Bauwert ersetzt Behördenbau am Hochmeisterplatz durch Wohnkomplex

Anblick ab 2019: Die Fassaden des Projekts "Am Hochmeisterplatz" orientieren sich an Formen der französischen Hauptstadt. | Foto: Bauwert
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Halensee. Zur Graffiti-Ruine verkommen, wartet das Postgebäude am Hochmeisterplatz seit Monaten auf seinen Abriss. Jetzt kann Investor Bauwert sein Werk vollenden und zeigt offizielle Bilder für die Nachfolge: ein neues Wohnhaus im Pariser Stil.

Hohle Fensterzeilen blicken über den gewellten Rasen. Es riecht nach Cannabis, im Gebüsch vor der früheren Post raschelt der Müll. Monate vergingen, seitdem Anwohner den Behördenbau intakt erlebt. Abrissarbeiten stoppten 2016 so abrupt wie sie begonnen hatten. „Wie in Syrien“, sagen sich die Halenseer, sehe es dank der Ruine aus.

Jetzt schafft ihnen der Investor Bauwert den verwahrlosten Klotz aus den Augen. Vor Ostern darf ein Abrissbagger den Riegel in Stücke brechen. Eine Antenne auf dem Dach ist nach einem schleppenden Prozess endlich umgezogen und macht das Haus, auf dem sie stand, entbehrlich.

Paris als Vorbild

Was hier bis 2019 entsteht, behagt Nachbarn aber ebenso wenig wie die jetzige Situation. Bei einer Einnwohnerversammlung protestierten sie gegen den Bau eines siebengeschossigen Komplexes mit 114 Eigentumswohnungen, die Bauwert wohl für mehr als 5000 Euro pro Quadratmeter vermarkten will. Titel des Projekts: „Am Hochmeisterplatz“. Doch der urdeutsche Name bezeichnet frankophile Architektur. „Unser Vorbild heißt Paris“, nannte Architekt Thomas Albrecht seine Inspiration. Auch die Formen der Ku'damm-Seitenstraßen seien für den Block maßgebend gewesen – „doch wir wollen nicht auf Retro machen.“

„Das ist Disneyland“

Eben jenes werfen ihm Anwohner vor, vor allem jene aus der Iniative Woga-Komplex. „Das ist Disneyland“, rieb sich Architekt Reinhardt Brüggemann am Zitieren ferner Orte und fremder Epochen. Richtungsweisend für Neubauten sei Erich Mendelsohns Woga-Siedlung im Stile der Neuen Sachlichkeit. Bauwert-Sprecherin Heike Zauner konterte damit, dass der Bauherr entscheiden dürfe, an welchen Formen er sich orientiert. Bei Kunden sei der ausgesuchte Stil beliebt.

Es gibt nur ein Detail, auf das der Bezirk noch Einfluss nehmen kann: Bauwert will dem Riegel zwei Seitenflügel anfügen, um den Block in Richtung Norden zu schließen. Nur die Baugenehmigung für den formatfüllenden Hauptflügel ist bereits erteilt. tsc

Anblick ab 2019: Die Fassaden des Projekts "Am Hochmeisterplatz" orientieren sich an Formen der französischen Hauptstadt. | Foto: Bauwert
Heutiger Anblick: Das angegriffene Postgebäude befeuert die Verwahrlosung auf dem gesamten Platz. | Foto: Thomas Schubert
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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