Berliner Gedenktafel erinnert an das frühe Maueropfer
Peter Fechter war nicht der erste Mauertote, aber sein Schicksal bewegte besonders viele Menschen. Er wuchs in Weißensee auf. Die Schule verließ er im Alter von 14 Jahren. Dann absolvierte er eine Maurerlehre. Seine älteste Schwester lebte bereits vor dem Mauerbau im Westteil der Stadt. Deshalb überlegte er mit einem Arbeitskollegen, wie und wo er dorthin flüchten könnte. Beide entschieden sich schließlich für eine Stelle an der Zimmerstraße, zwischen Mitte und Kreuzberg.
Am 17. August 1962 verließ Peter Fechter morgens die elterliche Wohnung an der Behaimstraße 11. Nur wenige Stunden später starb er bei seinem Fluchtversuch an der Berliner Mauer. Ein Grenzsoldat hatte ihn ohne Vorwarnung angeschossen. Schwer verletzt und hilflos blieb der 18-Jährige auf dem Todesstreifen liegen und verblutete. Seinem Freund gelang die Flucht. Das Foto vom sterbenden Peter Fechter, der von den Grenzsoldaten weggetragen wurde, ging um die Welt. An sein Schicksal erinnert heute eine Gedenkstele an der Zimmerstraße. Beigesetzt wurde Peter Fechter auf dem Friedhof an der Indira-Gandhi-Straße in Weißensee. In den vergangenen Jahren versuchte die Bezirksverordnetenversammlung bereits viermal den Senat dazu zu bewegen, Peter Fechters Grab zur Berliner Ehrengrabstätte zu ernennen, berichtet Bürgermeister Matthias Köhne (SPD). Weil das bisher von der Senatskanzlei abgelehnt wurde, gab es nun Bestrebungen im Bezirk, eine Gedenktafel am früheren Wohnhaus von Peter Fechter anzubringen. Zeitgleich entwickelte sich bei der Wohnungsbaugesellschaft Gesobau solch eine Initiative. Michael Schneider, der seit einiger Zeit für den Bereich Technik im Weißenseer Wohnungsbestand der Gesobau zuständig ist, erfuhr in einem Fernsehbeitrag, dass das Maueropfer in der Behaimstraße 11 wohnte. Er ergriff die Initiative und beantragte mit seinen Kollegen bei der Historischen Kommission zu Berlin eine Berliner Gedenktafel. Mit Erfolg.
"Peter Fechter ist einer der berühmtesten Mauertoten. Sein Schicksal verdeutlicht bis heute, wie wertvoll Freiheit und Demokratie sind, zwei Güter, die wir in unserem Alltag oft für selbstverständlich halten", sagt Bürgermeister Matthias Köhne bei der Tafelenthüllung.
Und Lars Holborn, Prokurist der Gesobau, ergänzt: "Mit der Gedenktafel möchten wir daran erinnern, dass Peter Fechter einer von ganz vielen normalen Berlinern war. Er war einer von den Menschen mit Träumen, Wünschen und Hoffnungen, die sich nicht von der deutschen Teilung aufhalten ließen." An der Enthüllung der Gedenktafel nahm auch Peter Fechters Schwester Gisela Geue teil, die noch heute in Pankow lebt.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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