„Gemeinsam sind wir stark“
Neugewählter Sprecher:innenrat des Landesnetzwerks Bürgerengagement stellt sich vor
Das Landesnetzwerk Bürgerengagement Berlin fördert seit 2005 das bürgerschaftliche Engagement und Ehrenamt in Berlin. Mit seinen Mitgliedern – über 90 Verbänden, Vereinen, Initiativen und Stiftungen – verfolgt es das Ziel, die Zusammenarbeit zwischen Organisationen und Freiwilligen sowie Politik und Verwaltung zu verbessern.
Ende 2023 wählte das Landesnetzwerk seinen neuen Sprecher:innenrat. Die Redaktion der Berliner Woche und des Spandauer Volksblatts bat die neuen Sprecherinnen und Sprecher, zu fünf Themen, die die Berliner Engagementszene aktuell besonders bewegen, Stellung zu nehmen.
Engagementstrategie
Die Berliner Engagementstrategie 2020-2025 ist zentral für die Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements in Berlin. Sie beschreibt wichtige Voraussetzungen für Freiwillige, zum Beispiel für die Anerkennung des Ehrenamts, zum Abbau von Bürokratie oder für Teilhabechancen Engagierter. Zur Strategie gehören 100 Handlungsempfehlungen, die das Landesnetzwerk gemeinsam mit Vertretern aus Regierung und Parlament, Sozialverbänden und engagierten Unternehmen formuliert hat und die nach und nach umgesetzt werden. Beispiele sind die Einrichtung einer Koordinationsstelle oder die Engagementkonferenz. Der Berliner Senat bekennt sich zu diesem Prozess und unterstützt diesen kräftig, vor allem durch die für Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt zuständige Senatsverwaltung. Das Landesnetzwerk, seine Mitglieder und Fachkreise begleiten die Umsetzung der Engagementstrategie bis 2025 und ihre Weiterentwicklung für die Zeit danach.
Tobias Baur, Mitglied im Vorstand des Landesverbands Berlin-Brandenburg der Humanistischen Union e. V.
Freiwilligenkoordination
Mit einem kompetenten Freiwilligenmanagement und Freiwilligenkoordination vor Ort gelingt es, Freiwillige zu gewinnen, sie in ihrem Engagement zu qualifizieren und zu begleiten, zu motivieren und anzuerkennen. Dies ist eine zentrale Aussage der Berliner Engagementstrategie. Engagement braucht Hauptamt, um sich nachhaltig entfalten zu können. Das Landesnetzwerk unterstützt durch die Expertise seiner Mitglieder bei Modellprojekten und durch engagementpolitische Arbeit. Beispielsweise wird in dem Modellprojekt Freiwilligenkoordination in der Wohnungsnotfallhilfe erprobt, was Freiwilligenkoordination bei dem Engagement von und für wohnungslose Menschen bewirkt. Ziel ist die Einführung hauptamtlicher Ansprechpartnerinnen in der Wohnungsnotfallhilfe und weiteren Engagementfeldern, damit Freiwillige nicht ausbrennen und in schwierigen Situationen Unterstützung finden.
Daniel Büchel, Projektleiter Freiwilligenmanagement der Stiftung Unionhilfswerk Berlin
Inklusion und Teilhabe
Um Teilhabe durch Engagement zu ermöglichen, müssen die zugangserschwerenden Barrieren abgebaut werden. Dazu gehören unter anderem Sprachbarrieren, bauliche Hürden, fehlende Informationen, Flexibilität und Verfügbarkeit, technische Barrieren sowie Rassismus und andere Formen gruppenbezogener Diskriminierung. Hierfür benötigt es sowohl die zeitlichen (hauptamtlichen) Ressourcen als auch die finanziellen Mittel, um ein diversitäts- und inklusionssensibles Engagement auf- und auszubauen. Organisationen und Vereine selbst wiederum bedürfen eines selbstkritischen Prozesses zur Veränderung der eigenen Arbeits- und Engagementkultur, um sich noch mehr für diverse Bedarfe von Ehrenamtlichen öffnen zu können. Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, kann die Berliner Engagementlandschaft so vielfältig sein wie unser Straßenbild.
Dr. Alexander Konrad, Referent Verbandsentwicklung Ehrenamt beim Malteser Hilfsdienst e. V. Berlin
Demokratie und Resilienz
Bürgerschaftliches Engagement ist ein wesentlicher Bestandteil der Demokratie. Insbesondere heute, in einer Welt voll multipler Krisen, ist es wichtiger denn je und trägt zur Krisenfestigkeit der Gesellschaft bei. Das Landesnetzwerk ist ein wesentlicher Ort in der bunten Engagementlandschaft Berlins. Dort kommen diverse Engagementfelder und -formen zusammen und werden durch das gemeinsame Tun gestärkt. In der einfachen Formel „Gemeinsam sind wir stark“ zeigt sich auch unsere Resilienz: Miteinander als Netzwerk können wir ganz anders die Gesellschaft positiv gestalten, gemeinsam Verantwortung übernehmen und mit dem gemeinsamen freiwilligen Engagement ein zentraler Stützpfeiler unserer Demokratie sein. Deshalb trägt insbesondere die Neueinrichtung der Koordinationsstelle des Landesnetzwerks zu mehr Resilienz des bürgerschaftlichen Engagements bei.
Paula Heinrich, Geschäftsführerin der Landesfreiwilligenagentur Berlin e. V.
Entbürokratisierung
Eines von langjährig definierten Herzensthemen des Landesnetzwerks war und ist das Herantragen von Bedarfen und Sorgen der engagierten Zivilgesellschaft an Politik und Verwaltung. Wir fordern die Bereitstellung von digitalen Plattformen und Onlinetools, um den Verwaltungsaufwand zu reduzieren. Vereinsregistrierungen, Fördermittelbereitstellung und -abruf und vieles mehr werden so erleichtert. Gleichzeitig müssen die Anforderungen an Berichterstattung und Dokumentation vereinfacht werden. Effiziente Organisation und klare interne Strukturen minimieren den bürokratischen Aufwand für alle. Somit haben Vereine, Organisationen und Selbsthilfegruppen mehr Zeit und Ressourcen für ihre eigentlichen Aktivitäten. Der Sprecher:innenrat mit seiner Koordinationsstelle wird weiterhin durch gute Kommunikation und Verständigung die Zusammenarbeit zwischen Vereinen und Behörden befördern. So können bürokratische Prozesse effizienter mitgestaltet werden.
Dagmar Wehle, Ehrenamtskoordinatorin Sozialverband VdK Berlin-Brandenburg e. V.
Eine Liste der Mitglieder des Landesnetzwerks Bürgerengagement Berlin sowie weitere Informationen gibt es im Internet auf aktiv-in-berlin.info.
Autor:Hendrik Stein aus Weißensee |
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