Wie geht's weiter im Preußenpark?
Aus Thaimarkt mit Grün wird Grün mit Thaimarkt

Trafen mit ihrem "Heimathafen" den Geschmack von Anwohnern, Nutzern und Experten: Lene Anne Sommer und Robin Schick von der TU Berlin.  | Foto: Matthias Vogel
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Der durch Übernutzung runtergerockte Preußenpark wird ab 2020 saniert und neu strukturiert. Vor allem die unhaltbaren Zustände auf der berühmt-berüchtigten "Thai-Wiese" sollen damit ein Ende finden.

Seit Jahren wird über den Preußenpark kontrovers diskutiert. Insbesondere der Verkauf von Speisen und Getränken durch die thailändische Community, der in den Sommermonaten jedes Wochenende Tausende Besucher in die Grünanlage lockt, erhitzt die Gemüter. Denn die so genannte Thai-Wiese verursacht zum Leid der Anwohner viel Lärm und Müll. Dem Vernehmen nach nehmen es die bis zu 100 Standbetreiber mit dem Abführen von Steuern außerdem nicht allzu genau. Eine Lösung, die den vielfältigen Interessen und Nutzungsansprüchen Rechnung trägt, konnte bislang nicht gefunden werden.

Studenten stellten Entwürfe vor

Studenten der Landschaftsarchitektur an der TU Berlin haben sich deshalb im vergangenen Semester intensiv mit dem Park auseinandergesetzt und kreative Ideen zur Neugestaltung des Areals entwickelt. Diese Entwürfe wurden kürzlich vorgestellt und von Bürgern, Bezirksverordneten und Fachleuten diskutiert und bewertet.

Hinter der gewünschten Verschönerung steht seitens des Bezirks auch das Anliegen, dort wieder Recht und Ordnung herzustellen. „Das Wichtigste ist, die mafiösen Strukturen auf dem Gelände zu zerschlagen“, sagte Stadtrat Oliver Schruoeffeneger ein paar Tage nach der Veranstaltung, die er mit dem Leiter des Ordnungsamtes, Stadtrat Arne Herz (CDU), auf die Beine gestellt hatte.

Ein Park für alle

Aus der zum Thaimarkt mutierten Fläche mit Erholungscharakter unter der Woche soll wieder ein Park für alle mit einem kleinen, abgegrenzten Bereich für Thai-Food werden. Kommerzielle Standbetreiber sowie Verkaufsstände mit Schals, Tüchern oder ähnlichem hätten dort nichts mehr zu suchen, sagte Schruoffeneger. „Wer privat gerne kocht und sich ein bisschen was dazu verdienen will, kann das ja gerne machen. Aber eben in begrenzter Anzahl und auf einer dafür vorgesehenen Fläche.“ Beide Politiker versicherten, schnell zur Tat schreiten zu wollen. 1,5 Millionen Euro seien in der Investitionsplanung des Bezirks eingestellt. In diesem Jahr werde nun anhand der Entwürfe und den Nutzungsanforderungen an den Park – erarbeitet durch weitere öffentliche Diskussionsrunden – ein tragfähiges Konzept entwickelt und ab kommendem Jahr umgesetzt.

Ein Eklat hätte fast die Vorstellung der studentischen Entwürfe für den Preußenpark gesprengt. Dank des Fingerspitzengefühls von Moderator Martin Seebauer und dem Verständigen der Polizei kam es nicht zum Äußersten.

Zwei Frauen wurden ausfällig

Zwei Frauen, offenbar Anwohnerinnen des Parks und nicht mehr nüchtern, traten plötzlich vor und schrien durch den Saal, warum die Betreiber der Verkaufsstände denn keine Steuern zahlen müssten und beleidigten alles und jeden. Eine Viertelstunde lang wurde die Geduld von Moderator Martin Seebauer auf die Probe gestellt. Erst als die Polizei verständigt wurde, zogen es die beiden Damen vor, die Mensa der Robert-Jungk-Oberschule zu verlassen.

So fehl am Platze der ungehaltene Protest auch war, er spiegelt doch des Volkes Seele wider. Denn der Kiez fragt sich, warum nicht gegen den Schwarzverkauf in ihrem Park vorgegangen wird. Arne Herz, CDU-Stadtrat und Chef des Ordnungsamtes, kann den Unmut nachvollziehen: „Sie haben Recht, es ist viel zu lange nichts unternommen worden. Deshalb haben wir uns ja vor zwei Jahren auf den Weg gemacht, sind aber innerhalb der Verwaltung auf Probleme gestoßen, mit denen wir nicht gerechnet haben.“ Nun aber müsse der Weg dorthin führen, dass auch in diesem Park wieder gleiches Recht für alle gelte.

Eine Anwohnerin merkte an, dass die Polizei ihre Runden drehe, allerdings stünden danach immer noch genauso viele Schirme, also Stände, dort wie vorher. „Der Zeitpunkt, an dem der Markt noch zu regulieren war, ist in der vergangenen Legislaturperiode verpasst worden. Um jetzt etwas zu unternehmen, bei 100 Ständen und 1000 Besuchern, bräuchte es zwei Hundertschaften Polizisten“, sagte Schruoffeneger ein paar Tage später.

Ratten, Fixerbesteck, dreckige Toiletten

Ecken, in denen man sich bereits tagsüber nicht mehr wohlfühlt; Fixerbesteck in dem kleinen Wäldchen auf der Anhöhe; eine Zunahme von Alkoholikern; fehlende Hygiene; Wespen, Ratten und dreckige Toiletten – all das wird mehr oder weniger offen mit dem Preußenpark in Verbindung gebracht. Und „Verkaufssituationen, für die das Ordnungsamt eine Nummer zu klein ist“, wie Herz sagte. Er hat in den vergangenen Jahren eine durchgehende Nutzung des Parks festgestellt und so überlastet wie 2018 war er überhaupt noch nie. Das alles soll nun ein Ende finden.

Den Aufschlag machten die von Professorin Cordula Loidl-Reisch betreuten Studenten des Masterstudiengangs Landschaftsarchitektur an der Technischen Universität Berlin mit ihren Entwürfen. Lene Anne Sommer und Robin Schick machten das Rennen, ihre Vorstellung eines vielseitig nutzbaren Parks namens „Heimathafen“ fand am häufigsten Gefallen: Die beiden legen einen neuen Weg diagonal durch das Areal, um den Fehrbelliner Platz im Süden optimal mit dem Park zu verbinden. Für den Essensverkauf der thailändischen Community, dem Thaimarkt, planen sie 1000 Quadratmeter Fläche im Nordwesten des Parks, abgewandt von der Wohnbebauung in der Pommerschen Straße, ein. Inklusive eines Multifunktionsgebäudes, in dem die Marktmobile und das Geschirr außerhalb der Markttage Platz finden. Den Spielplatz packen die beiden Studenten in die Mitte des Parks und rahmen ihn mit viel Grün ein.

„Heimathafen“ als Heimat für alle

Komplettiert mit brauchbaren Details aus den anderen Entwürfen, könnte der „Heimathafen“ nun Planungsgrundlage für den Umbau werden. Der Name sei übrigens die Nutzeranalyse in einem Wort, sagte Lene Anne Sommer. „Die verschiedensten Menschen interessieren sich für den Preußenpark. Dieser Ort, so denken wir, ist Heimat für viele.“

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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