Bedenklicher Wasserstand
Entschlammung ist notwendig, aber extrem teuer
Der Wasserstand des Kreuzpfuhls an der Woelckpromenade und des Goldfischteichs im Werner-Klemke-Park geht stetig zurück.
Stadträtin für Ordnung und öffentlichen Raum, Manuela Anders-Granitzki (CDU): „Niederschläge im Herbst und Winter reichen nicht mehr aus, um Verluste in den trockenen und heißen Sommermonaten auszugleichen. Für beide Gewässer existieren zwar keine Pegel für kontinuierliche Wasserstandsaufzeichnungen. Das Wasser zieht sich für den Beobachter jedoch wiederkehrend von der Uferkante weg, sodass – bezogen auf das langjährige Mittel – von einem unterdurchschnittlichen Wasserstand in den vergangenen Jahren ausgegangen werden kann.“
Kreuzpfuhl, Goldfischteich und der Weißer See gehörten bis in die 1970er-Jahre zum Regenrückhaltesystem in Weißensee. Heute ist nur noch der Kreuzpfuhl wesentlicher Bestandteil der Regenentwässerung für die Berliner Wasserbetriebe. Bei Starkregen werden Regenabflüsse aus dem inzwischen hochverdichteten Einzugsgebiet der Regenwasserkanalisation in den Kreuzpfuhl entlastet. Das östlich gelegene Überlaufbauwerk, aus dem das Regenwasser bei Starkregen kommt, wurde 2016 saniert, berichtet die Stadträtin auf Anfrage des Verordneten Hendrik Hornecker (SPD) weiter.
Als Kleingewässer ohne natürlichen Zufluss reagieren der Kreuzpfuhl und der Goldfischteich besonders sensitiv auf Klimaveränderungen. Die relativ große Wasseroberfläche im Verhältnis zum Wasservolumen führe zu einem schnellen Anstieg der Wassertemperatur, so Anders-Granitzki. Die Folge sind höhere Verdunstungswerte und eine damit verbundene Erhöhung der Konzentration von Pflanzennährstoffen.
Schadstoffe werden eingespült
Durch die Regenwassereinläufe weist der Kreuzpfuhl zwar einen noch etwas stabileren Wasserpegel als der Goldfischteich auf. Mit dem Wasserzufluss nach Regengüssen erfolgt aber auch ein Nähr- und Schadstoffeintrag, der eine erhebliche Belastung für das Gewässer darstellt. Schlammuntersuchungen aus dem Jahr 2016 belegen eine hohe Belastung durch Ablagerungen mit Schwermetallen und Cyaniden. Solche toxische Verbindungen seien wahrscheinlich auch im Goldfischteich als ehemaliges Regenrückhaltebecken vorhanden, meint die Stadträtin.
Der niedrige Wasserstand im Kreuzpfuhl ist aber nicht das einzige Problem. Aufgrund von belasteten Schlammablagerungen verliert der Pfuhl immer mehr seine Funktion als Regenrückhaltebecken sowie seine ökologischen Funktionen als Feuchtgebiet. Weitere Probleme sind invasive Pflanzenarten im Uferbereich, Trittschäden sowie Vermüllungen im und am Gewässer. Dank der Einsatzbereitschaft durch die Bürgerinitiative „Sauberer Kreuzpfuhl“ konnte erst kürzlich wieder mit Hilfe des Vereins „Junge Tauchpioniere Berlin“ allerlei Unrat aus dem Gewässer und von seinem Ufer geborgen werden.
„Größeres Gerät und vor allem finanzielle Mittel braucht es allerdings für die Beräumung der Gewässersohle“, erklärt Stadträtin Anders-Granitzki. „Um die Schlammmächtigkeit zu reduzieren und die Gewässertiefe zu erhöhen, ist ein Aushub der Ablagerungen notwendig. Bis in die 2000er-Jahre war für die Gewässerunterhaltung und Pflege für die stehenden Gewässer 2. Ordnung noch die Senatsverwaltung verantwortlich. Mit Übertragung der Aufgaben an die Bezirke fehlten zunächst die erforderlichen Personalanteile und finanziellen Mittel. Faktisch wurde aus diesem Grund in den letzten 20 Jahren keine Gewässer mehr im Bezirk entschlammt.“
Bis heute stehen dem Bezirk die für eine Entschlammung nötigen finanziellen Mittel nicht zur Verfügung, denn eine Entschlammung sei im Vergleich zu anderen Maßnahmen ein extrem teures Restaurierungsverfahren, so die Stadträtin.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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