„Shore“-Projekt im historischen Woga-Komplex gestoppt

Vorerst unantastbar: Die brachliegenden Tennisplätze im Hof des Woga-Komplexes. | Foto: Thomas Schubert
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Wilmersdorf. „Richtig und vertretbar“ nannte Marc Schulte die Nachverdichtung im historischen Woga-Komplex des Architekten Erich Mendelsohn. Nun ist der SPD-Baustadtrat aus dem Amt geschieden. Und zeitgleich platzte der Bau von 40 Luxuswohnungen wegen planerischer Bedenken.

Ein dickes Schloss hängt am Tor. Dahinter sprießen auf dem Areal der Tennisplätze am Kurfürstendamm, seit 2007 außer Betrieb, junge Kiefern. Nun ist nach Monaten der Ungewissheit klar: Hier, im Hinterland der Schaubühne, wird weder gespielt noch gebaut. Das dicke Schloss steht jetzt auch sinnbildlich dafür, dass die Londoner Investmentfirma „Shore Capital“ ihr sicher geglaubtes Wohnungsbauprojekt auf der Brachfläche nicht verwirklichen darf.

Wie der Tagesspiegel und der RBB vom ausscheidenden Stadtrat Schulte noch erfuhren, hat der Bezirk die Baugenehmigung entgegen früherer Ansagen doch versagt. Im Berliner Baukollegium um Senatsbaudirektorin Regula Lüscher sei man den Medienberichten zufolge zum Schluss gekommen, dass die Entwürfe nicht zur Umgebung passen.

Abfuhr für Glashaus

Den Plan von „Shore Capital“, in den Hof des denkmalgeschützten Woga-Komplexes zwischen Cicero- und Nestorstraße ein Glashaus mit 40 Apartments mit bis 200 Quadratmetern Fläche zu setzen, hielten die Entscheidungsträger des Landes Berlin also für nicht verantwortbar. Sie teilen damit die Einschätzung der kompletten Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf, die das Projekt ebenfalls missbilligt.

Als der Investor seinen Plan im Juli 2016 öffentlich präsentierte, sorgte vor allem die angedachte Bauweise innerhalb einer umzäunten Fläche für Empörung. Was hier entstanden wäre, hätte einer „Gated Community“ entsprochen – im Zentrum eines der wichtigsten Zeugnisse der Berliner Baukunst Ende der 20er-Jahre. „Einfach einen Glaskasten in die Mitte zu setzen, das ist doch ein Witz“, rief damals ein Besucher der Präsentation. Wegen der heftigen Proteste von Dutzenden anderen Nachbarn drohte der Versammlung damals zeitweilig der Abbruch. Hingegen nannte ein Sprecher von „Shore“ das Vorhaben damals eine „Aufwertung des Quartiers“. Vor allem Familien könnten in den Apartments am oberen Ku’damm ein neues Zuhause finden.

Klage noch unklar

Ob der Protest der Anwohner Gehör fand oder das Berliner Baukollegium von sich aus zum ablehnenden Urteil kam? In jedem Fall ist klar: Nach erbittertem Abwehrkampf ist eine Anwohnerinitiative um den Architekten Reinhard Brüggemann am Ziel. Das „Mendelsohn Quartier“ von „Shore“ bleibt den Nachbarn nach jetzigem Stand erspart. Ob der düpierte Investor nun gerichtlich gegen den Bezirk vorgeht, war zuletzt offen. Den Fall hat Stadtrat Schulte inzwischen an seinen Nachfolger Oliver Schruoffeneger (Grüne) vererbt. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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