Deutsch-koreanisches Duett: Frauenmuseum stellt in der Kommunalen Galerie aus
Wilmersdorf. „Scheinbar offensichtlich“ nennt sich die neue Doppelschau zweier Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Es geht um Schiefer, Balance und Gewohnheiten des Sehens. Erst recht um die Stellung der Frau im Kunstgeschäft.
Yuni Kim und Dagmar Weissinger betraten die Welt der Kunst auf verschiedenen Kontinenten. Sie kamen nun zusammen als Vertreterinnen zweier Generationen. Zwei Frauen, zwei Stile, eine Schau. „Scheinbar offensichtlich“ ist eine Ausstellung, die davon erzählt, wie eine junge Frau aus Südkorea, Jahrgang 1984, und eine Grand Dame der Berliner Kunst sich arrangieren mussten.
In der Kommunalen Galerie verschmelzen Kims Installationen und Weissingers Skulpturen zu einem Ganzen. „Ein Mit- und Gegeneinander“, wie Kunstwissenschaftlerin Barbara Höffer zur Ausstellungseröffnung bestätigen konnte. „Der Raum scheint fast die Balance zu verlieren."
Schiefer als Werkstoff
Solide und schwer lagern allerdings drei Werke Weissingers im Mittelpunkt des Geschehens: Da lässt sie beim Objekt „Landschaft“ Glasscheiben einen steinernen Block zerschneiden. Da setzt sie eine schwarze Kugel in Kontrast zu kantigen Klötzen. Und da krönt sie einen Block aus hölzernen Bohlen mit einer Scheibe aus ihrem allerliebsten Werkstoff: dunklem Schiefer.
Eher zart und hintergründig schmiegen sich Kims Arbeiten an die Wände, setzen einen Gegenakzent zum Gewicht von Stein und Holzarbeiten im Zentrum. „Leben durch Tod“ heißt eine Arbeit, die eine Blumenvase auf dem Kopf stehen lässt, wobei ein Holzbrett Pflanze und Gefäß zerteilt. Und bei der Skulptur „Eins“ handelt es sich eigentlich um etwas Zweifaches: Eine Feder wirft ihren Schatten auf eine Leinwand und schimmert zugleich durch die Trennwand hindurch.
Museum ohne festen Ort
Was man davon halten mag? Besucher sollen selbst entscheiden. Es lohnt sich aber zweierlei zu wissen: Diese Schau entstand durch die Partnerschaft der Kommunalen Galerie mit dem Frauenmuseum Berlin – einer Einrichtung, die selbst keine Heimstätte besitzt. „Wir sind immer auf Wanderschaft“, erklärt Leiterin Rachel Kohn das Gastspiel am Hohenzollerndamm. Zugleich erzählt die Schau auch vom Bestehen der weiblichen Kunst in dieser Männerdomäne. „Chancengleichheit ist in der Kunst und den Medien noch immer nicht gegeben“, bedauert Kulturstadträtin Heike Schmitt-Schmelz (SPD). Obwohl mehrheitlich Frauen kreativ sind, sind die Galerien männlich dominiert. Und der Einkommensvorsprung der Herren liegt gegenüber Frauen bei über 30 Prozent. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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