Späte Ehre für das Kempinski? Bezirksverordnete fordern Denkmalschutz

Topadresse am Ku’damm: Das Kempinski gewinnt an ideellem Wert, je mehr sich der Boulevard verwandelt. | Foto: Thomas Schubert
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Charlottenburg. Es war das erste Berliner Hotel mit Badezimmern in jedem Apartment. Es bot Berühmtheiten wie Mick Jagger und Sophia Lauren ein luxuriöses Bett. Jetzt ist das Kempinski Hotel Bristol reif für den Denkmaltitel, meinen Baupolitiker des Bezirks. Aber es gibt auch Zweifel.

„Kempinski“ steht in großen Lettern über das Dach geschrieben. Dahinter schwebt ein unsichtbares Fragezeichen. Denn seitdem im Bauauschuss der Bezirksverordnetenversammlung eine Anfrage zum Abriss des berühmten Hauses zu diskutieren war, sieht man das 1952 erbaute Traditionshotel mit neuen Augen. Und man sieht es sogar auf eine Weise, dass SPD-Politikerin Christiane Timper von einem „Paradigmenwechsel“ spricht. Als Vorsitzende des Denkmalbeirats erklärte sie nun der Öffentlichkeit, weshalb das Kempinski Schutz genießen soll, nachdem man genau das Mitte der 90er-Jahre noch verneint hatte.

"Dynamische Grundform"

Damals sprachen die vielfachen Veränderungen am Gebäude, die im Laufe der Jahrzehnte das Gesicht veränderten, klar gegen die Ernennung zum Denkmal. Jetzt wird es gerade deshalb vielleicht zum ersten wandelbaren Denkmal Berlins. „Seine dynamische Grundform gilt es zu akzeptieren“, berichtigt Timper die alte Sichtweise. Man habe hier den Sonderfall eines Hauses „in ständiger Veränderung. Es wurde mehrfach überformt, bleibt aber klar erkennbar.“ Nie zuvor gab es ein Berliner Hotel mit Bad in jedem Apartment. Als einmalig gelten auch die Wendeltreppe und die große Empfangshalle ohne Stützen. Zudem sei die identitätsstiftende Wirkung des Kempinski für die City West nun vollends erwiesen. Und Stilbrüche wie die Biegung aus der Fasanenstraße hinein in den Ku'damm gelten inzwischen als Finesse.

Ein Urteil, dass Baustadtrat Marc Schulte (SPD) als „harten Schnitt“ bewertet. Spätestens, als die überdachten Schankterrassen am Ku'damm angefügt wurden, schien der Denkmalschutz ausgeschlossen, gibt er zu bedenken. „Und jetzt sollen wir das Kempinski schützen, weil es so dynamisch ist? Eine solche Sichtweise kennen wir bisher noch nicht“, äußert der Stadtrat Bedenken. Er müsse diesen Fall nun sehr gründlich mit dem Landesdenkmalamt beraten. Bis dahin bleibt die Würdigung des Kempinski offen.

Antrag gestellt

Gleichwohl will ein Antrag der CDU-Fraktion, den die Grünen und Piraten mittragen und auch fast alle Sozialdemokraten befürworten, dass Schulte das Gespräch im Sinne des Kempinski führt. Dieser Antrag übernimmt das Urteil des Denkmalbeirats und verweist auf die „geschichtliche, künstlerische, wissenschaftliche und städtebauliche Bedeutung“ des Hotels. „Wir sind der Auffassung, dass das Kempinski so erhalten bleiben soll wie es jetzt dasteht – nicht nur als Name“, nennt Arne Herz (CDU) seine Position. Dabei schwingt wohl auch die Befürchtung mit, dass das gefährlichste Szenario eintritt: der Ankauf des Kempinski durch einen Investor, mit dem Ziel, das Haus abzureißen und durch eine Einkaufspassage mit geringfügiger Hotelnutzung zu ersetzen.

An Shoppingmöglichkeiten am Kurfürstendamm besteht nicht gerade ein Mangel. Und gerade weil sich die Umgebung immer weiter kommerziellen Interessen unterwirft, sieht auch Volker Heise, der Architekturexperte der Grünen, das Kempinski als richtigen Kandidaten für einen verspäteten Denkmaltitel. Hier sei durch die Verwandlung der Umgebung ein Wert entstanden, der in den 90ern noch nicht deutlich war: Man müsse nun handeln, „weil jetzt erst auffällt, dass dieses Gebäude mit der runden Ecke am Ku'damm einmalig ist“. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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