Machbarkeitsstudie still und leise beerdigt?
Bürgerinitiative befürchtet noch mehr Verkehr auf der Berliner Allee

Seit sechs Jahren ist die grundhafte Erneuerung der Berliner Allee zwischen Pistorius- und Rennbahnstraße im Gespräch. Doch nun soll es nicht mal eine Machbarkeitsstudie geben. | Foto: Bernd Wähner
  • Seit sechs Jahren ist die grundhafte Erneuerung der Berliner Allee zwischen Pistorius- und Rennbahnstraße im Gespräch. Doch nun soll es nicht mal eine Machbarkeitsstudie geben.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Die Senatsverkehrsverwaltung hat sich offenbar von Plänen, den Straßenraum auf der Berliner Allee neu zu ordnen, verabschiedet.

Dieses Fazit lässt sich nach der Beantwortung einer schriftlichen Anfrage von Abgeordnetenhausmitglied Tino Schopf (SPD) durch Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese (Bündnis 90/Die Grünen) ziehen. Schopf fragte in den vergangenen Jahren immer wieder beim Senat nach, wann der Allee-Abschnitt zwischen Pistorius- und Rennbahnstraße endlich erneuert werde. Dieses Vorhaben, das eigentlich der Bezirk in Angriff nehmen wollte, zog sich die Senatsverwaltung auf den Tisch, weil es sich bei der Berliner Allee um eine wichtige Bundestraße handelt.

Geplant waren eine Sanierung der Straßenbahngleisanlage sowie eine Neugestaltung des gesamten Straßenraums. Unter anderem sollte ein Radweg entstehen und es sollten weitere sichere Überquerungsmöglichkeiten angelegt werden. Wie die Vorhaben umgesetzt werden könnten, sollte in einer Verkehrs- und Machbarkeitsuntersuchung festgestellt werden. Die wurde von der Senatsverwaltung bereits 2015 angekündigt, aber immer wieder verschoben. Noch 2018 teilte man Tino Schopf auf Anfrage mit, dass die Ausschreibung der Untersuchung in Vorbereitung sei.

Weil die BVG nun ab August 2021 die Straßenbahngleise von der Pistoriusstraße bis zur Rennbahnstraße grundhaft instandsetzen will, erfragte er erneut den Sachstand. Zu seiner großen Überraschung teilte ihm die Senatsverwaltung mit: „Anlässlich eines Ortstermins wurde festgestellt, dass eine Machbarkeitsstudie für die Berliner Allee mangels Alternativen zum Querschnitt nicht zielführend ist. Daher sollen verkehrliche Untersuchungen erfolgen und die grundhafte Erneuerung der Berliner Allee zwischen Pistoriusstraße und Rennbahnstraße im Bestand (Borde beibehalten) durchgeführt werden.“

Tino Schopf kommentiert diese Auskunft: „Das ist ein schlechter Witz. Die Machbarkeitsstudie wird seit 2015 angekündigt. Deren Beauftragung wurde von meinen Kollegen und mir immer wieder gefordert. Und nun stellt man nach sechs Jahren fest, dass diese nicht zielführend sei. Das ist ein Armutszeugnis.“ Hinzu komme, dass der Senat noch nicht einmal eine Zeitschiene nennen könne, wann es mit der grundhaften Erneuerung losgehen kann. „Mein Fazit zu den jetzigen Antworten ist mit einem Komplettversagen der grün geführten Verkehrsverwaltung noch positiv umschrieben“, so Schopf.

Die Bürgerinitiative Aktion Berliner Allee befürchtet nach den aktuellen Mitteilungen, dass es nun keine Verkehrswende, sondern noch mehr Verkehr auf der Berliner Allee geben wird. „Seit 2015 ist das Geld da und 2019 sollte Baubeginn für die Neugestaltung des gesamten Straßenraums von Pistorius- bis Rennbahnstraße sein“, erklärt Jens Herrmann, Sprecher der Initiative. „Endlich sollte es auch hier Radwege geben, versprach der rot-rote Senat. Seitdem kündigte der Senat jährlich eine Machbarkeitsstudie an, hat sie aber nie erstellt. Die Antwort des Senats auf die aktuelle Anfrage des Abgeordneten Tino Schopf zeigt nun, dass die Neugestaltung der Berliner Allee klammheimlich aufgegeben wurde.“ Der autogerechte und gesundheitsschädliche Status quo mit extrem starkem Verkehrslärm, Luftverschmutzung und fehlenden sicheren Querungsmöglichkeiten solle auf weitere Jahrzehnte zementiert werden, kritisiert die Bürgerinitiative weiter.

Per Twitter versprach Jan Thomsen, Pressesprecher von Verkehrssenatorin Regine Günther (Bündnis 90/Die Grünen) inzwischen zwar einen „Radfahrstreifen auf Kosten der Kfz-Spuren“, berichtet Herrmann. Doch das hält die Bürgerinitiative für unrealistisch. Sie schrieb einen offenen Brief an die Verkehrssenatorin, kritisiert die geplante Erneuerung ohne Neuplanung und fordert eine „Neuaufteilung des gesamten Straßenquerschnitts“ der nördlichen Berliner Allee.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

91 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile lädt vom 3. bis 5. April 2025 zur mittlerweile 17. Brillenmesse ein. | Foto: Optik an der Zeile

Optik an der Zeile
17. Brillenmesse vom 3. bis 5. April

Über 40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir, Optik an der Zeile, auch im April im Märkischen Zentrum. Feiern Sie mit und profitieren Sie von attraktiven Angeboten, die Sie sich selbst erwürfeln können! Im Rahmen der 17. Brillenmesse vom 3. bis 5. April können Sie sich von unserer Kompetenz selbst überzeugen. Mit vielen schööönen Brillengestellen und den Gläsern von Essilor und Rodenstock bieten wir bestes Sehen für jeden Anspruch. Aus der großen Kollektion namhafter...

  • Bezirk Reinickendorf
  • 15.03.25
  • 538× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Kniebeschwerden können durch Unfälle, Verschleißerscheinungen oder Fehlstellungen verursacht werden und beeinträchtigen Ihre Beweglichkeit sowie Ihre Lebensqualität erheblich. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Für mehr Lebensqualität!
Linderung für Hüft- und Knieschmerzen

Hüft- und Kniebeschwerden können durch Unfälle, Verschleißerscheinungen oder Fehlstellungen verursacht werden und beeinträchtigen Ihre Beweglichkeit sowie Ihre Lebensqualität erheblich. Bei unserem Infoabend wird Tariq Qodceiah, Chefarzt für Orthopädie & Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums in Reinickendorf, Ihnen die verschiedenen Ursachen und Behandlungsstrategien für Knie- und Hüftschmerzen erläutern. Er stellt sowohl konservative als auch operative Methoden vor und zeigt,...

  • Reinickendorf
  • 25.02.25
  • 1.521× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige

Vortrag am 15. April um 17 Uhr
Schmerz, Angst und Depression?

Chronische Schmerzen sind mehr als nur ein Symptom – sie können zu einer eigenständigen Erkrankung werden und das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen. Doch welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Wie kann moderne Neuromodulation helfen, das Schmerzsystem zu beeinflussen und das Leiden zu lindern? Unsere Referenten, Dalibor Arapovic und Sebastian Ciupa, informieren Sie über die Entstehung und Anatomie chronischer Schmerzen sowie über verschiedene Therapieansätze – von konservativen...

  • Mitte
  • 17.03.25
  • 256× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 1.737× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.