Cafékultur über den Köpfen: Das Kranzler erhält eine Dachterrasse
Charlottenburg. Ku'damm und Kaffeegenuss? Eine Angelegenheit vergangener Tage, beklagen Kritiker. Selbst das Kranzler – eine weltbekannte Institution – drohte zu verschwinden. Doch jetzt wird es durch die Erschließung der ganzen Dachfläche sogar zum Balkon des Boulevards.
Es war Inbegriff des West-Berliner Lebensgefühls, verkam dann zu einem Schmankerl einer neuen Büro- und Geschäftspassage und schien zeitweilig abgeschrieben. Jetzt zeigen Pläne der Eigentümer: Das Café Kranzler taugt noch immer als Ikone, wenn man es mit neuen Trends kombiniert. Zum Beispiel dem Verweilen auf Dächern.
Das wird nach dem Umbau, den Axa und der Norgwegische Staatsfonds für das Gesamtemsemble „Neues Kranzler Eck“ ab 2016 im Sinn haben, möglich sein. Gleich neben der Rotunde auf einer bisher kaum genutzten Dachfläche entstehen bis zu 80 Frischluftplätze als Ergänzung zum Betrieb im rot-weiß gestreiften Zylinder.
„So wollen wir die Erlebbarkeit dieses Platzes nochmals verstärken“, erklärte Projektentwickler Matthias Böning jetzt im Stadtentwicklungsausschuss. Und stieß in diesem Gremium, das seine ursprüngliche Neuplanung beim letzten Besuch kritisch hinterfragt hatte, durchgängig auf Lob.
„Sehr zu begrüßen“
„Sehr zu begrüßen“ seien die überarbeiteten Umbaupläne, urteile etwa der Ausschussvorsitzende Stefan Häntsch (CDU). Und „dass man das Boulevardgefühl nun eben eine Stufe höher legt“ hält Heike Schmitt-Schmelz (SPD) für einen geglückten Trost. Denn am liebsten hätten es alle Beteiligten gesehen, wenn das Café Kranzler wieder ebenerdig Präsenz zeigt. Laut Böning sei dies anders als noch in den 80er-Jahren aber „kein realistisches Modell“.
Nach dem Umbau wird das Neue Kranzler Eck verstärkt auf gastronomische Angebote setzen und für diese Zwecke etwa 500 Quadratmeter dazugewinnen. Verkleinert und geglättet werden dafür die gläsernen Ausbuchtungen an der Kranzler-Front, um dem Originalzustand möglichst nahe zu kommen.
Dass „Gerry Weber“ als Hauptmieter verschwindet, stellt für den Betrieb kein Problem dar. Denn ein Nachfolger war rasch gefunden: die Modekette „Superdry“ aus London. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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