Seit 110 Jahren an der Bernkasteler
Straßenbahnbetriebshof mit langer Geschichte
Ein altes Sprichwort sagt „Totgesagte leben länger“. Das trifft auch auf den Straßenbahnbetriebshof an der Bernkasteler Straße zu, der im Oktober vor 110 Jahren eröffnet wurde.
Auch wenn seit 1990 die Anzahl der Straßenbahnlinien nach Weißensee abnahm und auf dem Hof an der Bernkasteler Straße nicht mehr so viel Betrieb war: Die BVG hielt an ihm fest, auch wenn manch einer schon dessen Ende prognostizierte. Stattdessen wird in diesen historischen Betriebshof nun sogar noch investiert.
Die Zahl der Fahrgäste in den Straßenbahnen nimmt stetig zu. Deshalb hat die BVG neue, vor allem auch größere Wagen vom Typ Flexity Berlin bestellt. Die Wagen sind 40 Meter lang und bieten etwa 300 Fahrgästen Platz. Eingesetzt werden sollen diese Straßenbahnen vor allem auf der Linie M4, die vom Alexanderplatz über Weißensee Richtung Hohenschönhausen fährt. Auf dieser Linie sind bereits Haltestellen auf 62 Meter Länge ausgebaut, sodass die Flexity-Berlin-Züge dort problemlos halten, anfahren und damit auch mehr Fahrgäste transportieren können.
Doch wenn auf dem Betriebshof an der Bernkasteler Straße alles beim Alten bliebe, würde der Platz dort nicht mehr ausreichen. Denn die neuen Fahrzeuge sind größer als die bisherigen. Nachts müssen aber alle Straßenbahnen auf den Betriebshöfen Pause machen. Unter anderem werden sie dort auch gereinigt und durch die Waschanlage geschickt. Deshalb ist es nötig, den Weißenseer Betriebshof fit für die neue Fahrzeuggeneration zu machen.
Mit der Pferdebahn zum Alex
Dass die Straßenbahn ab 1912 in Weißensee Furore machte, lag zum einen daran, dass der Ort Anfang des vorigen Jahrhunderts rasant wuchs. Zum anderen wurde die Gemeinde, die damals noch vor den Toren der Hauptstadt lag, bei den Berlinern als Ausflugsort immer beliebter. Zunächst war die Straßenbahn ab 1877 eine Pferdebahnverbindung, die bis zum Alexanderplatz fuhr. Der Betriebshof für die Pferdebahn befand sich zunächst auf dem Dreieck zwischen der heutigen Rennbahnstraße, der Parkstraße und der Großen Seestraße. Im Jahr 1912 zog er an die Bernkasteler Straße um. Auf knapp 20 000 Quadratmetern entstand seinerzeit der so genannte Hof XXII, der später als „Betriebshof Wei“ abgekürzt wurde.
Mitte der 70er Jahre wurde von diesem Betriebshof aus der ostberlinweite Einsatz der Tatra-Züge vorbereitet. Dafür wurden Arbeitsgruben verändert und eine Elektronikwerkstatt eingerichtet. 1978 entstand außerdem ein neues Verwaltungsgebäude, in dem auch die Fahrschule der Straßenbahn für einige Zeit stationiert war. In den zurückliegenden Jahren gab es dann immer wieder kleinere technische Veränderungen auf dem Betriebshof. Aber nun soll er rundum fit für die neue Fahrzeuggeneration gemacht werden.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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