Einmal ganz ohne
Anwohner und Initiativen legen bei einem Aktionstag den Verkehr auf der Berliner Allee lahm
Am 15. Juni passiert auf der Berliner Allee von 13 bis 17 Uhr Bemerkenswertes: Die Kreuzung Pistorius-, Albertinen- und Smetanastraße wird einige Stunden für Autos unpassierbar.
Statt Blechlawinen werden auf der Fahrbahn Teppiche ausgerollt, Sofas aufgestellt, Stände und eine kleine Bühne aufgebaut. Es wird gespielt, musiziert und diskutiert. Die Initiatoren des „Aktionstages Berliner Allee“ wollen von den Weißenseern vor allem erfahren, wie sie sich die Allee der Zukunft vorstellen. Bisher dominieren auf dieser Hauptstraße vor allem Lärm, Abgase und Schwerlastverkehr. Wer zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs ist, fühlt sich häufig unwohl. Und auch die Überquerung der Allee gerät immer wieder zum Abenteuer. Deshalb engagieren sich seit Jahren Anwohner für einen Umbau und eine Verkehrswende auf der Berliner Allee.
In den zurückliegenden Jahren gab es mehrfach Beschlüsse der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) zu Veränderungen auf dieser Straße. Viele dieser Vorschläge wurden von Anwohnern an die Verordneten herangetragen. Diese leiteten sie an die Senatsverkehrsverwaltung weiter. Denn sie ist für die Allee als Bundesstraße zuständig. Und die Senatsverwaltung war sogar schon einmal entschlossen, die Berliner Allee ab Pistoriusstraße in Richtung Norden zu sanieren. Baubeginn sollte 2017 sein. Doch schon einige Monate nach dem Beschluss vor zweieinhalb Jahren ruderte der Senat zurück. Es sei noch unklar, wann genau dieses Vorhaben umgesetzt wird, hieß es Anfang 2018. Diese Maßnahme ist zwar Bestandteil der Investitionsplanung für den Zeitraum 2018 bis 2022, aber derzeit stehen im Pankower Raum eine Vielzahl von Untersuchungen zu Verkehrsproblemen an. Diese übersteigen die im Moment zur Verfügung stehenden Bearbeitungskapazitäten. Deshalb habe das Vorhaben Berliner Allee „derzeit nicht die oberste Priorität“. Zunächst solle außerdem eine Verkehrs- und Machbarkeitsuntersuchung für die Berliner Allee erstellt werden. „Doch bisher liegen weder Ergebnisse noch konkrete Planungen für die Neugestaltung der Berliner Allee vor“, moniert Jens Hermann, der Projektkoordinator von „Prima Klima Weißensee“ des Vereins solar.
Er wohnt selbst im Kiez und engagiert sich seit Jahren dafür, dass diese Straße umgestaltet und lebenswerter wird. „Die Politik hat sich bisher nicht sonderlich um die Allee gekümmert. Begründet wird das bisher mit fehlendem Personal und Geld. Aber dieses Nichtstun wollen wir nicht länger hinnehmen.“ Deshalb entstand gemeinsam mit dem Projekt „Aber Hallo Weißensee!“, der Initiative KiezGestalten, dem Frei-Zeit-Haus, dem Familienzentrum, dem Jugendclub Mahlerstraße 20 und weiteren Partnern die Idee, ein Signal direkt auf der Berliner Allee zu setzen und einen Nachmittag lang die Allee komplett sperren zu lassen.
Von der Polizei gab es grünes Licht für die Aktion. Und alle Partner sind bereits emsig am Vorbereiten. Einige Programmpunkte des Tages verrät schon mal Anka Büchler von „Aber Hallo Weißensee!“. So werden Mitglieder des Vereins Heimatfreunde Weißensee über die Geschichte dieser Straße informieren und junge Karatesportler des Vereins Dokan Proben ihres Könnens geben. Auch einige Verkehrspolitiker haben ihr Kommen zugesagt, um sich über die Situation zu diskutieren. Weiterhin werden Kinder malend, zeichnend und bastelnd darstellen, wie sie sich die Berliner Allee der Zukunft vorstellen.
Weitere Informationen gibt es im Internet auf www.aktionberlinerallee.de.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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