.
Begonnen hatte die Geschichte des Filmclubs ars cinema 1972. "Ich war damals Schichtleiter in einem Heizkraftwerk", erinnert sich Hässelbarth. "Wir machten seinerzeit eine Brigadefahrt nach Prag. Fünf Kollegen hatten Kameras dabei und filmten wie wild. Wieder in Berlin schnitten wir die Filme zusammen. Wir unterlegten sie mit Musik und luden zu einer Vorführung ein. Alle Kollegen waren begeistert." Nach diesem Erfolg entstand die Idee, einen Film-Club zu gründen. Hässelbarth sprach bei der Betriebsgewerkschaftsleitung vor. "Die fand die Idee toll und unterstützte uns", erinnert sich der Clubchef. Anfangs drehten die Amateure nur auf Super-8-Film. Schon bald konnten die Freizeit-Filmer mit finanzieller Unterstützung ihres Betriebs auf 16mm-Film umsatteln. Bisher haben die Klibmitglieder über 120 Streifen, meist Kurzfilme, gedreht.
In sein langjähriges Domizil an der Gustav-Adolf-Straße konnte der Filmclub 1984 einziehen. Drei Räume standen für den Filmschnitt, die Treffen und als Lager zur Verfügung. "Als wir hier einzogen, sah es in den Räumen richtig chaotisch aus. Wir mussten sie erst einmal in Eigenleistung herrichten", sagt Hässelbarth.
In den nächsten Tagen soll der Verein sie nun "besenrein" an die Gasag übergeben. Bis dahin müssen noch die restlichen Materialien, für die sich noch kein Abnehmer fand, ausgeräumt werden. "In den vergangenen Monaten haben wir versucht, so viel Technik und Filmmaterial wie möglich an Interessenten abzugeben", berichtet der Vereinsvorsitzende. So nahm das Filmmuseum Potsdam dem Verein 16- und 8mm-Filme und alte 16mm-Kameras ab. Etliches an Technik musste entsorgt werden. Für Hässelbarth fühlt sich das alles wie die eigene Wohnungsauflösung an. "Die Clubräume waren über viele Jahre mein zweites Zuhause", sagt er.
Als der Verein im Spätsommer die Kündigung erhielt, waren die Mitglieder erst einmal wie vor den Kopf gestoßen. Wo sollten sie sich nun treffen? Ein Gespräch mit dem Frei-Zeit-Haus brachte Erleichterung. Man bot ars cinema an, sich künftig im Nachbarschaftshaus zu treffen.
Ab Februar führt der Verein nun an jedem ersten und dritten Donnerstag im Monat von 18 bis 21 Uhr seine Clubabende im Frei-Zeit-Haus durch. "Wir müssen hier zwar jedes Mal unsere Technik wieder neu aufbauen, aber zumindest haben wir einen neuen Ort für unsere Treffen", so Hässelbarth. Gäste sind übrigens willkommen.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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