Runder Tisch soll Lösung bringen / Versöhnungssignal an Olivaer-Platz-Bewahrer
Ein Stück innerstädtische Ödnis, eine Zukunftsvision und Anwohner, die sich dagegen sperren. Das ist der Stoff, aus dem sich eine der schärfsten Debatten der vergangenen Jahre entspinnt. Geht es nach der Bürgerinitiative am Olivaer Platz, dann wird dieser Ort eine Art Gartendenkmal der 60er-Jahre. Dann bleibt der Parkplatz erhalten und der Bewuchs geschont. Geht es nach Franziska Becker und Frank Jahnke, erhalten Anwohner eine neu angelegte Grünfläche mit Spielplatz, Liegewiese und behindertengerechten Wegen. Die beiden SPD-Abgeordneten hatten sich im Dauerstreit bislang zurückgehalten. Nun aber ergreifen sie Partei für die Zukunftspläne des rot-grün geführten Bezirks - und suchen zugleich die Nähe der Umbaugegner.
"Jetzt ist es Zeit, von den verhärteten Fronten wegzukommen und in einen erwachsenen Dialog zu treten", schlägt Becker versöhnliche Töne an. Und Frank Jahnke lenkt den Blick auf andere Weltstädte, denen die Einführung von "lebendigen Metropolenplätzen" längst gelungen ist.
Als Beispiel gilt der Bryant Park in New York, wo Einheimische und Touristen auf frei beweglichen Stühlen Platz nehmen und vor Ort gekaufte Speisen verzehren. Eben das sieht Becker als Faktor für die lokale Wirtschaft, die bislang darunter leidet, dass der Olivaer Platz gemieden wird.
Prinzipiell sei es möglich, einen Bebauungsplan festzusetzen, verbunden mit dem Risiko, dass Anwohner dagegen klagen, merkt Jahnke an. Sinnvoller scheint es ihm allerdings, lieber den zeitaufwendigeren Weg der Verhandlungen zu gehen. Hier sei man für Kompromisse offen. "Es geht für uns bei der Umgestaltung aber nicht mehr um das Ob, sondern um das Wie", legt sich Becker fest. An einem Runden Tisch könne man mit den Initiatoren des Einwohnerantrags gegen den Umbau nach der gemeinsamen Linie suchen, die bislang fehlt.
Aufwind erhielten die Befürworter der Neugestaltung zuletzt durch die Aussagen von Experten. So sieht eine Polizeifachfrau den verkommenen Platz als Herd für Kriminalität. Eine andere bescheinigte ihm einen behindertenfeindlichen Charakter. Im ersten Punkten widerspricht die Initiative um Cornelia Kirchner unter Berufung auf eigene Beobachtungen und Anwohnergespräche. Und im zweiten Punkt trage die Politik eine Mitschuld.
"Bislang hat sich die BVV zu keiner Zeit um das Thema Barrierefreiheit gekümmert. Selbstverständlich muss der Olivaer Platz entsprechenden gesetzlichen Vorgaben gerecht werden. Diese können aber alle auch ohne den geplanten, 2,5 Millionen Euro teuren Umbau zu einem öden und gesichtslosen Platz realisiert werden", heißt es in einem Schreiben der Umbaugegner. In manchen wesentlichen Zielen, scheint es, liegen die beiden Seiten dicht beisammen. Nur die Wege führen in verschiedene Richtungen.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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