Drama in den Reemtsma-Hallen: Filmschauspielschule zieht in die Zigarettenfabrik

Lichtblick: Talente der privaten Schauspielschule proben nach dem Aus in Charlottenburg nun dort, wo einst Zigaretten vom Band liefen. | Foto: Filmschauspielschule / Dirk Lässig
3Bilder
  • Lichtblick: Talente der privaten Schauspielschule proben nach dem Aus in Charlottenburg nun dort, wo einst Zigaretten vom Band liefen.
  • Foto: Filmschauspielschule / Dirk Lässig
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Schmargendorf. Neustart am Industrie-Standort: Als ein Verbleib der Filmschauspielschule Berlin an ihrem Stammsitz unmöglich war, fand sie im früheren Reemtsma-Werk ein neues Quartier, an dem man eines nie mehr fürchten muss: Mangel an Platz.

Es war einmal eine riesige leere Schachtel. Und eine kreative Truppe auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Dass die Filmschauspielschule Berlin ins brachliegende Reemtsma-Zigarettenwerk an der Mecklenburgischen Straße zog, gehört zu den besten Nachrichten, die man sich diesen Herbst in der Berliner Kreativszene weitersagt. Damit entbrennt erneut eine Debatte, wie sich die Politik zu diesem unterschätzten Entwicklungsareal verhalten soll.

„Wir haben die Fabrik nicht erworben, um darin spazieren zu gehen.“ Dieser Satz stammt von Stephan Allner, dem Hausherrn des Werks und Geschäftsführer des Unternehmens Wohnkompanie. Seit 2011 arbeitet man daran, das gewaltige Erbe der Industrie in eine sinnvolle Nutzung zu überführen. Am liebsten wäre Allner die Schaffung von Wohnungen – bis zu 1500 Einheiten wären hier theoretisch denkbar, wenn die Politik dem Unternehmen alle Freiheiten ließe. Doch zuletzt verhielt es sich im Gegenteil sogar so, dass der Bezirk den Standort für eine mögliche Rückkehr der schweren Industrie vorhalten will und auf die Umrüstung der Hallen zu Wohngebäuden verzichtet.

Lagerfläche und Bühnen

Bereits bei einem Rundgang im Sommer mit Abgeordneten der CDU ließ sich erahnen, dass dennoch wieder Leben einkehrt in und um die 150 000 Quadratmeter großen Bauten. Da Bürofläche in Berlin ebenfalls zusehends knapper wird, kann die Wohnkompanie auch dieser Nachfrage entsprechen. Das Bedürfnis nach Lagerfläche stillt man sowieso. Oldtimer, das Hab und Gut von Laubenpiepern aus der Kleingartenkolonie Oeynausen – all das findet im Werk mühelos Platz.

Damals schritt auch Norbert Ghafouri als Leiter der Filmschauspielschule mit der Delegation von einer Halle zur nächsten und unterzog das Vorhandene einer optischen Prüfung. Ernst waren seine Blicke deshalb, weil die Schule sich damals in einer bitteren Situation befand: Die alte Bleibe in der Charlottenburger Helmholtzstraße war nicht mehr zu bezahlen. 30 Prozent Mieterhöhung – zu viel. Ein Ausweichstandort? Kaum zu finden. Also hieß die Frage: Taugt das Werk als Bühne? Offenbar schon. Gleich drei Spielstätten hat die Schule inzwischen eingerichtet.

In den vergangenen drei Monaten schuf man neben den Unterrichtsräumen für die angehenden Schauspieler im Bürotrakt des Werks auch das Off-Theater Blackboxx in einer der ehemaligen Produktionshallen. Gleich nebenan entsteht in dem ehemaligen Kinosaal des Zigarettenherstellers, der total entkernt wurde, ein weiterer Saal. „Mit dem ehemaligen Kino, dem Theater Blackboxx und unserem Foyer, in dem wir regelmäßig öffentliche Lesungen und Liederabende durchführen wollen, haben wir auf dem Reemtsma-Areal künftig drei Spielstätten, in denen unsere angehenden Schauspieler ihre Kunst unter Beweis stellen können“, freut sich Ghafouri. „Das sind ideale Voraussetzungen für uns, da wir so die verschiedenen Situationen im Berufsleben der Schauspieler nachbilden.“ Wer Präsentationen seiner Schützlinge erleben will, muss im übrigen keinen Eintritt zahlen. „Über eine Spende freuen wir uns aber.“ tsc

Das aktuelle Programm der Schule finden Sie im Internet unter www.filmschauspielschule.de.
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 863× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 378× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 710× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 784× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 357× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.