„Die Schweine leben in Saus und Braus“
Ein Jahr Marktschwärmerei in der Brotfabrik

Anna Wallersheim, Gastgeberin der Marktschwärmerei Weißensee, baut im Hof der Brotfabrik die Tische mit den bestellten Lebensmitteln auf. | Foto: Ulrike Martin
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Es ist Dienstagabend, 18 Uhr. Im idyllischen grünen Hof der Brotfabrik am Caligariplatz 1 sind ein paar Tische aufgebaut. Darauf stapeln sich Tomaten, Salate, Eier, Brot und Fleisch: Die Marktschwärmerei Weißensee ist eröffnet. Alles sieht frisch und knackig aus, lädt zum Zugreifen ein. Das geht aber nur, wenn zuvor online vorbestellt wurde.

Im Internet ist das jeweilige Wochenangebot zu sehen, nach der Registrierung kann der Kunde seine Waren ordern, bezahlen und zum festen wöchentlichen Termin in der Brotfabrik abholen.

Anna Wallersheim ist Gründerin, Leiterin und Gastgeberin der Weißenseer Marktschwärmerei, die am 17. August 2021 an den Start ging. Aber bereits Monate zuvor war sie unterwegs, um Erzeuger zu finden, die ins Konzept passen. Im Hauptjob im Bildungsbereich einer Stiftung tätig, baut sie jetzt einmal pro Woche die Tische im Hof der Brotfabrik auf, ordnet die Ware an, koordiniert zuvor die Bestellungen und pflegt die Website. Sie ist völlig überzeugt von dem Projekt. „Eine super Möglichkeit für unkompliziertes, regionales Einkaufen und gleichzeitig die Stärkung kleiner landwirtschaftlicher Betriebe“, sagt sie. Auch gut: Es gibt keinen Mindestbestellwert und keine Mitgliedsbeiträge.

Unkompliziertes, regionales Einkaufen

Einer der kleinen Betriebe, der regelmäßig die Schwärmerei bestücken, ist der Ökohof Stolze Kuh aus dem unteren Odertal. Anna Wallersheim, die ihre Lieferanten auch besucht, weiß, dass dort nur Weidehaltung betrieben wird. Es gebe Ein- bis Zwei-Mann-Betriebe, die bestens für ihre Tiere sorgten. „Dort leben die Schweine sozusagen in Saus und Braus.“

Für die Käufer, viele davon sind inzwischen Stammkunden, ist es wichtig zu wissen, wo die Lebensmittel – überwiegend in Bioqualität – herkommen. Das bestätigt auch Leilah, die gerade in den Hof gekommen ist, um ihr bestelltes Fleisch abzuholen. „Eine gute Aktion“, sagt sie, „außerdem macht es mir riesigen Spaß, online die Produkte zusammenzustellen.“

Neben den üblichen Nahrungsmitteln wie Fleisch, Gemüse, Kartoffeln und Brot gibt es öfter auch eher Rares. „Wir hatten schon Postelein, eine alte Salatsorte, oder Hirschzunge und Schweineohren“, berichtet Wallersheim, „es gilt ja der Anspruch, möglichst alles vom Tier zu verwerten.“ Das habe eine Kundin sehr konsequent umgesetzt. „Sie erzählte mir begeistert, wie toll Stierhoden schmecken.“

Alles reine Handarbeit

Wie fast jeden Dienstag kommt auch Ramon Fröhlich in die Brotfabrik und packt seine Gemüsekisten aus. Mit seiner Familie bewirtschaftet er in Fehrbellin 2000 Quadratmeter Fläche, „alles reine Handarbeit“, erklärt er. Ihm ist der direkte Kontakt zum Kunden wichtig und er freut sich über die Wertschätzung seiner saisonalen Erzeugnisse.

Apropos Preis: Wer hier einkauft, zahlt einiges mehr als im Supermarkt. „Klar gibt es Kunden, die es sich leisten können“, sagt Anna Wallersheim. „Aber auch die anderen sind überzeugt, sie bestellen sich dann eben nur zwei Mal im Monat ein besonders gutes Stück Fleisch.“

Die Funktionsweise der Preisgestaltung: Die Erzeuger geben von ihrem Nettoumsatz knapp 20 Prozent an die jeweiligen Gastgeber und an Marktschwärmer für die Bereitstellung der Plattform ab. Mit etwas über 80 Prozent bleibt der Großteil der Einnahmen bei den Lieferanten.

Die Idee der Marktschwärmerei kommt aus Frankreich. Dort begann 2014 das Projekt „La Ruche Qui Dit Oui!“, zu übersetzen mit „Der Bienenstock, der Ja sagt“. So erklärt sich auch der Name: Bienen schwärmen und bringen mit ihrem Honig Gutes, das soll auch für die kleinen Märkte gelten, die regionale Erzeuger und interessierte Kunden zusammenbringen. Nach Deutschland kam die erste Marktschwärmerei ebenfalls 2014. Inzwischen haben sich deutschlandweit mehr als 160 Schwärmereien etabliert, in Berlin sind es 29, weitere befinden sich im Aufbau.

Wer einen Einblick in das Projekt haben möchte, hat auch ohne Online-Bestellung am Dienstag, 23. August, die Gelegenheit dazu. Um 18 Uhr beginnt ein kleines Sommerfest. Wer für diesen Termin Gemüse und Co ordern will, hat Zeit bis Sonntagabend, 21. August. Die Adresse: marktschwaermer.de/de-DE/assemblies/13230.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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