Weißensee. Lothar Trolles "Die Heimarbeiterin" gilt als ein schwer auf die Bühne zu bringendes Stück. Jetzt hat sich der Regisseur Holger-Müller Brandes des Stoffes angenommen.
Er inszeniert das Stück als "performatives Konzert". Am 12. September um 20 Uhr hat "Die Heimarbeiterin" Premiere auf der Bühne der Brotfabrik am Caligariplatz. Lothar Trolle war ein Klassenkamerad des Multitalents Einar Schleef und war gut bekannt mit Heiner Müller. "Aber anders als von den beiden las und sah man von ihm in der DDR wenig. Er schrieb politisch brisante Stücke, die kaum gespielt wurden", sagt der künstlerische Leiter der Brotfabrik-Bühne, Nils Foerster. Weil er eine Zeitlang in Weißensee lebte, liebäugelte Förster mit der Idee, Trolle auf die Weißenseer Bühne zu bringen. Die Idee setzt er nun seit vergangenem Herbst um, indem er eine ganze Trolle-Reihe startete. Zunächst war "Weltuntergang Berlin 2" Ende 2011 zu sehen, danach das Stück "Die 81 Minuten des Fräulein A.". Fortgesetzt wird die Reihe nun von Holger Müller-Brandes mit "Die Heimarbeiterin".Dass es sich dabei um einen nicht ganz einfachen Stoff handelt, belegt die Tatsache, dass das Stück nach seiner Premiere am Berliner Ensemble nicht lange im Spielplan blieb. Es war für die Zuschauer harter Tobak. Schließlich geht es um den Tod eines Kleinkindes in der engen Pankower Wohnung der "Heimarbeiterin". Die Frau stellt sich danach der Polizei. Doch ist sie wirklich eine Mutter, die ihr Kind tötete? Eigentlich lässt Lothar Trolle das in seinem Text offen, meint Müller-Brandes. "Als mir Nils Foerster das Stück gab, musste ich erst dreimal schlucken", gesteht der Regisseur. Je mehr er sich aber damit auseinandersetzte, umso machbarer erschien ihm eine Inszenierung. Allerdings entschloss er sich, unkonventionell an den Trolle-Text heranzugehen.
Holger Müller-Brandes suchte sich Bühnenkünstler unterschiedlicher Sparten. Die Schauspielerin Christine Jensen, die Tänzerin Astrid Langner-Buchholz, die Pianistin Susanne Stelzenbach und der Organist und Aerophonist Thomas Noll gestalten das Stück nun als Performance. Christine Jensen spricht den Text, den Astrid Langner-Buchholz tänzerisch umsetzt. Für situative Musik sorgen die Pianistin und der Aerophonist, der auf der Bühne gestapelte Orgelpfeifen einzeln ansteuert und ihnen Töne entlockt. Nach der Premiere wird die Inszenierung am 14. und 15. September und nochmals am 5., 6. und 7. Oktober jeweils um 20 Uhr gezeigt.
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