Feldforschung zur Mittagspause
Ausstellung beschäftigt sich mit wiederkehrenden Ritualen auf dem Fehrbelliner Platz
Der Fehrbelliner Platz ist ein Knotenpunkt mitten in Wilmersdorf, der vom Durchgangsverkehr geprägt ist. Dort sind täglich Tausende Menschen auf dem Weg zur Arbeit. Sie kreuzen die Straßen und verschwinden dann in die umliegenden Verwaltungsgebäude. Stella Flatten beobachtete über einen langen Zeitraum den Platz und die Menschen. Was ihr dabei auffiel, zeigt sie nun in der Ausstellung „Mahlzeit“.
Es ist die Mittagszeit, in der die Personen sichtbar werden, die hier ihren Arbeitsalltag verbringen und den Stadtraum für ein paar Stunden zu einer belebten Piazza werden lassen. Der Fehrbelliner Platz ist dann ein bunter Marktplatz mit mobilen Küchenwagen, Stehtischen, Gerüchen und Stimmengewirr. Dieser wiederkehrende Moment im Tagesablauf der Berufstätigen wird mit der universalen Grußformel „Mahlzeit!“ ausgerufen.
Einzigartig im deutschen Sprachgebrauch
Dieser Gruß wird verwendet, um jemanden eine gute Mahlzeit zu wünschen oder einfach Hallo zu sagen, wenn man davon ausgeht, dass diese Person gerade isst oder gegessen hat. Das ist einzigartig im deutschen Sprachgebrauch. Auch auf den Fluren der umliegenden Gebäude sowie auf den Straßen und Plätzen am Fehrbelliner Platz erklingt in der Mittagszeit hundertfach das freundliche „Mahlzeit!“. Die Mittagspause findet meist draußen statt und es kommt Bewegung auf. Man isst und sieht sich, teilt für einen Moment Raum und Zeit in dieser Begegnung.
All das hat die Stadtgeographin und Künstlerin Stella Flatten gemeinsam mit der Architektin Alkistis Thomidou und Filmemacherin Christina Voigt in ihrer Feldforschung beobachtet und ihre Beobachtungen in Zeichnungen auf Stoff sowie in Film- und Tonaufnahmen festgehalten. Die Ausstellung zeigt die Menschen und Architektur in Bewegung und baut Sitzgelegenheiten für den Außenraum und lädt dazu ein, sie gemeinsam zu nutzen. „Mahlzeit!“ beschäftigt sich mit dem wiederkehrenden tageszeitlichen Wechsel der Nutzung des öffentlichen Raums und seines ebenso spurlosen täglichen Verschwindens. Es werden die Protagonisten in den Mittelpunkt gestellt und festgehalten, wie sich ihr Aufeinandertreffen gestaltet, was es dafür an diesem besonderen Ort in der Stadt braucht und was den Platz zu etwas Besonderem macht.
Die Ausstellung ist noch bis zum 24. November in der Kommunalen Galerie am Hohenzollerndamm 176 zu sehen. Geöffnet ist dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, mittwochs von 10 bis 19 Uhr, sonnabends und sonntags von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen gibt es auf kommunalegalerie-berlin.de/ausstellungen/mahlzeit.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.