Cornelsenweg-Wiese: Alle Beteiligten sollen mitverhandeln
Als grünes Trapez zieht sich die Wiese am Franz-Cornelsen-Weg durch einen der beschaulichsten Teile der Hauptstadt. Sehr ungemütlich werden die Schmargendorfer denen gegenüber, die ihnen solch ein Biotop nehmen wollen. Mit einem 2000 Stimmen starken Einwohnerantrag im Rücken ließ die örtliche Initiative nun auch im Stadtentwicklungsausschuss der BVV keine Nachgiebigkeit erkennen. Und feuerte verbal erneut mit schwerem Geschütz.
Durch die Nachverdichtung auf dem begrünten "Becker und Kries"-Grundstück an der Sodener Straße drohten Zustände, die an "Zille sein Milieu" erinnern, hieß es da. Und Mitinitiatorin Jenny Schon geißelte den "unmenschlichen Plan", verglich die hohe Wohndichte mit Zeiten, in denen sie notgedrungen bei Kriegswitwen unterkam.
Sprecher Norbert Machachej zog abermals die zu niedrige Quote von Grünfläche je Anwohner heran. Und hörte vom Bezirksamt, dass diese Quote von sechs Quadratmetern Grün pro Kopf nirgends in Berlin erreicht wird und zweitens einen trügerischen Charakter hat. Denn sie erfasse nur kleinere Grünstreifen, nicht aber einen Forst wie den Grunewald - selbst wenn der direkt vor der Haustür liegt.
Gerade die emotionale Argumentationsweise der Anwohner macht es aus Sicht von Stadtentwicklungsstadtrat Marc Schulte (SPD) schwer, einen vernünftigen Mittelweg zu finden. "Mich stört dieser Entweder-Oder-Gedanke", beklagte der Stadtrat fehlende Kompromissbereitschaft. "Es gibt noch eine Menge Spielraum", verspricht er in Hinblick auf Verhandlungen mit allen Interessensgruppen.
Die Diskussion kreiste dann um die Frage, in wiefern es sich bei der bedrohten Wiese um eine geschützte Grünanlage handelt und ob es juristisch von Belang ist. In einer Vereinbarung der rot-grünen Zählgemeinschaft steht jedenfalls geschrieben, dass geschützte Freiflächen unberührt bleiben müssen.
Daran fühlt sich Volker Heise (Grüne) weiterhin gebunden, wenn er sagt: "Wer dort nachverdichten will, muss die vorhandene Grünfläche sichern oder eine neue schaffen."
Auch Politiker von SPD und CDU wollen überlegen, wie sich das Bauvorhaben verträglicher gestalten lässt. Und stellen zugleich heraus, dass "Becker Kries" hier keine luxuriösen Eigentumswohnungen vermarkten will, sondern dringend gebrauchte Unterkünfte zur Miete. Dass, was der Ausschussvorsitzende Stefan Häntsch (CDU) sucht, ist bisher aber nicht in Sicht: "Der Dialog zum Finden eines sinnvollen Gleichklangs."
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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