Architekten müssen nachsitzen: Neubau für Gloria-Palast verzögert sich

Auch der Abriss hat sich verzögert. Das vordere Gebäude und der Gloria-Palast werden neu gebaut. Die Leuchtreklame, das Kassenhäuschen im Foyer und die Wendeltreppe des alten Kinos stehen unter Denkmalschutz und werden aufgehoben. | Foto: Matthias Vogel
8Bilder
  • Auch der Abriss hat sich verzögert. Das vordere Gebäude und der Gloria-Palast werden neu gebaut. Die Leuchtreklame, das Kassenhäuschen im Foyer und die Wendeltreppe des alten Kinos stehen unter Denkmalschutz und werden aufgehoben.
  • Foto: Matthias Vogel
  • hochgeladen von Matthias Vogel

Charlottenburg. Nackenschlag für Bauinvestor Centrum GmbH: Das Baukollegium hat den Entwurf seiner Architekten für den Neubau des altehrwürdigen Gloria-Palastes am Kurfürstendamm abgelehnt.

Seit Mitte dieses Jahres ist es amtlich: Die „denkmalbestimmende“ Bausubstanz des früheren Kinos und einstigem Ort der Filmfestspiele ist selbst durch eine Sanierung nicht zu retten – der Gloria-Palast darf inklusive der bislang denkmalgeschützten Fassade abgerissen werden.

Bezüglich der Neugestaltung der drei HäuserKurfürstendamm 12-15 hatte sich das von der Eigentümerin Centrum GmbH beauftrage Berliner Architekturbüro Ortner & Ortner in den vergangenen zwei Jahren intensiv mit dem Bezirk und der Denkmalschutzbehörde auseinandergesetzt. Mehr als 20 Gutachten wurden erstellt. Der Entwurf für das neue Erscheinungsbild entstand also inmitten eines Spannungsfeldes aus Interessen des Bauträgers, der hinter der Fassade des Neubaus Flächen für den Einzelhandel und Büros plant, und Auflagen der Behörden.

Baukollegium lehnt ab

Nach kurzer Beratung unter Ausschluss der Öffentlichkeit, die erst seit Juli 2017 zu den Sitzungen eingeladen wird, lehnte das Baukollegium die Lösung des Architekturbüros ab, genauer gesagt die Gestaltung des Neubaus – den so getauften „Erinnerungsbau“ anstelle des Gloria-Palastes selber und das Gebäude daneben, in dem zuletzt der Schuhfilialist Görtz beheimatet war.

Das Fachgremium störte sich an den baulichen Anschlüssen an die angrenzenden Häuser, der Technik auf dem Dach, die nicht in die Architektur integriert sei, und an der nicht vorhandenen realen Teilung der beiden Häuser, für die es nach dem Entwurf zwar unterschiedliche Fassaden, aber nur einen Eingang, also nur eine Adresse, gibt. „In Tat und Wahrheit machen Sie ein neues Gebäude und dekorieren es. Das finden wir nicht so prickelnd. Wir wollen konzeptionell, dass es tatsächlich zwei Häuser sind“, sagte Senatsbaudirektorin und Baukollegiums-Vorsitzende Regula Lüscher.

"Wir sind bestürzt"

Warum das Kollegium mit dem „Erinnerungsbau“, dem die Architekten mit einer filigranen Strukturfassade à la „Ku’damm-Flair 50er- und 60er-Jahre“ Rechnung tragen wollten, nicht zufrieden war, begründete die Architektin Jórunn Ragnarsdóttir so: „Wir sind sehr bestürzt, dass das Haus überhaupt abgerissen wird und einen Ort der Erinnerung halten wir nicht für angemessen. Sie sollten da freier sein in Ihrem architektonischen Können. Das Einzige, was so einen Abriss rechtfertigt ist, dass man es deutlich besser macht.“

Dieses Gebäude müsse an dieser prominenten Stelle mehr für die Stadt leisten, müsse als Teil des Stadtensembles überzeugend sein, fasste Lüscher die Erwartungen des Baukollegiums zusammen. Centrum-Geschäftsführer Peter Knopf sagte: „Momentan bin ich überfordert mit Ihren Anforderungen. Die Technik und die baulichen Anschlüsse sind kein Problem. Aber der Einzelhandel hat nun einmal auch gewisse Erwartungen.“

Lösung am 30. Oktober?

Markus Penell, Geschäftsführer der Berliner Ortner & Ortner Dependance, und sein Team dürfen also zum Nachsitzen. „Ich halte die fachliche Diskussion für gut und wichtig. Aber es steckt einem schon in den Klamotten, wenn man zwei Jahre mit der Denkmalpflege über die Gloria diskutiert, jede Menge Fachgutachten auf den Tisch bekommt, und am Schluss herauskommt, dass die Auflagen nicht zu erfüllen sind. Die Erinnerungsarchitektur hatten wir schließlich von der Denkmalpflege aufbekommen“, sagte er.

Die nächste Sitzung des Baukollegiums findet am 30. Oktober statt. Ob es dann bereits zur Vorlage des überarbeiteten Entwurfs kommt, steht noch nicht fest. maz

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 704× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 992× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 964× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.323× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.