Vom Helfer zum Freund: Mentoringprojekt: Arbeiterwohlfahrt sucht weitere Paten für Geflüchtete
Vor zwei Jahren entstand bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) das ExChange Mentoringprojekt. Sabrina Müller und Olivia Reber sorgen mit dafür, dass Mentoren aus Berlin und Geflüchtete zueinander finden.
Regelmäßig finden Treffen zum gegenseitigen Kennenlernen statt. So auch an einem nassen Novembertag in der Tempelhofer „Spuk-Villa“, einem Fachwerkhaus der AWO. Viele Sprachen sind zu hören. Bei Punsch, Kartoffelsalat, Falafel und Sesamküchlein sitzen Alt und Jung zusammen, es wird gelacht, aber auch ernsthaft über mögliche Berufschancen oder Probleme mit dem Asylverfahren diskutiert, Es geht familiär zu.
„Genau dieses Klima möchten wir erzeugen“, sagt Olivia Reber. Es sind viele Geflüchtete vor Ort. Einige sind mit ihren Mentoren gekommen. Wolfgang, ein waschechter Berliner, ist einer von ihnen. Er wollte vor allem die deutsche Sprache vermitteln und einem Mentee das Berliner Kulturleben zeigen.
Vor einem Jahr lernte er über die Vermittlung der AWO den Iraner Michael (27), einen jungen Mann christlichen Glaubens, kennen. „Dieses Jahr wird Michael in unserer Familie das Weihnachtsfest feiern. Wir sind jetzt Freunde“, sagt Wolfgang. Der Vorruheständler ist für den jungen Mann aus dem Iran eine Art Vaterersatz. Er hat mit Wolfgangs Hilfe einen Ausbildungsplatz als Anlageninstallateur gefunden.
Auch Mentorin Sandra ist eifrig dabei. Sie ist noch berufstätig und unterstützt eine Familie aus Syrien. „Ich helfe den Kids bei den Hausaufgaben. Leider habe ich nur einmal die Woche Zeit“, bedauert sie. Der Besuch sei auch für sie eine Bereicherung, da sie immer lecker bekocht werde.
Mittlerweile gibt es sogar ehemalige Mentees, die ihre Hilfe als Mentoren anbieten. So zum Beispiel der 25-jährige Ahmad, der 2015 aus Syrien nach Deutschland flüchtete. Er war schon Freiwilliger beim Katastrophenschutz sowie in der Kindernothilfe und studiert heute Elektrotechnik an der TU Berlin. Seine Erfahrungen gibt er nun an Ali aus dem Irak weiter. Beide sprechen konsequent deutsch miteinander. „So intensiviere ich meine Deutschkenntnisse und Ali profitiert auch sehr davon, weil ich seine Schwierigkeiten verstehe“.
Die beiden Koordinatorinnen der AWO freuen sich über die Entwicklung des Mentoringprojektes und wünschen sich noch mehr Mentoren, vor allem auch Männer.
„An diesem Projekt kann jeder teilnehmen, der bereit ist, etwas Zeit zu investieren und offen auf Menschen mit anderen kulturellen Wurzeln zuzugehen“, sagt Olivia Reber. Damit der Start in das Ehrenamt leichter fällt, gibt es stets einen Einführungskurs und monatliche Fortbildungen zu Themen wie interkulturelle Kompetenz, Wohnungssuche, Asylrecht, Traumatisierung, Nähe und Distanz.
Autor:Angelika Ludwig aus Weißensee |
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