Rainer Hässelbarth ist ein Cineast mit Leib und Seele
Unter dessen Dach sieht es aus wie in einer kleinen Filmproduktionsfirma. An einer Wand lehnt ein Regal mit alten Filmrollen. Nicht weit davon entfernt steht ein Projektor. Die Filmleinwand ist an die Decke gerollt. In einem Schrank sind Kameras sicher vor Staub verstaut.Im nächsten Raum stehen Computer für den Filmschnitt. In einer Ecke ist eine schallisolierte Sprecherkabine eingebaut. Diese Räume sind für Rainer Hässelbarth so etwas wie ein zweites Zuhause. Der 70-Jährige leitet den Filmclub von Anfang an mit viel Enthusiasmus.
"Begonnen hat alles 1972. Ich war damals Schichtleiter in einem Heizkraftwerk", erinnert sich der Ars-cinema-Vorsitzende. "Wir machten seinerzeit eine Brigadefahrt nach Prag. Fünf Kollegen hatten Kameras dabei und filmten wie wild. Wieder in Berlin schnitten wir die Filme zusammen. Wir unterlegten sie mit Musik und luden zu einer Vorführung ein. Alle Kollegen waren begeistert."
Nach diesem Erfolg entstand spontan die Idee: Wir gründen einen Film-Club! Hässelbarth sprach bei der Betriebsgewerkschaftsleitung vor. "Die fand die Idee toll und unterstütze uns", erinnert sich der Clubchef. Anfangs drehten die Amateure nur auf Super-8-Film. Alles ohne Ton. Schon bald konnten die Freizeitfilmer mit finanzieller Unterstützung ihres Betriebs auf 16-Millimeter-Film umsatteln. Tonfilm machte natürlich viel mehr Spaß.
Der Filmclub war in den folgenden Jahren und ist heute noch äußerst erfolgreich. Bisher hat er über 120 Streifen, meist Kurzfilme, gedreht. Einer der erfolgreichsten war der über die Schließung der letzten Gaskokerei in Lichtenberg. Für diesen Film mit dem sinnigen Titel "Ist der Ofen aus?" gab es 1989 die Goldmedaille bei den letzten Arbeiterfestspielen der DDR. Dieser Film wurde sogar vom Südwestfunk ausgestrahlt.
Die Wende überstand der Amateurfilmclub (AFC) Energie, wie er sich bis dahin nannte, unbeschadet. Dafür sorgte auch Wolf-Dietrich Kunze. Der heutige Arbeitsdirektor von Vattenfall Europe Wärme ermöglichte den Filmemachern, dass sie in ihren angestammten Räumen bleiben konnten.
Anfang der 90er-Jahre legte sich der Filmclub seinen heutigen Namen "Ars cinema" zu. Er wurde Mitglied im Bundesverband Deutscher Filmautoren. Besonders gern nehmen die Hobbyfilmer heute an Festivals im In- und Ausland teil.
Die Ideen gehen den Filmemachern im Alter zwischen 19 und 78 Jahren nie aus. Für seinen Film "Fallen Proseperity" erhielt Clubmitglied Dennis Gerecke zum Beispiel gerade ein Sonderdiplom bei der Kurzfilm-WM in Bulgarien.
"Gerade erst drehte unser gesamtes Clubteam zwei neue, heitere Kurzfilme mit den Titeln ,Vorspeise und ,Mahlzeit", berichtet Hässelbarth. In denen geht es um zwischenmenschliche Verständnisprobleme.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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