Senat unter Zugzwang
Gerhart-Hauptmann-Anlage soll endlich umgestaltet werden
Alle spielen mit, nur der private Eigentümer einer Teilfläche weigert sich. Deshalb konnte bislang aus der Gerhart-Hauptmann-Anlage noch kein Kulturpark werden. Jetzt hat das Abgeordnetenhaus einen entsprechenden Antrag der CDU-Fraktion abgesegnet. Das bringt den Senat in Zugzwang.
Die Anlage liegt zwischen Bundesallee, Schaperstraße und Meierottostraße. Ein kleiner Park, ein großer Spielplatz, daneben eine Kita – und dann endet sie, die Herrlichkeit. Eine Parkpalette, auf und unter der die Mitarbeiter der Universität der Künste (UdK) parken und auf der die „Bar jeder Vernunft“ steht, vereinnahmt diese Anlage, macht sie unwegsam und sorgt für viele unübersichtliche Stellen.
Ginge es nach der Bürgerinitiative (BI) Fasanenplatz, der kommunalen Politik, der UdK, dem Betreiber der „Bar jeder Vernunft“ und den Häusern der Berliner Festspiele und der Akademie der Künste, wäre das hässliche Parkdeck längst Geschichte und aus der Anlage ein Kulturpark mit einer für alle nutzbaren Piazza geworden. Die gesamte Planungsgeschichte dauert bereits mehr als 15 Jahre, doch seit 2016 gibt es einen gemeinsam entwickelten Masterplan, den das Schweizer Architekturbüro Hager zu Papier gebracht hatte. Unter anderem würde demnach die „Bar jeder Vernunft“ versetzt werden und die Berliner Festspiele könnten wie gewünscht ihren Lieferverkehr über die Rückseite ihres Gebäudes abwickeln. Die Dringlichkeit der Umsetzung des Masterplans hat in jüngster Vergangenheit zugenommen. Laut Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Bündnis 90/Die Grünen) sei die Parkpalette so marode, dass die Statik nicht mehr stimme. Dazu habe die UdK Erweiterungswünsche vorgetragen, die sich nur mit einer Neugestaltung der Anlage realisieren ließen.
Warum es noch nicht zu dem großen Umbau kam, liegt am privaten Eigentümer einer Teilfläche, die das Areal als Streifen unterschiedlicher Breite von der Schaperstraße bis zur Meierottostraße durchtrennt. Der nämlich möchte gerne Bürotürme bauen, Baurecht hat er freilich nicht. In einem Brief trug Schruoffeneger vor zehn Wochen die Bitte an Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) heran, das Grundstück doch bitte endlich zu erwerben. Eine Reaktion blieb bislang aus. Eine Sprecherin sagte auf Nachfrage, dass „der Umgang mit der Fläche noch nicht abschließend geklärt ist“.
Er könnte sich aber bald klären, denn der Ausschuss Stadtentwicklung und Wohnen des Abgeordnetenhauses hat kürzlich dem Antrag der CDU-Fraktion mit den Gegenstimmen der FDP und AfD zugestimmt, der Senat möge den Bezirk bei der Umsetzung des Masterplans unterstützen, bei der Grundstücksneuordnung aktiv mitwirken und einen gegebenenfalls erforderlichen Grundstückskauf dem Abgeordnetenhaus frühzeitig zu melden. Damit wächst der Druck auf das Land. Dass die Senatsfinanzverwaltung noch nicht auf Schruoffenegers Schreiben reagiert hat, überraschte den CDU-Abgeordneten Stefan Evers, der sich in enger Abstimmung mit der CDU-Fraktion der BVV und den Akteuren vor Ort schon lange für die Neugestaltung der Gerhart-Hauptmann-Anlage einsetzt, nicht: „Die wissen vermutlich noch nicht, was auf sie zukommt.“ Evers freut sich aber generell darüber, das Bewegung in diese nicht enden wollende Geschichte kommt. „Besonders, weil es sich um ein überparteiliches Anliegen handelt.“
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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