Thai-Wiese wird umgekrempelt
Erste Maßnahme im Preußenpark startet Mitte des Jahres
Auf Basis eines studentischen Entwurfs beginnt der Bezirk im kommenden Sommer, den Preußenpark umzugestalten. Die Anziehungskraft des Thai-Marktes hatte zu einer Übernutzung und vielen Konflikten geführt. Die Neuordnung dient deren Beilegung, vor allem aber der Rückkehr zu Recht und Ordnung.
Es war nicht leicht für Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Bündnis 90/Die Grünen) und Stadtrat Arne Herz (CDU), Chef des Ordnungsamtes, in deren Bereiche die Causa Preußenpark spielt, sich bei der jüngsten Bürgerversammlung in der Aula der Robert-Jungk-Oberschule der neuerlichen Vorwürfe der zum Teil sehr aufgebrachten Anwohner zu erwehren. Was sich denn nun konkret ändere in diesem Jahr, wollten sie wissen. Sie monierten mangelndes Sicherheitsgefühl, die Anwesenheit von „Alkoholikern“ und Obdachlosen, den „steuerfreien“ Streetfood-Verkauf und das „illegale“ Grillen – ganze Tiere lägen auf dem Rost. Herz musste sich sogar beleidigen lassen. Nein, das Ordnungsamt werde sich nicht zurückziehen und weiterhin regelmäßig Präsenz zeigen, erläuterte er ruhig und ja, die Zustände seien dem Bezirksamt bekannt, deshalb hätten ja Oliver Schruoffeneger und er vor drei Jahren mit den Planungen zur demnächst beginnenden Umgestaltung begonnen, nachdem ihre Vorgänger das Treiben im Park viel zu lange hätten laufen lassen.
Seit 20 Jahren verkauft die thailändische Community landestypische Speisen in der kleinen Grünanlage an der Brandenburgischen Straße. Sehr zur Freude von Berlinern und Touristen aus der ganzen Welt. In den vergangenen Sommern war die Freude dann zu groß, Tausende Besucher fluteten an Wochenenden den Park – zum Leidwesen der Anwohner, der Vegetation und der Ordnungshüter. Ramponierte Rasenflächen, Dauerlärm für die Nachbarn und so etwas wie ein rechtsfreier Raum waren die Kehrseite der Medaille.
Ein Dutzend studentischer Arbeitsgruppen der Technischen Universität präsentierte im vergangenen Jahr anlässlich eines Wettbewerbs ihre Ideen einer Umgestaltung der Öffentlichkeit. Mit den Stimmen der Bürger wurde der Siegerentwurf gekürt, auf dessen Basis weiter geplant wurde. Die Ergebnisse wurden nun präsentiert. Die wesentlichen Merkmale: Maximal 60 mobile Verkaufsstände werden von einem Betreiber, der erst noch gefunden werden muss, an den Wochenenden morgens ausgegeben und abends wieder abgebaut. Untergebracht werden sie in einem Multifunktionsgebäude. Die Verkaufsfläche ist auf ein 1200 Quadratmeter großes Rondell im Nordwesten des Parks beschränkt. Zur Not steht noch eine Ausweichfläche von weiteren 500 Quadratmetern zur Verfügung. Der Park soll zu allen Seiten hin offener werden, die Spielfläche bleibt in ihrer Größe gleich, die Spielgeräte werden erneuert. Die Limitierung des Marktes soll für Übersicht sorgen und die Überwachung von Recht und Ordnung erleichtern.
Noch in diesem Jahr wird mit den ersten Maßnahmen für die neue Verkaufsfläche begonnen. Der Boden des Marktrondells wird befestigt. Eine Millionen Euro werden in 2020 investiert, insgesamt nehme der Bezirk in den kommenden Jahren fünf Millionen Euro für die Ertüchtigung des Parks in die Hand, sagte Schruoffeneger. Bis ein Betreiber mit einem passenden Konzept per Ausschreibung gefunden sei, stelle das Bezirksamt einen Parkmanager. Der werde bereits in diesem Jahr unterwegs sein, manchmal sicher mit dem „pädagogischen Zeigefinger“, aber ohne ordnungsrechtliche Kompetenzen, betonte der Baustadtrat.
Viele Interessen gelte es, unter einen Hut zu bekommen, versicherten die beiden Stadträte. Am Ende der Versammlung schienen die Bürger beruhigt. Und der Bezirk setzt bei der Befriedung der Konflikte weiterhin auf ihre Beteiligung. Sie haben über die Internetseite meinberlin.de, auf der nächsten Versammlung im Frühjahr sowie an mobilen Dialoginseln, die im Park aufgebaut werden, sobald es wärmer wird, noch immer die Möglichkeit, sich einzubringen.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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