Billig gleich attraktiv?
Debatte über Folgeangebot für 9-Euro-Ticket ab September läuft
Ganz Deutschland diskutiert darüber, was nach dem 9-Euro-Ticket kommt. Was zuerst als Entlastung angesichts hoher Spritpreise für drei Monate gedacht war, wurde schnell mit hohen Erwartungen aufgeladen. Das Ticket soll die Mobilitätswende fördern und das Image von Bus und Bahn verbessern.
Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) feiert das Ganze schon mal als Erfolg, obwohl eine wissenschaftliche Auswertung aussteht. Experten lassen allerdings durchblicken, dass die Schnäppchenmonatskarte nur wenige Autofahrten wirklich verhinderte. Der Coup liegt für mich in der großen Aufmerksamkeit, die der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) erlangte. Sei es auch nur dadurch, dass der Verkehr auf einigen Strecken – zum Beispiel in Richtung Ostsee – zeitweise fast kollabierte. Und so machte das 9-Euro-Ticket auch gleich die Belastungsgrenze sichtbar, an die das öffentliche Verkehrsangebot viel zu schnell stößt.
Über den Preis den ÖPNV attraktiver zu machen, ist daher eine Sache. Wichtiger ist es, das Angebot weiter auszubauen: mehr Wagen, kürzere Taktzeiten, Verlässlichkeit und Pünktlichkeit. Aber das kostet Geld. Ob da eine Billigpreisdebatte zum Ziel führt? Mobilität kostet. Das wissen auch die Pendler, die ein-, zweimal im Monat ihre Tankrechnung zahlen. Für die dürfte der "normale" Ticketpreis immer noch attraktiv sein.
Und für mich kommt vor "billig für alle" immer "gerecht". Und hier sollte die Debatte ansetzen. Mobilität sollte auch für jene erschwinglich sein, die gerade so mit ihrem Einkommen oder einer staatlichen Unterstützung über die Runden kommen. Denen weiterhin ein verbilligtes Angebot zu machen, halte ich für richtig. Wir anderen sollten jedoch die Zeche zahlen – im Interesse eines zukunftsfähigen und attraktiven ÖPNV.
Autor:Hendrik Stein aus Weißensee |
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