Starker Gegenwind für den Investor
Ausschuss kritisiert Bauprojekt an der Uhlandstraße

Klassische Berliner Blockrandbebauung in historischer Straßenflucht. So soll der Mietwohnungsneubau von Krieger+Schramm an der Uhlandstraße aussehen.  | Foto: Krieger+Schramm
4Bilder
  • Klassische Berliner Blockrandbebauung in historischer Straßenflucht. So soll der Mietwohnungsneubau von Krieger+Schramm an der Uhlandstraße aussehen.
  • Foto: Krieger+Schramm
  • hochgeladen von Matthias Vogel

Investor Krieger + Schramm Wohnbau hat in der jüngsten Bauausschusssitzung sein 103 Mietwohnungen schweres Neubauprojekt Uhland House vorgestellt. Das Gremium hatte nicht nur aus städtebaulicher Sicht arge Bedenken.

Wenn man geleckte Innenstädte mag, muss einem der Anblick der Brandwand ein Dorn im Auge sein, die sich von der Ecke Berliner Straße und Uhlandstraße bis fast zur Fechnerstraße hinter den Schnellimbiss-Läden erhebt. Der Bauausschuss hätte mehrheitlich auch gar nichts dagegen, wenn an dieser Stelle eine optische Aufwertung geschähe – würde sie nicht zu Lasten der Sozialverträglichkeit gehen und aus städtebaulicher Sicht Probleme bereiten. Genau diese Makel machten die Mitglieder aber an dem von Architekt Christoph Schwebel von der Patzschke Schwebel Planungsgesellschaft vorgestellten Bauvorhaben aus.

Fußweg mit Arkaden überbauen

Der Bauträger möchte das Haus in der Fechnerstraße 7 – ein Wohnhaus aus den 60er-Jahren – abreißen und einen zusammenhängenden, siebengeschossigen Gebäudekomplex von dieser Adresse um die Ecke herum bis zur Berliner Straße errichten. Weil die Tiefe von der Brandwand in zweiter Reihe bis zum Gehsteig lediglich 2,80 Meter beträgt, wollen die Planer den Fußweg mit Arkaden überbauen. Wohnen finge auf dieser Strecke also ab dem ersten Obergeschoss an.

Anstatt der 24 Wohnungen in der Fechnerstraße würden insgesamt 103 entstehen, zwischen 30 und 60 Quadratmeter groß und für Mieten zwischen 360 und 900 Euro nettokalt zu beziehen. Der Innenhof soll entsiegelt, begrünt und für die Allgemeinheit nutzbar werden, 1000 Quadratmeter Gründach sind eingeplant. Schwebel sprach wegen der Wiederherstellung der klassischen Berliner Blockrandbebauung unter Nutzung der historischen Flucht der Uhlandstraße von einer „Stadtreparatur“.

Aus städtebaulicher Sicht ein „Problem“

Einen Präzedenzfall fürchtete die SPD-Fraktion im Ausschuss mit der Überbauung von öffentlichem Straßenland in diesem Umfang und auch Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) bezeichnete Schwebels Lösung für mehr Wohnfläche aus städtebaulicher Sicht als „Problem“. Besonders sauer stieß dem gesamten Gremium aber der Umgang des Bauträgers mit den Bestandsmietern der Fechnerstraße auf. Und das, obwohl er nach eigenen Angaben sehr engagiert gewesen sei, für jede der 24 Parteien eine tragfähige Lösung zu finden. Mehreren Ausschussmitgliedern waren Beschwerden zugegangen, dazu saß ein Vertreter der verbliebenen Mieter mit am Tisch und bestätigte, dass dessen Ersatzwohnraum-Angebote, zu der er bei einem Abriss nach dem Zweckentfremdungsverbotsgesetz verpflichtet ist, „unpassend“ und Entschädigungen zu niedrig gewesen seien. Aktuell wohnen noch neun Parteien in dem Haus, von 15 wurden bereits Aufhebungsverträge unterschrieben.

"Sie haben vergessen, die Mieter mitzunehmen"

Im Gegensatz zu Mirko Fiedler, Leiter der Berliner Krieger + Schramm Niederlassung – „wir sind sehr sanft mit den Mietern umgegangen“ –, fand Linke-Fraktionschef Niklas Schenker, dass hier sehr wohl „hart entmietet“ worden sei. Zudem müsse hier das Berliner Modell der kooperativen Baulandentwicklung greifen, also 30 Prozent der Wohnungen für 6,50 Euro pro Quadratmeter angeboten werden. Gerade an dieser Stelle brauche Berlin keine weiteren Luxuswohnungen. Uwe Szelag (Grüne) war der gleichen Meinung: „Was Sie hier planen, ist nicht im Interesse der Mieter.“ Wolfgang Tillinger (SPD) wollte von einer Stadtreparatur nichts wissen, war wütend: „Sie haben begonnen, das Haus leerzuziehen, um den Abriss schneller genehmigt zu bekommen. Und auch den Imbiss-Betreibern wurde einfach gekündigt. Da geht es um Existenzen. Sie sind mit den Mietern nicht so umgegangen, wie man es von einem sozial verantwortlichen Unternehmen erwartet und wie Sie es hier dargestellt haben.“ Den Standpunkt der CDU brachte Hans-Joachim Fenske so auf den Punkt: An der Ecke müsse zweifelsfrei etwas getan werden. „Aber Sie haben vergessen, die Mieter mitzunehmen.“

„Wir sind von den Aussagen geschockt“

Bei Fiedler, Schwebel & Co. hinterließ die Abfuhr Spuren. Lange nach ihrer Präsentation stand die Gruppe noch auf dem Gang und steckte die Köpfe zusammen. „Wir sind von den Aussagen geschockt“, sagte Fiedler. „Natürlich sollen die Mieter auch wieder dort wohnen können. Es gibt ja auch nach der Fertigstellung mehr Wohnungen zu 7,92 Euro pro Quadratmeter als bislang.“ Der Investor will wohl nun die Mieter versöhnen und noch einmal vorstellig werden. Es könnte aber auch ganz anders kommen. Baustadtrat Schruoffeneger fand am Vorschlag von Tillinger, einen städtebaulichen Wettbewerb für die Neugestaltung des Grundstücks auszuschreiben, durchaus Gefallen: „Das erscheint mir zielführend.“

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

2 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 89× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 42× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 453× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.053× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.