Ordnung ins Chaos bringen
Studentenentwurf soll den Preußenpark räumlich und sozial neu ordnen
Auf Basis eines studentischen Entwurfs soll der heruntergekommene Preußenpark ab 2020 etappenweise umgestaltet und auf Vordermann gebracht werden. Die Begrenzung des zuletzt aus allen Nähten platzenden Thaimarktes gefällt nicht allen.
Fixerbesteck im Gebüsch, wenig einladene Ecken, immer mehr Ratten, Lärm, Müll, Schwarzverkauf auf dem Thaimarkt, mafiöse Strukturen unter den Händlern und in den vergangenen Jahren eine völlige Übernutzung – der Preußenpark ist „runter“. Zu lange wurde gegen diese Missstände nichts unternommen, das macht es jetzt nicht einfacher. Eine Umgestaltung soll den Park nun in klare Bereiche gliedern.
„Heimathafen“ ist die Grundlage
Damit soll die Durchsetzbarkeit von Regeln und Gesetzen erhöht werden. Die beste Idee dazu hatten die TU-Studierenden Lene Anne Sommer und Robin Schick, deren Entwurf „Heimathafen“ bei der öffentlichen Präsentation im Februar die meisten Befürworter fand. Nun hing der Plan bei den zusammengelegten Sitzungen des Umweltausschusses und des Ausschusses für Ordnungsangelegenheiten im Rathaus erneut aus.
Er komme den Zielvorgaben des Bezirks, den Park als Naherholungsgebiet zu schützen und gleichzeitig eine „halbwegs legale“ Lösung für den Thaimarkt zu finden, am nächsten, wie Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) sagte.
Studenten bleiben mit im Boot
Ein Landschaftsplanungsbüro soll nun auf Grundlage dieser Idee und unter Einbeziehung der pfiffigsten Details aus den anderen studentischen Arbeiten bis zum Spätherbst ein tragfähiges Gesamtkonzept erarbeiten. Smart: Sommer und Schick dürfen weiter mit an dem Projekt arbeiten. Ist das Konzept fertig, werde es im Preußenpark noch einmal ein Treffen geben, bei dem es der Öffentlichkeit vorgestellt und die letzten Anregungen von Nutzern eingesammelt werden. „Im Frühjahr 2020 wollen wir anfangen zu bauen“, sagte Schruoffeneger.
Die städtebaulichen Änderungen umfassen die Öffnung des Parks im Süden zum Parkcafé und Fehrbelliner Platz hin. Ein Weg führt diagonal durch das Areal, rauf in den Nordwesten zum Essensverkauf der thailändischen Community, dem Thaimarkt. Die Fläche ist 1000 Quadratmeter groß, liegt abgewandt von der Wohnbebauung in der Pommerschen Straße. Dort soll auch ein Multifunktionsgebäude errichtet werden, in dem 60 Marktmobile und das Geschirr außerhalb der Markttage sowie öffentliche Toiletten Platz finden. Den Spielplatz verlegten die beiden Studenten in die Mitte des Parks, eingefasst von reichlich Grün.
„Professionelle Caterer, die hier ihre Waren in Massen ankarren, sollen keinen Platz mehr haben“
Mit der Anzahl und Größe der mobilen Marktstände sowie der optisch und auch leicht topografisch abgegrenzten Fläche soll der in den vergangenen Jahren ausufernde Thai-Food-Markt auf das ursprüngliche Maß und den amateurhaften Betrieb zurückgeführt werden. „Professionelle Caterer, die hier ihre Waren in Massen ankarren, sollen keinen Platz mehr haben“, sagte Schruoffeneger. Der Markt ist für Familien gedacht, die mit der Zubereitung thailändischer Spezialitäten ihre Haushaltskasse etwas aufbessern. Für die morgendliche Ausgabe und das Einsammeln der Marktstände brauche es natürlich einen Betreiber. „Wir denken da an eine gemeinnützige Struktur, die auch gleichzeitig die Händler in rechtlichen Fragen beraten soll“, erklärte der Baustadtrat. Der neue Standort von Markt und Gebäude wird die Anwohnerschaft vom bisherigen Anlieferverkehr entlasten. „Wir haben auch nur dort Wasser- und Abwasseranschlüsse. Erstaunlicher Weise gibt es entlang der Brandenburgischen Straße im Parkbereich keine Abwasserkanäle“, ergänzte Stadtrat Arne Herz (CDU), Leiter des Ordnungsamtes.
Ab 2020 sind im Bezirkshaushalt drei Jahre lang jeweils 500 000 Euro für die Sanierung des Preußenparks eingeplant. „Wir wollen beim Thai-Food-Markt anfangen und uns dann durch den Park arbeiten“, kündigte Schruoffeneger an.
Ist die Touristenattraktion in Gefahr?
Das etappenweise Vorgehen machte einem Händler, der mit seiner Mutter seit einigen Jahren einen kleinen Stand betreibt, Sorgen, genauso wie die Begrenzung der Anbieter. „Wir wissen alle, dass aus einer dreijährigen Bauzeit gerne mal sechs Jahre werden. Kann der Verkauf 2020 stattfinden oder sind wir eingeschränkt?“, wollte er wissen. "Für viele war es dort wie in Thailand und deshalb so attraktiv. Ich befürchte, durch die Umstrukturierung und die Kosten für die Standmiete ist dieser Status in Gefahr." Schruoffeneger versicherte, dass der Verkauf durch die Bauarbeiten nicht beeinträchtigt werde. Er dürfe gern Attraktion bleiben – aber die Interessen der Anwohner müssten eben auch berücksichtigt werden.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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