Ausschuss nimmt Sanierungspläne skeptisch zur Kenntnis
Sorgen um Bestandsmieter
Es ist unstrittig: Mit dem Eckhaus an der Emser Straße 39 muss etwas geschehen. Deshalb begrüßt der Bauausschuss grundsätzlich die Sanierungspläne des Projektentwicklers Primus Immobilien AG. Allerdings macht er sich Sorgen um die Bestandsmieter.
Angesichts der brisanten Lage auf dem Berliner Wohnungsmarkt hat das Gremium eine vornehmlich skeptische Haltung gegenüber Bauträgern entwickelt. Grund sind die explodierenden Mieten, die Bezirksverordneten lehnen jegliche Art von Spekulation und teuren Modernisierungsmaßnahmen mit der verbundenen Kostenumlage auf die Mieter ab. Primus baute vor: „Wir treten seit 26 Jahren konstant als Bauherr in Berlin auf und distanzieren uns von Spekulanten“, sagte Vorstandsmitglied Sebastian Fischer, der dem Ausschuss das Projekt vorstellte.
Künftig zwei Geschosse mehr
Der Bau an der Ecke Emser Straße und Pariser Straße am Ludwig-Kirch-Platz ist rund 100 Jahre alt und fast genauso lange sei dort auch schon nichts mehr gemacht worden. Im Frühjahr 2019 wechselte das Mietshaus in den Besitz der Primus über. Die vorherigen beiden Eigentümer hatten den Mietern viel versprochen, aber nichts davon gehalten. Derzeit stehen 40 von 70 Wohneinheiten leer, „die hat der Vorbesitzer entkernt und dem Markt entzogen“, sagte Fischer. Primus wolle sie nun wieder zuführen. Aus den 70 Einheiten würden 75, davon 42 2-Zimmer-Wohnungen, 27 3-Zimmer-Wohnungen und sechs größere. Im Schnitt liege die Größe bei knapp 70 Quadratmetern. Den zusätzlichen Wohnraum von 1600 Quadratmetern schafft der Projektentwickler mit der Aufstockung um zwei Geschosse.
Brandschutz, Energieeffizienz und Haustechnik würden auf den neuesten Stand gebracht, im Innenhof Aufzüge installiert, alle Wohnungen mit Balkonen und neuen Holzfenstern ausgestattet, die Fassade in ihrem Charakter der 1920er-Jahre wieder auf Vordermann gebracht und die Außenanlagen schick gemacht. Im Erdgeschoss, das biete man dem Bezirk aus freien Stücken an, werde Platz vorgehalten. „Für eine Kita, wenn das der Wunsch ist, oder etwa einen Bürgertreff“, sagte Fischer.
Während der Sanierungszeit biete man den Bestandsmietern eine Interims- oder Dauer-Alternative im Haus an. Die Umzugskosten würde das Unternehmen ebenfalls tragen. Mit allen Bewohnern sei man in Kontakt getreten und sehr an einvernehmlichen Lösungen mit ihnen interessiert. „Sollte es wirtschaftliche Probleme geben, lasse sich individuell verhandeln“, so Fischer.
Was passiert mit
sozial schwächeren Mietern?
Die Frage des SPD-Bezirksverordneten Wolfgang Tillinger ob Primus für sozial schwächer gestellte Mieter die Miete auch auf etwa 30 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens reduzieren oder solche Mieter mit einem „Geldwertevorteil“ dann lieber zum Ausziehen bewegen würde, blieb unbeantwortet, auch die Fragen nach den Baukosten oder den genauen Mietpreisen blieben offen, was der Bezirksverordnete Hans-Joachim Fenske (CDU) nicht so „erquickend“ fand. Fischer gelobte, die Informationen nachzureichen, sobald sie ihm selber bekannt seien. „Was sie da planen, ist nicht im Sinne der SPD. Auch wenn an dem Haus etwas gemacht werden muss: Wir erwarten uns hier andere Wohnungen, bei denen deutlich niedrigere Preise zu erwarten wären“, gab Tillinger Fischer mit auf den Weg. Primus muss nichts an seinen Plänen ändern, der Projektentwickler hat die Baugenehmigung schon in der Tasche.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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