Denkmalamt veröffentlicht Inventar des Jüdischen Friedhofs

Bauleute und Restauratoren stellen Grabmäler wieder her und sorgen für ihre Standsicherheit. | Foto: Caspar
  • Bauleute und Restauratoren stellen Grabmäler wieder her und sorgen für ihre Standsicherheit.
  • Foto: Caspar
  • hochgeladen von Helmut Caspar

Weißensee. Seit Jahren unternehmen das Land Berlin, die Bundesregierung und die Berliner Jüdische Gemeinde große Anstrengungen, um wertvolle Grabmäler auf dem 40 Hektar großen Jüdischen Friedhof in Weißensee, aber auch die ihn umgebende Mauer zu sanieren und zu restaurieren. Ein neuer Inventarband erfasst die Grabstätten und erläutert die Entwicklung des Friedhofs von 1880 bis heute.

Das im Michael Imhof Verlag Petersberg erschienene Buch in deutscher und englischer Sprache mit Vorworten des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit und weiterer Persönlichkeiten beantwortet unter anderem die Frage, wie viele Bestattungen auf dem Friedhof erfolgt sind, was die hebräischen Inschriften auf den Grabsteinen und Mausoleen bedeuten, wer diese Gedenkstätten gefertigt hat und in welchem Zustand sie sich heute befinden. Die Autoren gehen ferner der Frage nach, wer die rund 115 000 bestatteten Personen waren, welche Stellung sie in der Jüdischen Gemeinde einnahmen und wie sich an den reich geschmückten Grabmälern die Emanzipation der Berliner Juden seit dem 19. Jahrhundert ablesen lässt. Die Forschungen des Landesdenkmalamtes unterstreichen die große Vielfalt bei der künstlerischen Gestaltung der Grabmäler sowie bei den Inschriften und Widmungen, von denen einige auch die Namen derjenigen nennen, die in den nationalsozialistischen Vernichtungslagern ermordet wurden. Ungeachtet mancher Verluste ist die Pracht vieler Grabmäler gut zu erkennen, nach und nach werden beschädigte Anlagen von Restauratoren wiederhergestellt. Michael Müller, der für Stadtentwicklung und Denkmalschutz zuständige Senator, weist auf das Erscheinen des Inventarbandes im Themenjahr 2013 hin, das die von den Nationalsozialisten seit 1933 systematisch betriebene "Zerstörte Vielfalt" in Erinnerung bringt. Der "Gute Ort" in Weißensee sei zwar phasenweise vernachlässigt, aber substanziell umfangreich erhalten und wiederherstellbar. "Gerade wer Berlins verbrecherische Rolle im Nazi-Deutschland nicht vergessen will, wird in der Erschließung und Erhaltung dieser außergewöhnlichen Begräbnisstätte eine besondere Verpflichtung sehen", so Müller.

Das Buch spricht von einem facettenreichen Bestand des Friedhofs, der aufschlussreiche Schlaglichter auf die Kultur-, Sozial- und Baugeschichte Berlins wirft. Es enthält nicht nur biografische und statistische Angaben, sondern bietet auch wichtige Anhaltspunkte für die vor einigen Jahren begonnene, noch lange nicht abgeschlossene Restaurierung der Grabmäler auf dem Friedhof, der eines Tages einen Platz auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes erhalten soll. Vom Landesdenkmalamt in Verbindung mit der Technischen Universität Berlin erarbeitet, schildert der Inventarband die auch für ähnliche Anlagen interessanten Methoden, nach denen die Weißenseer Grabmäler aufgenommen und erfasst wurden, und er gibt Hinweise für weitere Sanierungsmaßnahmen.

Das Buch "115.625 Berliner. Der Jüdische Friedhof Weißensee - Dokumentation der flächendeckenden Erfassung der Grabstätten" erschien als Band 40 der Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin. Es hat 112 Seiten sowie 82 Farb- und 13 Schwarzweiß-Abbildungen und kostet 7,80 Euro (ISBN 978-3-86568-963-4).
Helmut Caspar / HC
Autor:

Helmut Caspar aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 279× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 245× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 633× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.213× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.