Senat stellt Einwohnern Radwege für Brandenburgische Straße vor
Protected Bike Lanes in Wilmersdorf für mehr Sicherheit
Die Brandenburgische Straße wird für Fahrradfahrer sicherer gemacht. Während einer Einwohnerversammlung am 25. September stellte die Senatsverwaltung die Umbaumaßnahmen und die Folgen für die Anwohner vor. Rätselhaft: Die Veranstaltung im BVV-Saal war sehr schwach besucht.
Unter der rot-rot-grünen Regierung soll sich Berlin zur Fahrradstadt aufschwingen. Bereits im Februar dieses Jahres hatte deshalb Oliver Schruoffeneger, Grünen-Baustadtrat des Bezirks, Maßnahmen für den Bereich der Brandenburgischen Straße zwischen der Konstanzer Straße und der Ballenstedter beziehungsweise Wittelsbacher Straße angekündigt. Die stellte nun Roland Jannermann von der mit der Planung beauftragten Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz vor.
26.600 Kraftfahrzeuge würden nach einer Zählung aus dem Jahr 2014 täglich über diese Verkehrsachse rollen, das mache sie zu einer Hauptverkehrsstraße der Stufe zwei. Zahlen aus dem Jahr 2010 – daher nur noch bedingt belastbar – hätten 1400 bis 1700 Radfahrer am Tag nachgewiesen. Sie müssen aktuell auf der zweispurigen Straße an den parkenden Autos entlangfahren und sind auf Rück- und Umsicht der Autofahrer angewiesen.
Lieferzonen werden berücksichtigt
In beiden Fahrtrichtungen werden daher so genannte Protected Bike Lanes eingerichtet – zwei Meter breite Radwege, durch Poller und Sperrfläche vom Kraftfahrzeugverkehr abgegrenzt. Die geschützten Spuren werden von Lieferzonen in beiden Fahrtrichtungen unterbrochen – danach verlangten die umliegenden Einrichtungen wie beispielsweise der Campus Daniel oder die jüdische Gemeinde, wie Jannermann erklärte. Dort dürfe dann nur ein- und ausgestiegen oder ein- und ausgeladen werden. Parallel dazu und unabhängig davon würden die Ampelanlage an der Ballenstedter Straße versetzt und der Fahrstuhlschacht zur U-Bahn auf dem Mittelstreifen umgebaut.
Durch die neuen Radwege fallen 120 Parkplätze weg, weshalb sich Schruoffeneger wunderte, warum nur 50 Zuhörer – inklusive der Vertreter der BVV-Fraktionen – gekommen waren. Trotzdem wurde während der Debatte auch rege nach einer Lösung für alternative Parkmöglichkeiten gesucht. Das Parkhaus der Deutschen Rentenversicherung an der Ecke Konstanzer Straße und Westfälische Straße, das tagsüber den Mitarbeitern dient, nachts aber leer steht, wurde vorgeschlagen, genauso wie eine Ertüchtigung des Mittelstreifens zur Parkhafen-Zeile á la Kurfürstendamm.
Viele Abbiegeunfälle
an der Konstanzer Straße
Die wirklich neuralgischen Punkte zwischen der Konstanzer Straße und dem Adenauer Platz werden nach Auffassung der Anwohner durch die Maßnahme gar nicht belangt. Ingrid Lienke – täglich mit dem Rad auf der Strecke unterwegs – monierte, dass in Richtung Adenauerplatz der geplante Schutzstreifen genau dort ende, wo es am gefährlichsten für die Radfahrer ist. Nämlich dort, wo die eine Fahrbahn in den Tunnel und die andere zwischen Tunnelbauwerk und Parkstreifen oberirdisch weiter führt. „Da wird es doch erst richtig eng.“ Joachim Schmitt wohnt am Adenauer Platz. Er wies kritisch auf die Kurve in Richtung Fehrbelliner Platz hin, die in spitzem Winkel vor der Kreuzung auf die Konstanzer Straße führt. Autofahrern falle dort der Schulterblick naturgemäß schon schwerer. Die Kreuzung sei, auch hinsichtlich der vielen Abbiegeunfälle zwischen Lkw und Fahrradfahrern unbedingt zu entschärfen. Wir untersuchen gerade, ob wir diese Kreuzung umbauen, sagte Schruoffeneger. „Da kreuzt ein Beschleunigungsstreifen einen Radweg. Das geht in der Tat gar nicht.“ Das von Lienke angesprochene Problem wird in einem der nächsten Schritte behandelt, die gesamte Verbindung, vom Fehrbelliner Platz bis zum Schloss Charlottenburg solle schließlich eines Tages fahrradfreundlich sein, versprach der Baustadtrat.
Die Verkehrspolitischen Sprecher der BVV-Fraktionen waren sich einig. Die Radfahrer gehören an dieser Stelle geschützt. FDP, CDU und AfD könnten die Maßnahme allerdings nicht mittragen, so lange es keine befriedigende Stellplatzalternative für die Autobesitzer gebe. Maßnahmen zum Vorteil der einen Verkehrsteilnehmer dürften nicht zum Nachteil der anderen gereichen, so der Tenor.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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