Sven Marx engagiert sich für das Projekt "Inklusion braucht Aktion"
Weißensee. Ohne sein Fahrrad trifft man ihn selten an. Sven Marx fährt pro Tag bis zu 120 Kilometer für den guten Zweck - mit einem Tumor am Hirnstamm.Seit er 2009 die Diagnose Krebs bekam und der Tumor in einer neunstündigen Operation nur zur Hälfte entfernt werden konnte, hat sich sein Leben von Grund auf verändert. "Aufgeben war kein Thema für mich", sagt Marx. Man müsse seinem alten Leben eben "Tschüss" sagen und sich neue Herausforderungen suchen. Sven Marx hat das getan und vermittelt sein positives Lebensmotto nun ehrenamtlich in der Vortragsreihe "Vom Pflegefall zum Globetrotter".
Nach der Operation war Sven Marx halbseitig gelähmt. Drei Monaten Intensivstation folgte eine mühsame Reha, während der er Gehen, Essen und Sprechen neu erlernen musste. Dass der frühere Tauchlehrer sein Leben jemals wieder aktiv selbst gestalten könnte, war unvorstellbar. Aber Sven Marx setzte sich auf sein Fahrrad. "Fahrradfahren war die beste Art mich fortzubewegen", erklärt er. Durch den Überrest des Tumors am Hirnstamm ist sein Sichtfeld stark eingeschränkt und er leidet unter Gleichgewichtsproblemen. Doch auf dem Rad muss er nicht jeden Schritt ausbalancieren, kann das Gleichgewicht besser halten und wegen der gebeugten Haltung durch das obere Sichtfeld sehen.
Nach kleineren Radtouren war dem Schwerbehinderten klar: "Es gibt keine Träume - wenn man was machen will, dann macht mans einfach." Er trainierte täglich, fuhr mit dem Rad zuerst durch Berlin, dann durch Brandenburg, später durch ganz Deutschland, Europa und im vergangenen Jahr entlang der Route 66 in den USA. Von seinen Erlebnissen und vor allem von seiner Motivation, sich selbst nicht aufzugeben und sich auch für Unmögliches einzusetzen, berichtet er in seinen Vorträgen.
"Viele Leute brauchen Mut, um etwas zu wagen. Den möchte ich ihnen vermitteln", erklärt der 48-Jährige. Die Erlöse seiner Vorträge sowie Spenden, die er auf seinen Reisen sammelt, schenkt er der Diakonischen Initiative Direkt. Der Verein, für den er sich als Botschafter einsetzt, ermöglicht den Bau von Mehrgenerationenhäusern und Grundschulen in Rumänien.
Seit dem vergangenen Jahr engagiert sich Marx auch für das Projekt "Inklusion braucht Aktion". "Alle reden über Inklusion, aber was bedeutet das eigentlich genau?", fragt er. Laut Marx ist es der Barrierenabbau in den Köpfen zwischen Menschen mit und ohne Handicap, denn "Menschen mit Handicap wollen ganz normal behandelt werden". Für diese Idee lebt Marx. Weil er den Gedanken weltweit verbreiten möchte, wird er im Sommer mit der Inklusionsfackel von Flensburg nach Rom radeln und das Feuer im nächsten Jahr zu den Paralympics nach Brasilien bringen.
Bis dahin macht er in seinen Vorträgen anderen Mut und bereitet sich auf seine Weltreise vor: 2017 wird er über Russland, Japan, Australien bis nach New York radeln. Seinen nächsten Vortrag "Vom Pflegefall zum Globetrotter" hält Sven Marx am 4. April um 15 Uhr in der Weißenseer Brotfabrik, Caligariplatz 1.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.