Kostspielige Hinterlassenschaft
Rückbau der Industriebahngleise in Weißensee und Heinersdorf nicht in naher Zukunft

Noch findet man sie im Straßenland von Weißensee und Heinersdorf: die alten Gleise der Industriebahn.  | Foto: Bernd Wähner
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  • Noch findet man sie im Straßenland von Weißensee und Heinersdorf: die alten Gleise der Industriebahn.
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Sie sind für viele Autofahrer und auch Anwohner ein Ärgernis: die Gleise der einstigen Industriebahn, die sich immer noch in der Fahrbahn von Straßen befinden. Immerhin sechs dieser nicht zurückgebauten Gleisquerungen gibt es noch in Weißensee und in Heinersdorf, zum Beispiel in der Piesporter, Gustav-Adolf-, Friethjof- und Blankenburger Straße.

Dass es diese Gleise gibt, hängt mit der Industriegeschichte Weißensees Anfang des 20. Jahrhundert zusammen. In der Gemeinde Weißensee, die seinerzeit vor den Toren Berlins lag, gab es seinerzeit große Flächen für Industrieansiedelungen und auch günstigere Steuerbedingungen als in der nahen Großstadt Berlin. Der Kreis Niederbarmin, zu dem Weißensee gehörte, gab mit der Errichtung der Industriebahn Tegel-Friedrichsfelde 1907 einen weiteren Anlass für viele Firmen, sich außerhalb Berlins anzusiedeln.

Heute gibt es diese Großbetriebe in Weißensee gar nicht mehr. Die letzten schlossen in den 90er-Jahren. Auch die Industriebahn wurde nicht mehr benötigt. Doch noch immer finden sich heute Gleise im Straßenland. Nach Beschwerden von Anwohnern in der Piesporter Straße fasste die Bezirksverordnetenversammlung im September auf Antrag der Linksfraktion den Beschluss, dass das Bezirksamt klären soll, unter welchen Umständen, zu welchen Kosten und von wem die Gleise der ehemaligen Industriebahn entfernt werden könnten.

Die betreffenden Gleise kreuzen die Piesporter Straße in Höhe der Straße An den Feldtmanngärten. Die östliche Verlängerung der Industriebahntrasse ist mittlerweile mit Einfamilienhäusern bebaut. Die Fahrbahn der Piesporter Straße wurde vor geraumer Zeit erneuert. Warum die Gleise im Zuge der Bauarbeiten nicht gleich mit entfernt wurden, sei nicht nachzuvollziehen, so der Verordnete Wolfram Kempe (Die Linke).

Die Straßenerneuerung fand bereits 1996 statt, berichtet Stadtentwicklungsstadtrat Vollrad Kuhn (Bündnis 90/Die Grünen) nach Recherchen. Da die sogenannte Entwidmung der Bahnstrecke aber erst 2003 erfolgte, konnten die Gleise seinerzeit noch nicht zurückgebaut werden. Aber 2003 gab es dann eine Kostenschätzung. Der Ausbau der alten Gleise würden 75 000 Euro kosten. Den Rückbau hätten anteilig das Land Berlin und der einstige Industriebahnbetreiber NEB zu zahlen. Die Erneuerung der Straße müsste komplett das Land Berlin übernehmen. Damit kämen auf den Bezirk insgesamt 55 000 Euro zu. Etwa die gleiche Summe wäre jeweils für den Rückbau der anderen Gleisquerungen in Weißensee und Heinersdorf aufzubringen.

Das Straßen- und Grünflächenamt baut im Rahmen von Straßenneubauvorhaben natürlich verbliebenen Gleisübergänge zurück, so Kuhn. Das geschah zum Beispiel bereits beim Bau der Neumagener Straße oder bei Baumaßnahmen in der Berliner Allee. Aber weil keine finanziellen und personellen Mittel dafür zur Verfügung stehen, werde die Gleisquerung in der Piesporter Straße in absehbarer Zeit nicht verschwinden. Außerdem gebe es Stellen, an denen ein Rückbau noch dringlicher wäre, wie zum Beispiel in der Gustav-Adolf-Straße oder in der Friethjofstraße, erklärt Kuhn.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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