Weißensees großes Kaufhaus
Adolf Brünn – erfolgreicher Geschäftsmann eines aufstrebenden Vororts

So sah das Kaufhaus Brünn ursprünglich aus. | Foto: Weißenseer Heimatfreunde
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  • So sah das Kaufhaus Brünn ursprünglich aus.
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Auf dem Grundstück Berliner Allee 60-62 steht heute zwar ein Neubau, aber dessen Architektur erinnert durchaus an seinen Vorgänger. Und zudem gibt es in diesem Gebäude noch heute Kaufhaus.

Das Grundstück gehörte einst Adolf Brünn junior. Er war einer der bekanntesten Weißenseer Kaufleute. 1886 eröffnete er an der damaligen Königschaussee seinen neu gestalteten Verkaufsladen für „Wäsche-Ausstattungen und Mode-Waren“. Brünn, geboren 1861 in Grabow, kam um 1880 nach Weißensee. Er war als Kaufmann sehr erfolgreich. Dazu trugen nicht nur die Weißenseer, sondern auch die Kunden bei, die mit der vom Alexanderplatz kommenden Pferdebahn regelmäßig ins nahe „Etablissement Schloß Weißensee“ strömten.

Im Haus in der heutigen Berliner Allee 60-62 erweiterte er sein Ladengeschäft und sein Angebot. Diese Entscheidung schien von Weitsicht geprägt, denn der Weißensee wuchs stetig. Bereits 1890 zählte Neu-Weißensee 20 000 Einwohner, und zehn Jahre später waren es bereits 35 000 Menschen. Anfang des 20. Jahrhunderts konnte Brünn eine erneute Erweiterung seines Geschäftes vornehmen. Er erwarb Nachbargrundstücke und ließ einen vierstöckigen Bau errichten. Es entstand ein modernes Kaufhaus mit neun riesigen Schaufenstern. Ein weiteres Gebäude wurde 1928 eingeweiht.

Als Brünn in den Ruhestand ging, übergab er sein Geschäft seinem Sohn. Der alte Herr fand sich aber noch täglich in den Verkaufsräumen ein, plauderte mit Kundinnen, trug ihre Einkäufe zur Kasse, und half beim Einpacken, nicht ohne danach beim Hinausgehen die Tür offen zu halten und ein „Auf Wiedersehen“ zu wünschen.

Zehn Jahre nach der Eröffnung der letzten Kaufhauserweiterung war die Erfolgsgeschichte der Brünns in Weißensee beendet. Adolf Brünn junior, inzwischen 77 Jahre alt, wurde im Zusammenhang mit den Novemberpogromen von 1938 wie andere Weißenseer Juden ins KZ Sachsenhausen verschleppt. Das Kaufhaus wurde beschmiert und es gab Zerstörungen. Brünn wurde, im Gegensatz zu anderen Inhaftierten, nach nur wenigen Tagen freigelassen. Der Grund: Die laufende „Arisierung“ seines Unternehmens erforderte seine Unterschrift unter den Kaufvertrag. Für eine lächerliche Summe musste der Kaufmann sein Lebenswerk abtreten. Am 18. November 1938, also nur wenige Tage nach der Pogromnacht, wurde das Kaufhaus als „arischer Betrieb“ neu eröffnet. Die Familie Brünn zerfiel. Ein Teil konnte sich nach Schweden retten. Adolf Brünn junior blieb in Weißensee. Sein Haus wurde ein sogenanntes Judenhaus. Am 14. September 1942 wurde er, der inzwischen zwangsweise den Namen Aron annehmen musste, deportiert und nach Theresienstadt verschleppt. Nur drei Wochen später verstarb er.

Das Kaufhaus wurde nach 1945 von der Hertie AG geführt, später der DDR-Handelsorganisation HO zugeordnet und ab 1990 von mehreren Unternehmen genutzt. Der Altbau ist inzwischen durch ein neues Haus ersetzt. Zwei Tafeln erinnern heute noch vor Ort an die Geschichte des Hauses.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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