Milchhäuschen am Weißen See feiert 100. Geburtstag
Geleitet wird diese vom Vorsitzenden des Vereins Weißenseer Heimatfreunde, Jürgen Kirschke. Anlass für diese Tour ist nicht nur das Jubiläum des Milchhäuschens, sondern auch das Jubiläum "700 Jahre erste urkundliche Erwähnung von Weißensee", das in diesem Jahr begangen wird.
Dass das Wetter an diesem Tag mitspielt, darauf hoffen nicht nur die Heimatfreunde, sondern auch die Familie Wachenbrönner. Diese betreibt nämlich seit vielen Jahren das "Milchhäuschen" als Restaurant. "Wenn das Wetter schön ist, könne sich unsere Gäste auf unserer Terrasse entspannen", hofft Oswald Wachenbrönner, der Chef des Familienunternehmens.
Die Geschichte des heutigen Milchhäuschens reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Damals entwickelte sich Weißensee zu einem für Ausflügler attraktiven Vorort von Berlin. 1874 bewarb sich der Berliner Fritz Kretschmar um eine Baugenehmigung für ein "Kopenhagener Tivoli" auf dem Grundstück Amalienstraße 1.
Sein Ziel war es, ein Vergnügungsgelände mit mehreren kleinen und größeren Gebäuden zu errichten. Fertiggestellt wurden allerdings nur das Restaurant, in dem sich heute das "Kinderhaus Villa Honighut" befindet, sowie ein Gartenhaus in Fachwerkbauweise unmittelbar am Weißen See. Nach mehreren Eigentümerwechseln wurde das Tivoli-Bauvorhaben eingestellt.
1905 erwarb schließlich die Gemeinde alle Immobilien, Grundstücke und den Park am Weißen See. Das Fachwerkhaus am See wurde zu einer Milchverkaufsstelle umgebaut. Diese eröffnete 1913. Im "Milchhäuschen", wie es fortan hieß, wurden Produkte aus dem gemeindeeigenen Kuhstall im Säuglingskrankenhaus an der heutigen Hansastraße verkauft.
Später wurde aus dem Milchhäuschen eine Gaststätte. 1965 musste das marode Gebäude abgerissen werden. Ein Neubau wurde 1967 eröffnet. Um 1990 musste die Gaststätte allerdings geschlossen werden. Juristische Probleme verhinderten längere Zeit eine Wiedereröffnung.
Durch einen Zufall wurde Mitte der 90er-Jahre der erfahrene Gastronom Oswald Wachenbrönner auf das Weißenseer Kleinod aufmerksam. "Damals wohnte ich in Wedding. Ich sah mir ein Haus in der Parkstraße an, das mir ein Makler angeboten hatte. Das sagte mir aber nicht zu." Doch an diesem Tag erinnerte sich Wachenbrönner an eine Gaststätte am Weißen See. "So um 1975 hatte ich hier die Mutter eines Freundes besucht. Wir tranken damals Kaffee im Milchhäuschen. Ich fragte mich durch. Als ich sah, dass es geschlossen war, sprach ich beim Bezirksamt vor. Dort sagte man mir, dass zurzeit eine Ausschreibung laufe."
Wachenbrönner erarbeitete ein Konzept und bewarb sich. "Im Herbst 1995 kam dann der Anruf: Man hatte sich für mich entschieden." Dann begann die eigentliche Arbeit. "Gemeinsam mit einem Architekten verschaffte ich mir einen Überblick, was zu tun ist, um das Gebäude wieder als Gaststätte betreiben zu können. Viele Freunde und Bekannte, sogar mein Bruder, erklärten mich damals für verrückt. Der Sanierungs- und Umbaubedarf war erheblich."
Im strengen Winter 1995 war Baubeginn. Bis auf die Außenhülle wurde alles erneuert. Im Mai 1996 konnte das neue "Milchhäuschen" eröffnen. Im vergangenen Jahrzehnt baute Wachenbrönner das Restaurant nochmals aus, und vor allem brachte er die Terrasse auf Vordermann.
Heute ist das "Milchhäuschen" am Weißen See wieder ein beliebtes Ausflugsziel. Es liegt idyllisch im Park und man hat einen herrlichen Blick auf den See mit der ab Mai wieder sprudelnden Fontäne. Oswald Wachenbrönner führte inzwischen seinen Sohn Sebastian in den Betrieb ein. Oswald Wachenbrönner: "In naher Zukunft wird die Übergabe an die nächste Generation stattfinden."
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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