Nachhaltig und nahbar in Gegenwart und Zukunft
Was Anzeigenblattverlage heute tun, um die Ressourcen für morgen zu schützen
Wer Nachhaltigkeit fordert, will eine lebenswerte Welt erhalten. Das wichtigste globale Ziel nachhaltiger Entwicklung ist es, Armut zu bekämpfen und den Hunger zu besiegen. Themen, die auch in Deutschland eine Rolle spielen. Bei uns dreht sich das Thema Nachhaltigkeit aber in erster Linie um den Schutz der Umwelt und des Klimas sowie um den verantwortungsvollen Umgang mit endlichen Ressourcen.
Wenn wir in Deutschland über Nachhaltigkeit sprechen, dominiert der Ressourcenschutz, also das Ziel, nicht mehr zu verbrauchen, als auch wieder nachkommt. Dieses Ziel verfehlen wir bisher. 2021 war der „Welterschöpfungstag“, an dem wir für das laufende Jahr unsere Ressourcen aufgebraucht hatten, für Deutschland am 5. Mai, für die ganze Welt zusammen am 29. Juli. Laut „Global Footprint Network“ (GFN) nutzt die Weltbevölkerung derzeit pro Jahr 1,7-mal die verfügbaren natürlichen Rohstoffe.
Der Altpapierkreislauf
Wir müssen also unsere Ressourcen schonen. Ein wichtiger Hebel dafür ist die Kreislaufwirtschaft. Produkte werden so produziert, dass sie nach der Nutzung wieder zu Rohstoff und damit zu neuen Produkten werden. Der Rohstoff wird also nicht – oder nur in geringem Maße – verbraucht, sondern wechselt nur die Form. Ein Modell, dass auch die Branche der Anzeigenblätter seit Langem bewegt: der Altpapierkreislauf.
Hier ist es schon geübte Praxis, den Rohstoff Papier nicht als Müll, sondern als Wertstoff zu sehen. Auf Altpapier werden Zeitungen gedruckt, aber es ist auch Grundlage für viele andere Produkte. Von den knapp 23 Millionen Tonnen Papierprodukten wie Hygienepapiere, grafische und technische Papiere oder Karton sind bereits 76 Prozent aus Altpapier. Das hat den Vorteil, dass es etwa 60 Prozent weniger Energie und 70 Prozent weniger Wasser verbraucht und die chemische Abwasserbelastung um den Faktor fünf niedriger ist als bei Primärfaserpapier aus Zellstoff.
Kartonagen ungeeignet
Damit Papier wiederverwendet werden kann, muss es sortiert werden. Kartonagen zum Beispiel eignen sich nicht zur Verwendung für weißes Papier und können nur für Kartonagen wiederverwendet werden. Nach dem Sortieren wird das Papier gesiebt, um Fremdbestandteile zu entfernen. Danach wird es zerkleinert. Darauf folgt das „Deinking-Verfahren“, wobei die Druckerfarbe entfernt wird. Dafür werden die Papierfitzel mit Wasser vermengt, wodurch sich das Papier in seine Fasern auflöst. Der Brei wird mit Natronlaugen und Tensiden gereinigt.
Hier lohnt sich ein Blick auf die Arbeitsgemeinschaft Graphische Papiere (Agrapa). Diese Gemeinschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, dass grafisches Altpapier in großem Umfang und mit hoher Faserausbeute recycelt wird. Dazu gehört auch der Einsatz recyclingfreundlicher Stoffe wie Druckfarben und Kleber in den Papierprodukten. Derzeit wird mit mineralölfreien Farben experimentiert, um den Eintrag dieses unerwünschten Stoffes in den Altpapierkreislauf zu vermeiden. Im Allgemeinen erhöhen recyclingfreundliche Stoffe die Faserausbeute und reduzieren den Einsatz von Chemie. Chemie wird auch verwendet, um das Altpapier weiß zu machen. Dafür wird Wasserstoffperoxyd gebraucht. Um diesen Einsatz zu reduzieren, ist Zeitungspapier nicht reinweiß. Abschließend wird der Papierbrei auf Bahnen getrocknet und aufgerollt, sodass es wieder verwendet werden kann.
Bedarf steigend
Der Altpapierkreislauf funktioniert aber nur, wenn auch ausreichend wiederverwertbares Papier in den Zyklus zurückkommt. Laut einer Insight Studie von Pöyry Management Consulting erhöht sich der jährliche Bedarf an Verpackungsmaterial und Hygieneprodukten weltweit bis 2030 um bis zu 2,9 Prozent. Hygienepapiere werden dem Altpapierkreislauf aber entzogen und Verpackungsmaterialien eignen sich nicht zur Gewinnung von weißem Recyclingpapier. Dadurch, dass die Nachfrage nach Kartonagen steigt, reduziert sich also die Qualität und Quantität des eingebrachten Papiers. Es gibt weniger hochwertiges Altpapier. Dies führt dazu, dass auch Primärfasern benötigt werden. Für die Papierherstellung stammen diese hauptsächlich aus dem Abraum von Totholz und aus den Abfällen der Möbelproduktion. Extra für Zeitungen werden also keine Bäume gefällt. Zudem gibt es ein Siegel, das für nachhaltige Holzwirtschaft steht: das FSC Siegel. Beim Kauf von Holzprodukten ist dies eine gute Orientierung, auch für die Macher von Papier.
Neben der Verwendung von Altpapier und dem Ziel, mineralölfrei zu drucken, tragen Anzeigenblätter auch noch darüber hinaus zur Nachhaltigkeit bei: Sie informieren. Dabei geht es nicht nur um erklärende Beiträge wie diesen, sondern auch um Aufmerksamkeit für Aktionen zur Nachhaltigkeit vor Ort, um Partnerschaften der BVDA-Verlage wie beispielsweise mit dem World Wide Fund for Nature (WWF) oder der Initiative „Mülltrennung wirkt!“ und um das Begleiten von kommunalen Entwicklungen.
von Ulla Niemann,VRM Wochenblätter
Mehr zum Selbstverständnis der Anzeigenblätter auf wir-sind-anders.site.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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