Starker Gegenwind für den Investor
Ausschuss kritisiert Bauprojekt an der Uhlandstraße
Investor Krieger + Schramm Wohnbau hat in der jüngsten Bauausschusssitzung sein 103 Mietwohnungen schweres Neubauprojekt Uhland House vorgestellt. Das Gremium hatte nicht nur aus städtebaulicher Sicht arge Bedenken.
Wenn man geleckte Innenstädte mag, muss einem der Anblick der Brandwand ein Dorn im Auge sein, die sich von der Ecke Berliner Straße und Uhlandstraße bis fast zur Fechnerstraße hinter den Schnellimbiss-Läden erhebt. Der Bauausschuss hätte mehrheitlich auch gar nichts dagegen, wenn an dieser Stelle eine optische Aufwertung geschähe – würde sie nicht zu Lasten der Sozialverträglichkeit gehen und aus städtebaulicher Sicht Probleme bereiten. Genau diese Makel machten die Mitglieder aber an dem von Architekt Christoph Schwebel von der Patzschke Schwebel Planungsgesellschaft vorgestellten Bauvorhaben aus.
Fußweg mit Arkaden überbauen
Der Bauträger möchte das Haus in der Fechnerstraße 7 – ein Wohnhaus aus den 60er-Jahren – abreißen und einen zusammenhängenden, siebengeschossigen Gebäudekomplex von dieser Adresse um die Ecke herum bis zur Berliner Straße errichten. Weil die Tiefe von der Brandwand in zweiter Reihe bis zum Gehsteig lediglich 2,80 Meter beträgt, wollen die Planer den Fußweg mit Arkaden überbauen. Wohnen finge auf dieser Strecke also ab dem ersten Obergeschoss an.
Anstatt der 24 Wohnungen in der Fechnerstraße würden insgesamt 103 entstehen, zwischen 30 und 60 Quadratmeter groß und für Mieten zwischen 360 und 900 Euro nettokalt zu beziehen. Der Innenhof soll entsiegelt, begrünt und für die Allgemeinheit nutzbar werden, 1000 Quadratmeter Gründach sind eingeplant. Schwebel sprach wegen der Wiederherstellung der klassischen Berliner Blockrandbebauung unter Nutzung der historischen Flucht der Uhlandstraße von einer „Stadtreparatur“.
Aus städtebaulicher Sicht ein „Problem“
Einen Präzedenzfall fürchtete die SPD-Fraktion im Ausschuss mit der Überbauung von öffentlichem Straßenland in diesem Umfang und auch Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) bezeichnete Schwebels Lösung für mehr Wohnfläche aus städtebaulicher Sicht als „Problem“. Besonders sauer stieß dem gesamten Gremium aber der Umgang des Bauträgers mit den Bestandsmietern der Fechnerstraße auf. Und das, obwohl er nach eigenen Angaben sehr engagiert gewesen sei, für jede der 24 Parteien eine tragfähige Lösung zu finden. Mehreren Ausschussmitgliedern waren Beschwerden zugegangen, dazu saß ein Vertreter der verbliebenen Mieter mit am Tisch und bestätigte, dass dessen Ersatzwohnraum-Angebote, zu der er bei einem Abriss nach dem Zweckentfremdungsverbotsgesetz verpflichtet ist, „unpassend“ und Entschädigungen zu niedrig gewesen seien. Aktuell wohnen noch neun Parteien in dem Haus, von 15 wurden bereits Aufhebungsverträge unterschrieben.
"Sie haben vergessen, die Mieter mitzunehmen"
Im Gegensatz zu Mirko Fiedler, Leiter der Berliner Krieger + Schramm Niederlassung – „wir sind sehr sanft mit den Mietern umgegangen“ –, fand Linke-Fraktionschef Niklas Schenker, dass hier sehr wohl „hart entmietet“ worden sei. Zudem müsse hier das Berliner Modell der kooperativen Baulandentwicklung greifen, also 30 Prozent der Wohnungen für 6,50 Euro pro Quadratmeter angeboten werden. Gerade an dieser Stelle brauche Berlin keine weiteren Luxuswohnungen. Uwe Szelag (Grüne) war der gleichen Meinung: „Was Sie hier planen, ist nicht im Interesse der Mieter.“ Wolfgang Tillinger (SPD) wollte von einer Stadtreparatur nichts wissen, war wütend: „Sie haben begonnen, das Haus leerzuziehen, um den Abriss schneller genehmigt zu bekommen. Und auch den Imbiss-Betreibern wurde einfach gekündigt. Da geht es um Existenzen. Sie sind mit den Mietern nicht so umgegangen, wie man es von einem sozial verantwortlichen Unternehmen erwartet und wie Sie es hier dargestellt haben.“ Den Standpunkt der CDU brachte Hans-Joachim Fenske so auf den Punkt: An der Ecke müsse zweifelsfrei etwas getan werden. „Aber Sie haben vergessen, die Mieter mitzunehmen.“
„Wir sind von den Aussagen geschockt“
Bei Fiedler, Schwebel & Co. hinterließ die Abfuhr Spuren. Lange nach ihrer Präsentation stand die Gruppe noch auf dem Gang und steckte die Köpfe zusammen. „Wir sind von den Aussagen geschockt“, sagte Fiedler. „Natürlich sollen die Mieter auch wieder dort wohnen können. Es gibt ja auch nach der Fertigstellung mehr Wohnungen zu 7,92 Euro pro Quadratmeter als bislang.“ Der Investor will wohl nun die Mieter versöhnen und noch einmal vorstellig werden. Es könnte aber auch ganz anders kommen. Baustadtrat Schruoffeneger fand am Vorschlag von Tillinger, einen städtebaulichen Wettbewerb für die Neugestaltung des Grundstücks auszuschreiben, durchaus Gefallen: „Das erscheint mir zielführend.“
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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