Von der Betonpiste zum Paradies: Katharina-Heinroth-Grundschule vertraut auf kindliche Baukunst
Wenigstens der Gong wird so bleiben wie gehabt. Denn dass der krähende Hahn auf dem Schulhof die Pause pünktlich verkündet, darauf wollen sich die Kinder der Heinroth-Schule nicht verlassen. Aber Tiere müssen auf jeden Fall her. Am liebsten ein kleiner Zoo - das ging aus nahezu jedem der Entwürfen hervor, die sie im Rahmen des Projekts "Grün macht Schule" in die Tat umsetzten.
Erst grübeln, dann basteln. Das war die Reihenfolge. Und am Ende durfte jede Gruppe den anderen präsentieren, wodurch der ideale Schulhof der Zukunft in ihren Augen brillieren soll. Schon die häufig gebrauchten Begriffe "tropical" und "Paradies" verraten, wohin die Reise geht.
Fußballplatz, Kiosk, Kletterpark. Hier ein Baumhaus, da eine Rutsche, dort eine Couch. Ein Sitzkreis, an dem man Probleme klärt. Der "Traumschulhof" brilliert sogar ein eigenes Logo. Bunte Farben verdrängen das öde Grau. Da haben Sina, Rajan und ihre Freunde einen ganz ähnlichen Geschmack. Und neben dem Hühnerstall hätten sie gerne einen Teich mit Goldfischen. "Kann man da die Füße reinstecken?", fragt ein Mädchen. Marc erwidert: "Wenn die Schule das erlaubt, ja."
Selbst ein Plätzchen für das Spirituelle steht in einem der Modelle bereit: ein Chinesisches Tor. "Es bringt uns Inspiration zur Ruhe", erklärt sein Erfinder. Und damit ist ein Wort gefallen, das für den Umbau des Platzes durchaus wichtig wird: Ruhe.
Eben die wünschen sich lärmempfindliche Nachbarn und hielten dabei im Gespräch mit den Verantwortlichen auch nicht hinterm Berg. In Dahlem ließ der Investor Stofanel eine umstrittene Schutzwand gegen allzu lautes Kinderlachen errichten und ließ sich den Wall 350.000 Euro kosten. Ob es an der Heinroth-Schule solch drastische Mittel geben wird? "Wir wollen keine Mauern", versichert Manfred Dietzen, der Organisator vom Senatsprojekt "Grün macht Schule". "Unser Ziel ist es, Schallschutz dadurch zu erreichen, dass wir den Hof kleinteiliger gliedern und die lauten Bereiche in weniger störende Bereiche verlagern. Man muss Nachbarn ja nicht die größte Lärmquelle direkt vor das Schlafzimmerfenster stellen." Freilich werde ein Schulhof nie der Paradeort des Schweigens werden.
"Wir finden einen guten Kompromiss", glaubt Schulleiterin Ewa Kampes nach klärenden Gesprächen mit unglücklichen Nachbarn. Ab 2016 beginnen die Arbeiten, und der Weg vom tristen Betonplatz zum Spielbiotop gelingt nicht von heute auf morgen, sondern wird ein mehrjähriger Prozess.
"Wir können natürlich nicht alle Details realisieren. Aber wir nehmen einige der schönsten Ideen und setzen daraus das Machbare zusammen", verspricht Kampes den Kindern. Wie "tropisch" es mitten in Wilmersdorf zugehen kann, bleibt also offen. Das erklärte Ziel steht für die Direktorin jedenfalls fest: "Das wird der schönste Schulhof im Bezirk."
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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