Wertvolle Rohstoffe in Schubladen
INKOTA-Netzwerk initiiert Handysammelaktion in Berlin
In vielen Schubladen liegen wahre Schätze. Sie zu bergen, hat sich das „INKOTA-netzwerk“ vorgenommen. Das Sammeln alter Mobiltelefone verbindet der entwicklungspolitische Verein aus Berlin auch gleich mit Bildungsarbeit vor Ort.
„In ganz Deutschland liegen rund 200 Millionen alte Handys ungenutzt in den Schubladen“, sagt Birgit Eichmann, Referentin zur Koordination der Berliner Handyaktion bei INKOTA. „Und mit ihnen viele wertvolle Rohstoffe. Das müssen wir ändern!“ Ändern, vor allem weil die Rohstoffe, aus denen Smartphones hergestellt werden, zumeist in Ländern des Globalen Südens abgebaut werden – häufig ohne Rücksicht auf Menschenrechte, Klima- und Umweltschutz.
Alle zwei Jahre ein neues
Im Durchschnitt kaufen deutsche Verbraucher alle 18 bis 24 Monate ein neues Mobiltelefon. Allein 2023 waren es fast 20 Millionen Geräte. Alte oder defekte Telefone werden zumeist nicht repariert, auch eine fachgerechte Entsorgung ist eher selten. Dabei könnten Reparatur oder Recycling defekter Geräte den Bedarf an Primärrohstoffen merklich senken. Aus den geschätzten 200 Millionen Handys, die hierzulande ungenutzt herumliegen, könnten durch ein fachgerechtes Recycling unter anderem 1300 Tonnen Kupfer und 3,4 Tonnen Gold gewonnen werden. „Permanenter Neukauf darf keine einfache Option sein. Reparieren und Recyceln müssen leicht zugänglich und günstig sein“, fordert deswegen Birgit Eichmann. „Händler und Hersteller müssen dafür viel bessere Anreize schaffen. Nur so können wir Rohstoffe einsparen und im Kreislauf halten.“
Die Idee, alte Handys zu sammeln, ist nicht neu. Aber INKOTA verbindet die Aktion mit Bildungsangeboten – zu Themen wie den Auswirkungen des Rohstoffabbaus auf Mensch und Umwelt oder den globalen Folgen der Handynutzung. So organisiert der Verein in Kooperation mit der Kontaktstelle für Umwelt und Entwicklung (Kate) zweistündige Workshops in Schulen (Infos dazu auf kate-berlin.de). „Wir unterstützen aber auch Veranstaltungen oder Filmabende in Nachbarschaftszentren oder Vereinshäusern mit Informations- und Bildungsmaterialien, Filmtipps sowie Referentinnen und Referenten", so Birgit Eichmann.
Jeder kann mitmachen
Bei der Handysammelaktion kann jeder mitmachen – egal ob in der Schule, im Verein oder Büro. Auf handyaktion-berlin.de kann man sich als Sammelcenter registrieren und eine Sammelbox bestellen. INKOTA kooperiert dabei mit der Deutschen Telekom. Gesammelt werden ausschließlich Handys ohne Akku. Grund dafür ist die Sicherheit beim Transport. Denn ist die Box voll, kann sie kostenfrei an die Telekom geschickt werden. Am Ende werden die Handys sortiert und gebrauchsfähige aufgearbeitet. Der Rest wird zur Gewinnung der wertvollsten Metalle geschreddert und eingeschmolzen.
Und so schließt sich der Kreis: Für jedes gesammelte Handy erhält INKOTA 50 Cent. Der Erlös fließt in das Projekt „Wasser kennt keine Grenzen“. Beim Abbau von Gold und Silber in der Cerro-Blanco-Mine entsteht ein Gemisch aus Zyanid, Blei, Kadmium und Arsen, das die Gewässer im Grenzgebiet von Guatemala und El Salvador vergiftet. Menschen aus beiden Ländern wehren sich gegen den Ausbau der Mine zu einem Tagebau und damit gegen die fortschreitende Verschmutzung des Wassers und Abholzung der Wälder. Sie erstellen Gutachten, klagen gegen Missstände und forsten geschädigte Wälder wieder auf. Diesen Kampf unterstützt INKOTA mit der Handyaktion.
Entwicklungspolitik stand übrigens von Anfang an auf der Agenda des Vereins. 1971 als ökumenischer Arbeitskreis in der DDR gegründet, ist INKOTA seit 1990 ein gemeinnütziger Verein. Die Versalien stehen dabei für Information, Koordination und Tagungen.
Eine Übersicht bestehender Sammelstellen und Wissenswertes zur Handysammelaktion und zu Bildungsangeboten findet sich im Internet auf handyaktion-berlin.de. Weitere Informationen gibt es über den E-Mail-Kontakt handyaktion@inkota.de oder unter Tel. 420 82 02 62.
Autor:Hendrik Stein aus Weißensee |
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