Statt Massivbauten nun elegante Riegel?
Chipperfield Architects Berlin mit neuen Plänen für Woga-Komplex

Seit 2007 nicht mehr in Betrieb: die Tennisplätze im Woga-Komplex. Nun sollen sie bebaut werden. | Foto:  Karla Rabe (Archiv)
  • Seit 2007 nicht mehr in Betrieb: die Tennisplätze im Woga-Komplex. Nun sollen sie bebaut werden.
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  • hochgeladen von Simone Gogol-Grützner

Im Bereich des oberen Kurfürstendamms befindet sich eine architektonische Ikone der modernen Architektur: der Wohnhaus-Grundstücks-Aktien-Gesellschaft (Woga)-Komplex. Der war zwischen 1925 und 1931 als ein vom renommierten Architekten Erich Mendelsohn im Stil der Neuen Sachlichkeit entworfenes städtebauliches Ensemble errichtet worden mit dem Ufa-Premierenkino Universum – jetzt Schaubühne – am Lehniner Platz. Im hinteren Bereich des Areals befindet sich eine Wohnanlage mit Tennisplätzen. Der gesamte Woga-Komplex steht heute unter Denkmalschutz. Die seit 2016 geplanten Veränderungen im Bereich der Tennisplätze sind umstritten. Nun legten die Architekten des Investors neue Pläne vor.

Nachdem Mendelsohn, der 1933 vor den Nazis nach England emigriert war, ursprünglich anstelle der Tennisplätze sogenannte Kreuzhäuser geplant und genehmigt bekommen hatte, schwenkte er 1932 zugunsten der Anlage von vier Tennisplätzen um. So sei die „bauhistorische Darstellung des Investors … nachweislich falsch“, dass eine Bebauung des Innenbereichs „aufgrund der Flucht“ Mendelsohns nicht erfolgt sei, so die für den Erhalt der Gesamtanlage eintretende Initiative Woga Komplex in einer Hintergrundinformation.

Die Berliner Woche hatte bereits am 1. August 2022 ausführlich über die gescheiterte Absicht des Eigentümers und Projektentwicklers Brandenburg Properties berichtet, auf dem Gelände der bereits seit 2007 ungenutzten Tennisplätze zwei Apartmenthäuser errichten zu wollen. Dafür waren eine bauplanrechtliche Ausnahme und eine denkmalrechtliche Genehmigung beim Bezirksamt beantragt worden. Den darüber entbrannten juristischen Streit hatte die 19. Kammer des Berliner Verwaltungsgerichts entschieden – bauen ja, aber nicht so: „Das Vorhaben verstößt wegen seiner Größe und Massivität gegen den Denkmalschutz“.

Nun haben David Chipperfield Architects Berlin überarbeitete Bebauungspläne im Ausschuss für Stadtentwicklung der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf vorgestellt. Tenor: Eine künftige Bebauung solle mit nur fünf statt bisher sechs Geschossen erfolgen. Statt Stahl- und Glasfassade sei nun eine mineralische Bauweise vorgesehen, wodurch neue Aufmerksamkeitsschwerpunkte zu Lasten des denkmalgeschützten Gebäudebestands vermieden und ein Bezug auf die Bestandsbauten bei der Gestaltung hergestellt würden. Mit einem Wort: Statt massiver Bauten nun elegante Riegel mit geringerer Bauhöhe als die Randbebauung.

Zufrieden ist Reinhard Brüggemann von der Initiative Woga-Komplex damit nicht. Er möchte das Ensemble „in seiner Gesamtheit erhalten, auch als öffentlichen und nachbarschaftlichen Ort des Sports wieder zugänglich machen.“ Und auch bei Anwohnerinnen und Anwohnern stießen die Pläne auf heftige Kritik.

Für Ausschussmitglied Johannes Heyne (FDP) liegt die Ursache für die entstandene Situation darin, dass zwei ursprünglich getrennte Grundstücke vom Bezirk vereinigt, so eine Zuwegung und damit Bauland überhaupt erst geschaffen wurde. Hans-Joachim Fenske (CDU) und Jun Chen (Grüne) hätten sich durchaus eine andere Nutzung der Freifläche vorstellen können, etwa für einen Kitabau oder die nachbarschaftliche Nutzung. Beide jedoch lassen kaum Zweifel daran, dass einem – noch nicht gestellten – Bauantrag des Investors zugestimmt werden müsse. Das sehen auch Claudia Spielberg (SPD) und Martin Kohler (AFD) so und finden sich damit in Übereinstimmung mit Stadtrat Christoph Brzezinski (CDU), der ebenfalls von einem genehmigungsfähigen, mit dem Landesdenkmalamt bereits abgestimmten Entwurf ausgeht. Spielberg bedauert jedoch darüber hinaus, dass mit der geplanten Bebauung nicht auch sozialverträglichen Mietwohnungen entstünden: „Es ist eine Bebauung für Reiche.“ Letzteres deckt sich mit der Kritik von Rüdiger Deißler (Linke). Er sieht zudem das Gesamtensemble verletzt und lehnt die Pläne ab.

Autor:

Uwe Lemm aus Mahlsdorf

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