Comic, Graphic Novel und Skulptur
Ausstellung gibt Einblick in die Geschichte und Entwicklung der Comic-Kunst
Was für viele Menschen ein ewiger Wunsch bleibt, ist in der Welt der Comics kein Problem: ein zweites Leben oder eine zweite Persönlichkeit oder gar einen Stellvertreter für sich selbst zu kreieren. In einer neuen Ausstellung in der Kommunalen Galerie Berlin präsentieren fünf Künstlerinnen ihre Alter Egos.
Comic-Künstler verbringen nicht nur Stunden, sondern sogar Jahre mit einem Werk und demnach auch mit ihren Charakteren. Da kann eine selbst entwickelte Figur schon mal zu einem Teil der eigenen Identität werden. In der neuen Ausstellung in der Galerie am Hohenzollerndamm nehmen die Künstlerinnen Janne Marie Dauer, Nele Brönner, Malwine Stauss, Ulli Lust und Mia Oberländer ihre Schutzhülle ab und geben intime Einblicke in das, was sie bewegt. Sie zeigen auch, dass grafische Erzählungen nicht immer nur auf Papier passieren, sondern auch in Form von Skulpturen und Malereien entstehen können.
Comics haben es in Deutschland nicht leicht, sich als eine Kunstform zu etablieren. In den 1950er-Jahren wurde den Comics von Politik und Pädagogik ein Schmuddelimage verpasst. Anspruchsvolle Verlage weigerten sich, sie zu publizieren. Die meisten der gezeichneten Geschichten kamen aus Amerika. Erst ab 1968 änderte sich das, als in der Berliner Akademie der Bildenden Künste eine Comic-Ausstellung gezeigt wurde. Doch die Meinungen blieben gespalten. Immerhin entstanden die ersten spezialisierten Comic-Läden. Und 1984 wurde der Internationale Comic-Salon in Erlangen ins Leben gerufen. Alle zwei Jahre wird dort der Max-und-Moritz-Preis verliehen, der zu den wichtigsten Auszeichnungen für grafische Literatur im deutschsprachigen Raum zählt. Als der Rowohlt-Verlag Ende der 1980er-Jahre Art Spiegelmans „Maus“, ein Comic über den Holocaust, übersetzte, zeigte sich, dass Comics nicht nur triviale Unterhaltung sein können, sondern auch eigenständige künstlerische und sehr anspruchsvolle Themen aufgreifen.
Heute sind die Zeiten der heimlichen Duldung, Ablehnung und Geringschätzung von Comics in Deutschland vorbei. Sie haben Einzug in die Lehre und an Schulen gefunden, um Wissen zu vermitteln. Inzwischen werden Comics auch ausgestellt. Mit ihrer Ausstellung will die Kommunale Galerie Berlin nicht nur dazu beitragen, Comic-Künstler auf ihrem Weg zu unterstützen. Die Ausstellung soll auch dafür sorgen, dass sich die kulturelle Akzeptanz, Comics als Kunstform zu sehen, weiter verstärkt und nächste Generationen prägt.
Das soll auch mit dem Rahmenprogramm zur Ausstellung erreicht werden. Gleich am Sonnabend, 27. April, findet von 11 bis 17 Uhr ein Graphic Novel Workshop mit Janne Marie Dauer statt. Dann zeigt die Künstlerin, wie Charaktere und Narrationen als Alter Ego entwickelt werden. Anmeldungen sind per E-Mail an kommgal@charlottenburg-wilmersdorf.de oder telefonisch unter ¿902 91 67 04 möglich. Am Mittwoch, 8. Mai, ist um 18 Uhr eine Kuratorinführung geplant. Eröffnet wird die Ausstellung am Freitag, 26. April, 18 Uhr. Beendet wird sie mit einer Finissage am Sonntag, 9. Juni, 15 bis 17 Uhr.
„Alter Ego – Comic, Graphic Novel, Skulptur“ vom 27. April bis 9. Juni in der Kommunalen Galerie im Hohenzollerndamm 176. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 10 bis 17 Uhr, mittwochs 10 bis 19 Uhr, sonnabends, sonntags und an Feiertagen 11 bis 17 Uhr. Eintritt frei. Weitere Informationen auf www.kommunalegalerie-berlin.de.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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