Das Nordlicht unter den Kirchen: neuer Pfarrer im dänischen Gotteshaus
Wilmersdorf. Eckig, ehrlich, nordisch: Die Dänische Christianskirken in der Brienner Straße 12 erlebt in diesen Tagen die Amtseinführung ihres neuen Pfarrers. Und zu Heiligabend erwartet man volle Ränge vor einem überraschend modernen Wandgemälde.
Kleine Villen, mittelgroße Villen, schmale Gärten. Kaum eine Mensch zieht durch die verschwiegenen Straßen dieses Viertels. Da will auch ein Haus Gottes nicht protzen. Und weder der erste noch der zweite Blick genügt, um den schlichten, pavillonartigen Quader im Rücken des Wilmersdorfer Rathauses als Glaubenszentrum der Dänischen Gemeinde Berlins zu erkennen.
Das ist sie also, die Dänische Christianskirche, ein Stück Heimat für etwa 3000 Staatsbürger des skandinavischen Königreiches, die es nach Berlin verschlug.
Sachlicher Bau
Sachlichkeit zieht sich bis in den letzten Winkel, statt sakraler Elemente prägt das Bild ein reich bestückter Bücherschrank. Und ein Regal, das zu den meistverkauften Stücken eines schwedischen Möbelhauses gehört, trägt ein rotes Pferd.
Unter der Holzdecke, die einen würzigen Duft verströmt, dominieren einfache Stuhlreihen vor einem leuchtend bunten Wandbild, das sich die Gemeinde vom Künstler S.G. Katz gestalten ließ. Ein Stück, das auch in einer modernen Galerie nicht fehl am Platz wäre.
Doch Pfarrer Jens Frederik Olsen will hier nichts verkaufen. Er weist den Weg zu Gott. Ganz neu in Berlin angelangt, erhält Olsen Unterstützung von Küsterin Bente Schörbach, die fließend Deutsch spricht und 300 aktive Kirchenmitglieder regelmäßig empfängt. „Es sind meist Studenten und junge Menschen.“ Damit der Betrieb nicht ins Stocken kommt, ist die Gemeinde auf Spenden angewiesen. „Aus Dänemark bekommen wir nur 70 Prozent des Pfarrergehalts. Den Rest müssen wir uns erarbeiten“, verdeutlicht Bente den Bedarf. Weit über die Nachbarschaft hinaus bekannt ist ein jährlicher Adventsmarkt. Aber auch zu anderen Anlässen sind finanzielle Zuwendungen mehr als willkommen.
Bevor der Kirchenneubau 1967 in der Brienner Straße entstand, spielte das Gemeindeleben in der heutigen Stresemannstraße, wo man das Grundstück schließlich an die Post verkaufte.
In Wilmersdorf angelangt, freuten sich die Dänen über ein Geschenk des Verlegers Axel Springer: Er sorgte dafür, dass man eine Orgel bekam. „Altarbild, Taufstein und Kirchenglocke sind Originale aus der früheren Kirche“, erzählt Pfarrer Olsen von einer Fortführung der Geschichte. Erst seit dem dritten Advent im Amt, darf Olsen nun den traditionellen Weihnachtsgottesdienst bestreiten und empfängt an Heiligabend um 16 Uhr die Gläubigen. Wer verstehen will, was hier gesprochen wird, sollte aber des Dänischen mächtig sein. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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