Das lange Warten auf die Hilfen vom Staat
Sportclub Dokan gibt es vor allem dank seiner Unterstützer weiter

Guido Wallmann in der Dokan-Traglufthalle. Die hier stehenden Sport- und Fitnessgeräte können seit Beginn des Lockdowns im November nicht genutzt werden. Alle Kosten für die Halle und Leasingraten müssen aber weiter beglichen werden. | Foto: Bernd Wähner
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  • Guido Wallmann in der Dokan-Traglufthalle. Die hier stehenden Sport- und Fitnessgeräte können seit Beginn des Lockdowns im November nicht genutzt werden. Alle Kosten für die Halle und Leasingraten müssen aber weiter beglichen werden.
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Guido Wallmann, Geschäftsführer des Sportclubs Dokan, verfolgt seit vielen Jahren einen Plan. Er möchte auf dem Gelände der früheren Sportstätte an der Berliner Allee 127 einen Neubau errichten.

In diesem sollen zukünftig die Sportangebote von Dokan Raum finden. Noch vor einem Jahr gab es verheißungsvolle Signale, dass es mit diesem Projekt endlich vorangehen kann. Doch dann begann die Corona-Pandemie in Deutschland. Den ersten Lockdown ab März 2020 überstand der Sportclub, wenn auch verlustreich. „Es gab seinerzeit eine schnelle Soforthilfe“, berichtet Guido Wallmann. „Außerdem unterstützten uns Mitglieder mit Solidarbeiträgen. Trotzdem verloren wir viele Mitglieder. Vor allem im Reha-Sport, bei dem viele ältere mitmachen. Sie kündigten vorsorglich, weil sie zur Risikogruppe gehören. Warum sollten sie Mitglied in einem Sportclub sein, wenn sie die Angebote nicht nutzen können?“

Der Sportclub verhielt sich indes kulant. Bereits gezahlte Monatsbeiträger überwies er an seine Mitglieder zurück. Dass es trotzdem etliche gab, die das Dokan-Team mit einem Soli-Beitrag unterstützten, wertet Wallmann als ein Zeichen der Verbundenheit. „Wir müssen offenbar in all den Jahren gute Arbeit geleistet haben“, sagt er. „Sonst würden uns unsere Mitglieder nicht so toll unterstützen.“

Als es dann die ersten Lockerungen gab, konnte der Sportclub mit Hygienekonzept und reduziertem Angebot weitermachen. Vieles konnte im Freien stattfinden. Denn die Traglufthalle, die der Sportclub nutzt, bis es mit dem Neubau an der Berliner Allee 127 losgehen kann, befindet sich unmittelbar am Park am Weißensee. Und auf dem Außengelände des Grundstücks stehen im Freien auch einige Geräte, die genutzt werden konnten.

Fixkosten von 30.000 Euo monatlich

Für die Nutzung des Grundstücks muss Wallmann Pacht an das Land Berlin zahlen. Auch für die Traglufthalle, Strom, Wasser und Abwasser fallen jeden Monat Kosten an. Gleiches trifft auf Leasingraten zu, die für Geräte zu zahlen sind. „Jeden Monat sind es insgesamt etwa 30.000 Euro Fixkosten“, berichtet der Dokan-Geschäftsführer. Und in den vergangenen Monaten fiel es dem Sportclub nicht leicht, jeden Monat Zahlungen zu leisten. Mit Blick auf Corona gab es zwar Fluktuation, aber über Monate kamen keine neuen Mitglieder hinzu.

Als dann im November der zweite Lockdown in Kraft trat, ging Guido Wallmann davon aus, dass die sogenannten Novemberhilfen wieder so rasch ausgezahlt werden, wie die Hilfen beim ersten Lockdown. Doch weit gefehlt. Es folgte ein langes Warten. Und wegen des Lockdowns gab es auch keine Einnahmen. Deshalb hoffte der Dokan-Geschäftsführer, dass die Stadt ihm zumindest bei den Pachtforderungen für das Grundstück entgegenkommt, damit er Fix-Kosten reduzieren kann. Doch das passierte leider nicht.

Damit das Dokan-Team zumindest ein paar finanzielle Mittel in der Kasse hat, zahlen viele Mitglieder inzwischen wieder freiwillig Soli-Beiträge. „Die verstehen wir als Darlehen“, sagt Wallmann. „Sobald es uns möglich ist, möchten wir sie gern zurückzahlen.“ Als Alternative zum Training vor Ort bietet der Sportclub Online-Kurse an. Und einmal im Monat gibt es online auch einen Karate-Benefizlehrgang. Doch das alles ersetzt nicht die Kurse und das Training vor Ort, die derzeit, verständlicherweise, betont Wallmann, nicht möglich sind.

Abschlagszahlung nach langem Warten

Deshalb hoffte das Dokan-Team, dass rasch die von der Bundesregierung angekündigte Novemberhilfe kommt. Beantragt wurden vom Dokan-Steuerberater 22.000 Euro. Weil sich bis Anfang des Jahres nichts tat, schrieb Guido Wallmann zwei höflich formulierte Briefe an die Bundeskanzlerin sowie jeweils einen an den Finanz- sowie an den Wirtschaftsminister. Vom Bundeskanzleramt erhielt er jeweils offenbar vorformulierte Briefe mit dem Hinweis, dass er die Novemberhilfe über das betreffende Portal beantragen könne, berichtet Wallmann. „Auf den eigentlichen Inhalt meiner Briefe ging man gar nicht ein. Ähnlich die Antwort vom Finanzministerium, und das Wirtschaftsministerium antwortete erst gar nicht.

Nach langem Warten hat der Sportclub vor wenigen Tagen zumindest eine Abschlagszahlung der Novemberhilfe von 10.000 Euro erhalten. Die restlichen 12.000 Euro sollen laut Ankündigung des Bundeswirtschaftsministeriums in den nächsten Wochen ausgezahlt werden. Doch der Lockdown geht weiter. Für Dezember beauftragte Wallmann den Steuerberater des Sportclubs, die Dezemberhilfe zu beantragen. „Mein Steuerberater teilte mir mit, dass es bis Mitte Januar technisch nicht möglich war, überhaupt den Antrag einzureichen“, berichtet der Dokan-Geschäftsführer. So ist wohl auch bei der Dezemberhilfe mit einer langen Wartezeit zu rechnen.

Derweil wird die Liquiditätslücke immer größer. „Wir sind völlig unverschuldet in diese Situation gekommen“, resümiert Guido Wallmann. „Dabei haben wir hier eine so schon komplizierte Situation mit der Traglufthalle und dem Bauvorhaben. Es war auch ohne Corona ein Kunststück, das alles so hinzubekommen.“ Dass es mit dem Sportclub Dokan bisher weitergehen konnte, sei nur den treuen Mitglieder und einigen engagierten Unterstützern wie dem Bundestagsabgeordneten Klaus Mindrup (SPD) zu verdanken, sagt Guido Wallmann. Aus seiner Sicht müssten die von der Bundesregierung versprochenen Hilfen sehr viel rascher kommen. Wenn es weiter wie bisher läuft, fühlen sich er und viele Antragsteller mit ähnlichen Problemen, gelinde gesagt, verschaukelt.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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