Platte soll auf Caligariplatz an Grassnick erinnern
Dieser Frage gingen in den vergangenen Monaten fünf Schülerinnen der Weißenseer Elisabeth-Schule für Erzieherinnen unter Leitung der Historikerin Janine Wulff nach. Sie wussten, dass sich vor der Brotfabrik an der Prenzlauer Promenade früher ein Restaurant befand. Das Gebäude ist längst abgerissen worden. Also begaben sie sich auf Spurensuche und wurden so auf Grassnick aufmerksam. Der umtriebige Wirt wurde 1843 in Berlin geboren. Im Jahre 1876 kaufte er sich das "Restaurationslokal" in der Prenzlauer Promenade 1. Er schenkte dort nicht nur Bier und Schnaps aus, Grassnick stellte sein Lokal auch Sozialdemokraten als Treffpunkt zur Verfügung. Solche Treffpunkte waren den Regierenden natürlich ein Dorn im Auge. Im Oktober 1878 wurde Bismarcks Sozialistengesetz verabschiedet. Dieses erlaubte es den Behörden, Menschen, die durch "sozialistische Umtriebe" aufgefallen waren, aus Berlin zu verbannen. Auch Grassnick ereilte dieses Schicksal. Am 24. Dezember 1878 wurde er "aus Berlin und Umgebung ausgewiesen". Frau und Kinder musste er zurücklassen.Danach zog Grassnick jahrelang durch Deutschland und die Schweiz. Nachdem das Sozialistengesetz 1890 aufgehoben worden war, durfte Grassnick wieder nach Berlin zurückkehren. Aber der einst so rührige Wirt hatte den Boden unter den Füßen verloren. Zeitzeugen beschrieben ihn als "gebrechlich und verlumpt". Ende des 19. Jahrhunderts verliert sich seine Spur. Niemand weiß, wann er verstorben und wo er beigesetzt ist.
An die Geschichte des mutigen Mannes, der wegen seiner Überzeugungen seine Existenz aufs Spiel setzte, erinnern die Projektteilnehmer mit einer Ausstellung, die derzeit im Foyer der Brotfabrik zu sehen ist. Außerdem ließ die Geschäftsführung der Brotfabrik von einem Steinmetz eine Gedenkplatte anfertigen. Sobald die schriftliche Genehmigung des Tiefbauamtes vorliegt, wird sie auf dem Caligariplatz dort verlegt, wo sich einst das Restaurant von Carl Grassnick befand.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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