Caligariplatz bekam vor zehn Jahren seinen Namen
Am 7. September gegen 15 Uhr wird zunächst eine Gedenkplatte für Karl Friedrich Wilhelm Grassnick auf den Platz eingelassen. Ihm gehörte seit 1876 das Lokal, das früher auf dem Platz an der Prenzlauer Promenade stand. Er stellte es unter anderem Sozialdemokraten als Vereinstreffpunkt zur Verfügung. Im Oktober 1878 trat allerdings Bismarcks Sozialistengesetz in Kraft. Die Behörden wiesen ihn daraufhin aus Berlin aus. An diesen streitbaren Mann soll jetzt auf dem Platz erinnert werden.Außerdem eröffnet am 7. September um 16 Uhr im Bauwagen der Brotfabrik eine Ausstellung. Ralf Herzig fotografierte Anwohner und Gewerbetreibende rund um den Caligariplatz. Die Ergebnisse seines Projektes werden bis in den September hinein gezeigt. Am 8. und 9. September jeweils um 21 Uhr wird auf dem Caligariplatz "umsonst und draußen" das Meisterwerk "Das Cabinet des Dr. Caligari" gezeigt. Begleitet wird der Stummfilm mit Livemusik.
Dass es heute den Caligariplatz gibt, ist "Glashaus - Verein der Nutzer der Brotfabrik" zu verdanken. "Wir hatten uns schon längere Zeit mit der Geschichte des Platzes befasst", sagt der Geschäftsführer der Brotfabrik, Jörg Fügmann. "Es war für uns schon etwas merkwürdig, dass die Fläche am Schnittpunkt zwischen Heinersdorfer Straße und Prenzlauer Promenade namenlos war." Seinerzeit hatte die Brotfabrik gerade ihren Haupteingang zum Platz hin verlegt. So entstand die Idee, eine Benennung des Platzes anzuschieben.
Namensgeber wurde die Hauptfigur aus dem berühmten expressionistischen Film "Das Cabinet des Dr. Caligari" von Robert Wiene. Bereits am 17. Juni 2002 gab es eine symbolische Benennung des Platzes, aber am 7. September 2002 konnte mit einer offiziellen Feier der Platz benannt werden, und es wurden die offiziellen Straßenschilder enthüllt. Mit der Benennung war das Engagement der Brotfabrik für den Platz aber nicht abgeschlossen. "Wir setzten uns dann sofort für eine Neugestaltung der Fläche ein, denn die sah eigentlich nicht wirklich schön aus", so Fügmann. Deshalb wurde ein Wettbewerb ausgelobt. Universitäten und Hochschulen wurden angeschrieben, 42 Entwürfe von Studenten eingereicht.
Schließlich entschied sich die Fachjury für die Vorschläge der Studentinnen Susanne Becker und Kerstin Gehring von der TU Dresden. Im Rahmen der Umbauarbeiten auf der Prenzlauer Promenade wurde der Platz auf der Grundlage des Entwurfs umgestaltet. Für viele Weißenseer ist es heute normal, dass es vor der Brotfabrik einen Platz gibt. Nur wenige wissen, dass dort bis in die 20er-Jahre mal Häuser standen. Auch deren Geschichte hat "Glashaus" recherchiert.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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