Lasst uns die Müllklappen! Mieter der "Schlange" protestieren gegen neues Müllsystem

Lasst uns die Müllklappen: Helmut Kliefoth und Christine Wußmann-Negriz wollen für den Erhalt der Absauganlage kämpfen. | Foto: Schubert
  • Lasst uns die Müllklappen: Helmut Kliefoth und Christine Wußmann-Negriz wollen für den Erhalt der Absauganlage kämpfen.
  • Foto: Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Wilmersdorf. Rummel um Resteverwertung: Die Degewo plant eine Stilllegung der Müllabsauganlage im Wohnkomplex an der Schlangenbader Straße zum Jahresende - zum Ärger vieler Mieter. Sie wollen die Neuerung nicht hinnehmen und rufen jetzt sogar zum Protestmarsch.

Was ist hier veraltet, was modern? Die Absauganlage sei überkommen, teuer und abträglich für die korrekte Trennung des Mülls, sagen Degewo und BSR. Aber die Mieter der "Schlange" sehen es genau umgekehrt: Sie halten die 70er-Jahre-Anlage für zukunftsweisend, sanierungswürdig und effektiv.

Helmut Kliefoth, Christine Wußmann-Negriz und Dutzende andere Bewohner wollen nicht hinnehmen, was sie seit Kurzem schriftlich haben: Die Anlage wird stillgelegt zum 31. Dezember dieses Jahres. Dann heißt es: Abfallsäcke selber tragen und eigenhändig in die neu aufgestellten Tonnen im Hofbereich werfen. Jeden Sack in den richtigen Behälter. Ob der Sinn für Mülltrennung dadurch zu schärfen ist? Kliefoth, ein sachkundiger Mieter, hat daran Zweifel. "Man kann dadurch niemals die Verwertungsquote erreichen wie bei einer maschinellen Trennung", beruft er sich auf so lautende Untersuchungen. Gerade die maschinelle Ordnung der Müllbestandteile gelingt aus seiner Sicht bislang auf vorbildliche Weise. Was Mieter der "Schlange" in den Schacht werfen, gelangt pneumatisch angesaugt in einen Speicher am Breitenbachplatz - von wo aus der Transport in die Müllverbrennungsanlage Ruhleben fast unbemerkt funktioniert. Hier würden nach der Verfeuerung die wertvollen Bestandteile liegen bleiben. Warum also Menschen anstrengen, wenn die Maschine Effektiveres leistet? Für die Mieterinitiative ein Rätsel.

Mehr als 1,5 Millionen Euro würde die Instandsetzung des jetzigen Systems wohl kosten. Eine Summe, die niemals so hoch hätte werden dürfen, meint Kliefoth. "Hier wurde auf Verschleiß gefahren", kritisiert er mangelnde Wartung nach Vorgaben des Herstellers "Envac".

Tatsächlich ist die Stilllegung nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine politische Entscheidung. Nach Debatten im BVV-Umweltausschuss waren die Positionen geklärt: Während die CDU eine Schließung der Anlage ablehnt, befürwortet dies eine Mehrheit aus SPD und Grünen aus ökologischen Gründen. In Einklang mit BSR und Degewo.

Für Lutz Ackermann, den Sprecher der Wohnungsgesellschaft, steht fest, dass an der Systemumstellung kein Weg mehr vorbeiführt. "Die bisherige Müllabsauganlage verhindert eine umweltfreundliche Trennung des Abfalls. Sie ist nach 36 Jahren Betriebsdauer technisch überholt und im Betrieb sehr teuer", bezieht er Stellung. Müllräume und Sammelcontainer in Haustürnähe - dies sei eine "bequeme und zumutbare Alternative". Genau das habe der Degewo inzwischen auch der Petitionsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses bescheinigt. Für Restmüll, Bioabfall, Gelbe Tonne, Papier und Glas gibt es künftig separate Container, die von BSR-Müllwagen im Hofbereich geleert waren.

Auch für ältere und gebrechliche Bewohner, die es nicht zu den Sammelplätzen schaffen, bietet die Degewo laut Ackermann eine verträgliche Lösung an:

"Es wird einen Abholservice zu fairen Preisen geben, den insbesondere Menschen mit Behinderung nutzen können. Müllbeutel werden direkt an der Wohnungstür abgeholt und entsorgt." Ein Stück Automatismus bleibt also, zumindest für diejenigen, die das wünschen.

Der Protestzug der Mieter findet am Sonnabend, 21. März, statt. Man trifft sich um 11 Uhr vor dem Rewe-Markt an der Ecke Wiesbadener Straße.
Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 87× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 759× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 78× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.