Architekten müssen nachsitzen: Neubau für Gloria-Palast verzögert sich
Charlottenburg. Nackenschlag für Bauinvestor Centrum GmbH: Das Baukollegium hat den Entwurf seiner Architekten für den Neubau des altehrwürdigen Gloria-Palastes am Kurfürstendamm abgelehnt.
Seit Mitte dieses Jahres ist es amtlich: Die „denkmalbestimmende“ Bausubstanz des früheren Kinos und einstigem Ort der Filmfestspiele ist selbst durch eine Sanierung nicht zu retten – der Gloria-Palast darf inklusive der bislang denkmalgeschützten Fassade abgerissen werden.
Bezüglich der Neugestaltung der drei HäuserKurfürstendamm 12-15 hatte sich das von der Eigentümerin Centrum GmbH beauftrage Berliner Architekturbüro Ortner & Ortner in den vergangenen zwei Jahren intensiv mit dem Bezirk und der Denkmalschutzbehörde auseinandergesetzt. Mehr als 20 Gutachten wurden erstellt. Der Entwurf für das neue Erscheinungsbild entstand also inmitten eines Spannungsfeldes aus Interessen des Bauträgers, der hinter der Fassade des Neubaus Flächen für den Einzelhandel und Büros plant, und Auflagen der Behörden.
Baukollegium lehnt ab
Nach kurzer Beratung unter Ausschluss der Öffentlichkeit, die erst seit Juli 2017 zu den Sitzungen eingeladen wird, lehnte das Baukollegium die Lösung des Architekturbüros ab, genauer gesagt die Gestaltung des Neubaus – den so getauften „Erinnerungsbau“ anstelle des Gloria-Palastes selber und das Gebäude daneben, in dem zuletzt der Schuhfilialist Görtz beheimatet war.
Das Fachgremium störte sich an den baulichen Anschlüssen an die angrenzenden Häuser, der Technik auf dem Dach, die nicht in die Architektur integriert sei, und an der nicht vorhandenen realen Teilung der beiden Häuser, für die es nach dem Entwurf zwar unterschiedliche Fassaden, aber nur einen Eingang, also nur eine Adresse, gibt. „In Tat und Wahrheit machen Sie ein neues Gebäude und dekorieren es. Das finden wir nicht so prickelnd. Wir wollen konzeptionell, dass es tatsächlich zwei Häuser sind“, sagte Senatsbaudirektorin und Baukollegiums-Vorsitzende Regula Lüscher.
"Wir sind bestürzt"
Warum das Kollegium mit dem „Erinnerungsbau“, dem die Architekten mit einer filigranen Strukturfassade à la „Ku’damm-Flair 50er- und 60er-Jahre“ Rechnung tragen wollten, nicht zufrieden war, begründete die Architektin Jórunn Ragnarsdóttir so: „Wir sind sehr bestürzt, dass das Haus überhaupt abgerissen wird und einen Ort der Erinnerung halten wir nicht für angemessen. Sie sollten da freier sein in Ihrem architektonischen Können. Das Einzige, was so einen Abriss rechtfertigt ist, dass man es deutlich besser macht.“
Dieses Gebäude müsse an dieser prominenten Stelle mehr für die Stadt leisten, müsse als Teil des Stadtensembles überzeugend sein, fasste Lüscher die Erwartungen des Baukollegiums zusammen. Centrum-Geschäftsführer Peter Knopf sagte: „Momentan bin ich überfordert mit Ihren Anforderungen. Die Technik und die baulichen Anschlüsse sind kein Problem. Aber der Einzelhandel hat nun einmal auch gewisse Erwartungen.“
Lösung am 30. Oktober?
Markus Penell, Geschäftsführer der Berliner Ortner & Ortner Dependance, und sein Team dürfen also zum Nachsitzen. „Ich halte die fachliche Diskussion für gut und wichtig. Aber es steckt einem schon in den Klamotten, wenn man zwei Jahre mit der Denkmalpflege über die Gloria diskutiert, jede Menge Fachgutachten auf den Tisch bekommt, und am Schluss herauskommt, dass die Auflagen nicht zu erfüllen sind. Die Erinnerungsarchitektur hatten wir schließlich von der Denkmalpflege aufbekommen“, sagte er.
Die nächste Sitzung des Baukollegiums findet am 30. Oktober statt. Ob es dann bereits zur Vorlage des überarbeiteten Entwurfs kommt, steht noch nicht fest. maz
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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