Durstig am Straßenrand
Warum das Engagement der Bürger beim Bäumegießen unerlässlich bleibt
Eigentlich sieht es nach Entspannung aus. Lange Hitzeperioden blieben bisher aus, hin und wieder ergoss sich ein Sturzbach über Berlin. Also warum dann noch die Straßenbäume gießen?
Der Grund dafür ist einfach: Viele Bäume sind von den zurückliegenden Trockenperioden geschwächt und das Wasser, das uns Petrus in rauen Mengen, aber nur kurzzeitig beschert, läuft zu schnell in die Kanalisation ab, als dass es wirklich die Wurzeln der Bäume erreicht. Zurückbleiben durstige Bäume am Straßenrand, die weiter auf unsere Hilfe angewiesen sind.
Dazu rufen Senat, Bezirke und Umweltverbände auch in diesem Jahr regelmäßig auf. Auf giessdenkiez.de wird das bürgerschaftliche Engagement sogar koordiniert. Doch nicht alle sehen hier den Bürger am Zug. Das erfahre ich auch immer wieder bei Telefonaten mit Leserinnen und Lesern. Ist es nicht Aufgabe der Stadt, das Grün in Parks und an der Straße zu wässern? Wozu zahlen wir Steuern? Wer kommt für das Wasser auf, das da mit Gießkannen häufig über viele Meter aus dem Haus herangeschleppt wird? Und überall diese defekten Straßenpumpen, die das Problem nicht kleiner machen!
Also zurücklehnen und hoffen, dass das Amt eine Lösung findet? Das hat es seit Jahren nicht getan – mit Verweis auf die knappen personellen und finanziellen Ressourcen. Und die hervorragende Idee, die unter anderem der Berliner Wassertisch jetzt ins Spiel bringt, um das bisher ungenutzte Regenwasser von den Dächern für eine flächendeckende Bewässerung der Bäume im Kiez zu nutzen, wird sicher nicht gleich morgen umgesetzt. Leider brauchen sowohl Ideen als auch Bäume ihre Zeit, um groß zu werden. Damit Letztere dann noch leben, sollten wir weiterhin zur Kanne greifen.
Autor:Hendrik Stein aus Weißensee |
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