Tempohome am Lochowbad wird Juni 2021 aufgelöst
Beunruhigende Planungssicherheit
Tempohomes sind zur Unterbringung geflüchteter Menschen eine runde Sache. Doch was passiert mit ihnen, wenn die Baugenehmigung ausläuft? Eine Frage, deren Antwort die Bewohner des Containerdorfes an der Fritz-Wildung-Straße spätestens im Juni 2021 kennen müssen.
Wenn die temporären Unterkünfte eines Tages frei gezogen würden, sollten sie nicht automatisch zurückgebaut, sondern in unterschiedlicher Art weitergenutzt werden. So die ursprüngliche Planung des Landes. Hierzu wurde am 4. Juni 2019 ein Senatsbeschluss nach Beteiligung des Rates der Bürgermeister gefasst, in dem unterschiedliche Möglichkeiten der Folgenutzung festgelegt und anschließend geprüft wurden. Weil der Bauträger, die Berliner Immobilien Management (BIM) GmbH, Anträge für eine weitere Laufzeit von drei Jahren für viele der Containerdörfer gestellt hat, berichteten Medien, die Nutzung als Flüchtlingsunterkunft stünde bereits fest. Der Senat korrigierte per Pressemitteilung: Die für die temporäre Nutzung erteilten Baugenehmigungen nach dem Flüchtlingsbaurecht seien jeweils drei Jahre nach Baubeginn ausgelaufen. Für jede Art der Folgenutzung, entweder für Geflüchtete oder zum Beispiel als Stadtteilzentrum oder für die Kältehilfe, sei eine Baugenehmigung erforderlich. Daher seien von der BIM entsprechende Anträge gestellt worden. Das heiße nicht, dass über den gesamten Genehmigungszeitraum eine faktische Nutzung zur Unterbringung für Geflüchtete erfolge.
Bezirk will eine Sportfläche errichten
Im Falle der Tempohomes an der Fritz-Wildung-Straße, von den Geflüchteten bezogen im Juli 2018, steht nach Angaben des Senats das Ende als Flüchtlingsunterkunft und auch die Folgenutzung bereits fest. Ende Juni 2021 ist Schluss, zur weiteren Nutzung würden Anfang 2021 Gespräche geführt, der Bezirk beabsichtige die Wiederherstellung einer Sportfläche, schreibt der Senat und Sportstadträtin Heike Schmitt-Schmelz (SPD) bestätigte: „Das stimmt. Um für eine andere Nutzung die Genehmigung zu erhalten, müssten wir das Areal ohnehin anders deklarieren und das wollen wir angesichts der knappen Flächen für Sport nicht.“
Was wird aus den aktuellen Bewohnern?
Bleibt die Frage, was die Bewohner machen, wenn es soweit ist. Derzeit sind die Container neben dem Lochow-Freibad zu 80 Prozent belegt, 256 Plätze gibt es dort. „Tendenz steigend“, sagt Paul McGimpsey, im Auftrag des Betreibers Deutsches Rotes Kreuz als Heimleiter tätig. Viele Familien, viele allein reisende Frauen mit mehreren Kindern seien bei ihm untergebracht, berichtet er. Im täglichen Betrieb laufe alles sehr gut. Aber er wisse auch genau, eineinhalb Jahre vergingen schnell. Weiter hinten, an der Fritz-Wildung-Straße 12, wird eine Modulare Unterkunft für Flüchtlinge gebaut. Das bestätigte Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (SPD) während der BVV am 16. Januar. "Wenn unsere Bewohner dort einziehen könnten, wäre das optimal“, sagt McGimpsey. Ihn trägt die Sorge, dass alle Bemühungen von seinem Team und ihm, die Flüchtlinge im Bezirk zu integrieren, umsonst gewesen sein könnten. „Es wäre schlecht, wenn die Menschen auf Unterkünfte in anderen Bezirken verteilt würden. Viele haben ihren Arbeitsplatz hier, ihre Kinder gehen hier zur Schule oder in die Kita. Aber ich denke, das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten und der Bezirk wissen das und lassen sich etwas einfallen.“
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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