Weißenseer Spitze mit Potenzial: Anwohner und Händler ziehen jetzt an einem Strang
Weißensee. Am Caligariplatz treffen Weißensee, Pankow und Prenzlauer Berg aufeinander. Die Weißenseer nennen diesen Ort schlicht Spitze. Noch ist dieser Kiez allerdings nicht spitze. Doch das soll er bald werden. Über Ideen, Leute und konkrete Vorhaben berichtet die Berliner Woche in den nächsten Wochen.
Die Gustav-Adolf-Straße ist alles andere als eine typische Einkaufsmeile. Dort reiht sich nicht Schaufenster an Schaufenster. Hunderte Autos passieren täglich die Straße. Kaum einer hält an, schon gar nicht zum Einkaufen. Aber die Straße hat das Potenzial. Das merkten Anwohner und Gewerbetreibende kürzlich an einem Septemberwochenende. Mit Förderung des Senats veranstaltete die Agentur Local Smarts einen Parking Day. Die Interessengemeinschaft IG Weißenseer Spitze lud einen Tag später zum Herbstfest ein. An beiden Tagen steppte der Bär entlang der Gustav-Adolf-Straße. Der Kiez zeigte, was er sein könnte.
„Weil wir inzwischen etliche Mitstreiter gefunden haben, gründeten wir jetzt den Verein Weißenseer Spitze“, sagt Marion Koch stolz. Sie ist Chefin der OpernAkademie Berlin an der Gustav-Adolf-Straße und frisch gewählte Vereinsvorsitzende. Seit einigen Jahren setzt sie sich bereits mit anderen Gewerbetreibenden dafür ein, dass der Kiez attraktiver wird.
„Jetzt sind wir an einem Punkt angekommen, an dem wir noch mehr erreichen möchten. Wir wollen das Gemeinschaftsgefühl im Kiez weiter stärken und die Straße komplett umgestalten“, so Marion Koch. „Das können wir als Gewerbetreibende natürlich nicht allein erreichen. Deshalb haben sich in unserem Verein auch Kiezbewohner und erste Hauseigentümer zusammengefunden. Gemeinsam wollen wir etwas bewegen.“
Einer der 24 Vereinsmitglieder ist Anwohner Jörg Schmidt. „Ich möchte in einem Wohngebiet leben, in dem etwas passiert“, sagt er. „Ich möchte einen Markt vor der Haustür haben, der nicht nur wie zurzeit aus zwei Ständen besteht. Auch Zu-Vermieten-Plakate in Schaufenstern müssen verschwinden. Ich wünsche mir noch mehr Präsenz von Künstlern, die den Kiez aufpeppen.“ Weil er aktiv beim Umsetzen seiner Visionen mitmachen will, ließ sich Schmidt in den Vorstand des Vereins wählen.
Dass es jetzt tatsächlich einen Kiezverein gibt, darüber freut sich Friedemann Preubsch ungemein. Der Optikermeister arbeitet seit genau zehn Jahren im Kiez. Auch er weiß, dass die Gustav-Adolf-Straße Potenzial hat. Man müsse sich aber um alles kümmern. Er regte seinerzeit die Gründung der IG Weißenseer Spitze an. Neben seinem Geschäft organisierte er in unzähligen Stunden ehrenamtlicher Arbeit über Jahre Aktionen mit. „Ich freue mich richtig, dass wir jetzt nicht nur die Gewerbetreibenden, sondern auch Menschen, die hier wohnen, und Hauseigentümer mit im Boot haben“, sagt Preubsch.
Der Verein hat sich ein erstes großes Projekt vorgenommen. Es soll ein neues Straßenkonzept für die Gustav-Adolf-Straße erarbeitet werden. „Wir möchten dort Shared Space“, erläutert Marion Koch. „Das heißt, dass alle Verkehrsteilnehmer auf der Straße gleichberechtigt sind. Das geht natürlich nur mit einer Umgestaltung der Straße. Sie müsste zum Teil verkehrsberuhigt werden. Wir könnten dann Grünflächen anlegen, Bänke und kleine Kunstwerke aufstellen und die Gastronomie beleben.“
Workshop im Januar geplant
Die Engagierten von der Weißenseer Spitze müssen aber nicht nur Behörden und Grundstückseigentümer von ihrer Idee überzeugen, auch die Anwohner müssen mitziehen. Deshalb will der Verein im Januar einen Workshop veranstalten, in dem er informieren, Ideen sammeln und mit Anwohnern diskutieren möchte.
Doch im Dezember soll es an der Weißenseer Spitzer erst einmal weihnachtlich zugehen. Der Verein darf erstmals, mit Genehmigung des Bezirksamtes, zwei Weihnachtsbäume auf dem Caligariplatz aufstellen. Jeden Mittwoch von 14 bis 18 Uhr hält er auf diesem Platz außerdem künstlerische und kulinarische Überraschungen bereit. Weitere Informationen gibt es im Internet auf www.weissenseer-spitze.de. BW
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Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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